Ich dachte, dass ich ihm vorgestern ein unwiderrufliches Exempel statuiert hatte, indem ich ihn offensiv mit Anschuldigungen (von denen ich keine zurücknehmen würde) bombardierte. Ich war mir ehrlich sicher, dass das Auseinandergehen unseres Gesprächs ihn mir endgültig vom Leib halten würde und ich ohne ihn eine Baustelle weniger zu bewerkstelligen hätte, jedoch war ich mir auch sicher darin, dass ich mich mit der Zeit an mehr erinnern würde, um die enorm großen Fragezeichen wegradieren zu können. Pauschal lässt sich also festhalten, dass mein Denkvermögen im Arsch ist.
Denn als ich schnurstracks zu meinem Spind wollte, um mir meine Sportschuhe für die nächste Stunde zu holen, spürte ich wie jemand nach meinem Oberarm griff und ich mich impulsiv versteifte. Ich nahm meinen Namen wahr und löste mich abrupt aus dem Griff, wobei der Druck sich statt sich zu vermindern, fast glühend an meiner Haut zog. Irritiert drehte ich mich und dachte, ich würde gleich wahnwitzig anfangen zu lachen als ich in Louis ruhevolles Gesicht schaute. Ungehalten fragte ich ihn, was er denn jetzt schon wieder wollte und ließ ihn dabei hoffentlich jedes, schlummernde Fünkchen Wut spüren, was er in mir hervorrief. Augenblicklich ärgerte ich mich darüber, ihn nicht kräftiger weggedrückt zu haben, um mich seinem Händedruck zu entwinden.
Ich erwartete, dass er vielleicht jetzt einknickte oder zumindest so viel Anstand besaß, mich das denken zu lassen, doch wurde mir wiederholt vor Augen geführt, dass der Junge voller Überraschungen steckte als sein Tonfall meinem ungeheuerlich ähnelte. "Ich will nichts weiter, als mich mit dir zu unterhalten - nicht lange.", bestand er, woraufhin ich ihn entgeistert anstarrte während ich mich fragte, wo er sich das Recht nahm, so mit mir zu reden. Ich wollte ehrlich wissen, aus welchem Grund er mich nicht einfach in Ruhe lassen konnte, denn verstehen tat ich auch nicht, was er sich von seinen Überfällen erhoffte.
Anstatt auf seine Worte einzugehen, fing ich an zu fluchen- ich verstand ihn nicht. Verdammt, er sollte froh sein, dass ich ihn nicht anzeige und tut trotzdem nichts weiter als mich mit seinem Auftreten zu provozieren. "Was ist falsch bei dir?", fragte ich ihn und trotz Rage, empfand ich den Versuch das Zusammenzucken in seinem Gesicht zu vertuschen in gewisser Weise als Beifall und da war es auch wieder, das vorrausgesagte Einknicken. Seine Stimme klang im Vergleich zu eben fast schon piepsig und war nicht lauter als ein Murmeln als er meinte, er wollte doch bloß ein einziges Gespräch. Doch nichts auf dieser Welt würde mich dazu bewegen, ihm länger als nötig ins Gesicht sehen zu müssen. "Warum sollte ich mit dir reden wollen?", entgegnete ich mit verengten Augen und schien nicht zu bermerken, wie nah ich ihm eigentlich stand.
"Weil du das alles nicht verstehst.", schoss es aus ihm heraus, wobei seine Stimme mittendrin abbrach.
"Was soll ich daran nicht verstehen?", fragte ich vorwurfsvoll und wünschte, er würde einfach leise sein und mich alleine lassen. "Du bist ein Arschloch. Ende."
Seine Mimik änderte sich schlagartig und er sah mich beinahe ungläubig an. "So willst du das also einfach stehen lassen?", brachte er heraus und schien seine Stimme allmählich wiederzufinden. "Mich als Arschloch und kranker Bastard in irgendeine Schublade zu schieben, fällt dir ziemlich leicht."
Ich hatte es verdammt noch mal satt. Ich hatte es satt hier vor ihm zu stehen und mich irgendwie rechtfertigen zu müssen, nicht mit ihm sprechen zu wollen. Es hatte klipp und klar keinen Zweck mit ihm zu diskutieren, denn ich wollte ja nicht einmal auf, dass wir auf den selben Nenner kommen. Das Einzige, was ich wollte ist das stille Kompromiss, mich nicht mit ihm im selben Raumen befinden zu müssen, doch nicht einmal diese äußerst rücksichtsvolle Alternative schien ihn zu interessieren.Mir fiel nicht auf, dass meine Hände angefangen hatten, zu zittern. Erst als ich ihm mahnend den Zeigefinger hinhielt, beobachtete ich das fast unmerkliche Beben. "Du bist Schuld an dieser ganzen Scheiße!", keifte ich und wollte mich gerade ans Gehen wenden, doch Louis stellte sich grob vor mich, um mir den Weg zu versperren. Meine Hand wurde zur Faust als ich ihm in seine blauen Augen schaute und ich dachte, dass nun wirklich der Augenblick gekommen sei an dem ich meine Jungfräulichkeit bezüglich Schlägereien auf Schulfluren verlieren würde, jedoch waren es nur wenige Sekunden, die er vor mir stand.
"Sag mir eins.", sagte Louis ungalant und hielt meinen Blick stand. "Wieso hast du ihnen zugehört und mir nicht, Hazza?"
Bevor seine Worte ganz zu mir durchdringen konnten, war da auch schon Alec, der sich zwischen mich und ihn gedrängt hatte und auf Louis herabsah. Er schien Louis ganz gleich wie ich am liebsten an die Gurgel gehen zu wollen. Louis aber hinderte ihn an seinem Vorhaben, indem er beschwichtigend seine rechte Hand hob. Ich hörte ihn seufzend murmeln, dass er sich nicht die Mühe machen brauche ehe er sich schnellen Schrittes von uns entfernte.
Und so sehr ich mich bemühte, es nicht zu tun, konnte nicht es verhindern, mich ein letztes Mal nach ihm umzusehen und erkannte noch wie er die Tür aufgewühlt aufzog und draußen verschwand.
Nahezu besitzergreifend hakte Rose sich bei mir ein, so dass ihr Unterarm auf meinem ruhte. Alec dagegen verengte seine Augen zu Schlitzen während ihm ein aufgebrachtes Schnauben entwich. "Spast.", zischte Alec und verdrehte seine Augen während Rose den Schulflur entlang ging und mich neben sich herzog. Verärgert suchte ich den Blick der beiden als versuchte mit ihnen Schritt zu halten. "Kann mir jemand vielleicht sagen, was der Kerl von mir will?", platzte es aus mir heraus, woraufhin Alec brummig den Kopf schüttelte. "Vergiss es.", winkte Alec ab und starrte geradeaus. "Der ist nicht zu retten." Roses braune Augen lagen derweil auf mir und sie hing betont an, dass es am wichtigsten sei, dass ich das nächste Mal einfach weg gehen solle, da Louis nur Müll labere. "Hör auf sie.", pflichtete Alec ernst bei und sah kurz zu Rose, die seinen Blick erwiderte ehe die Schulklingel unser Gespräch auch schon übertönte.
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Remember You I Larry Stylinson
FanficEs ist schwer, jemanden zu vergessen, der dir so viel zum Erinnern gab. geschrieben von @ItsDizzy und @emuliert