Hot

1.4K 48 5
                                    


Ich erwachte in einem dunklen Raum. Das Feuer war ausgegangen und lediglich die Glut erleuchtete den Raum durch kleine glühende Klumpen. Verwirrt schaute ich mich um, nur um überrascht auf den Boden zu plumpsen. Wie um alles in der Welt war ich auf das Sofa gekommen? Und warum war ich in eine Decke gewickelt wie ein Kleinkind? 

Zugegeben, ich hatte so gut geschlafen wie lange nicht mehr, doch ich kam nicht umhin mich zu wundern. Vielleicht hatte Vater mich gefunden und vom Boden gehoben. Vielleicht war ich auch aufgewacht und hatte mich gemütlicher hingelegt.

Es musste spät sein, also beschloss ich mein Nickerchen weiter auszudehnen und ins Bett zu gehen. Auf dem Weg die Treppen hoch gähnte und streckte ich mich. Mein Kleid war eng und schnürte mich ein, also löste auf dem Weg nach oben ein Teil der engen Schnüre und entfernte das Oberkleid. Eindeutig besser. 

Was wäre es doch nur für eine Welt, in der Frauen ebenfalls so leichte Oberteile tragen dürften wie die Männer. In der es akzeptabel wäre, in leichten Kleidern und luftigen Röcken nach draußen zu gehen. Den Wind in den offenen Haaren zu spüren und die Sonne auf der nackten Haut.  Ich seufzte sehnsüchtig, während ich die schweren Stoffschichten auf meinen Armen nach oben trug. Gedankenversunken, von einer anderen Welt träumend, schlich in den Flur entlang auf dem Weg zu meinem Zimmer.

Dabei kam ich an James Zimmer vorbei. Seine Tür war ein Spalt weit geöffnet und Licht drang auf den Flur. Ich hätte wahrscheinlich einfach vorbei in mein Zimmer gehen sollen, doch meine, mein so oft in Schwierigkeiten bringende Neugierde, siegte. Leise schlich ich näher an die Tür und lauschte dem Treiben im inneren des Zimmers. Ich hörte Holz knatschen und Papier rascheln.

Wahrscheinlich saß James an seinem Schreibtisch und arbeitete an seinen Zeichnungen. Seit ich mich erinnern konnte, hatte James ein Talent für Kunst gehabt. Obwohl seine Hände mit ihrer Rauheit eher denen eines Arbeiters, als denen eines Künstlers ähnelten, folgten sie schmalen Linien in feinmotorischen Bewegungen und zauberten Portraits in Sekundenschnelle. Er stöhnte auf und Papier raschelte erneut.

"Verdammt nochmal, hör auf damit...", grummelte er.

Neugierig geworden, was ihn in Unbehagen stützte, schlich ich näher an die Tür und warf einen Blick ins Zimmer. Den Kopf in seinen Hände gestützt lehnte er an seinem Schreibtisch und raufte sich die Haare.

"Schlag es dir aus dem Kopf und gut ist" nuschelte er weiter, schmiss die Kohle auf den Schreibtisch, dass sie brach und strich sich übers Gesicht.

Etwas schien ihn wirklich zu beschäftigen. Seine Haare standen nun wild in alle Richtungen und er stand von Unruhe getrieben auf. Sein Stuhl kratzte über den Boden und machte ein schleifendes Geräusch. Decken raschelten.

"Was machst du da?" fragte eine Frauenstimme aus Richtung seines Bettes. 

Moment was?! 

Mein Herz rutschte mir in die Eingeweide und eine heiße Woge roten Feuers schlug über mir nieder und drängte sämtliche Luft aus meinen Lungen. Ich schlich näher an die Tür, sodass ich einen besseren Einblick in den Rest des Zimmers bekam.

James drehte sich zum Bett...  Und damit mehr in meine Richtung und setzte ein Lächeln auf. Erst jetzt konnte ich sehen, dass er unter der Decke, welcher er über seine Schultern gelegt hatte, lediglich ein Nachthemd trug.

Der tiefe Ausschnitt betonte seine Schlüsselbeine und muskulöse Brust, welche ich vor ein paar Stunden noch mit meinem Finger zu punktieren versucht hatte. Vielen anderen wäre das Hemd wahrscheinlich durch den weiten Ausschnitt von den Schultern gerutscht, doch James füllte es mit Brust und Nackenmuskeln, die ich bei ihm niemals erwartet hätte. Außer seinem Hemd trug er nichts. Kein Beinkleid, ziemlich sicher keine Unterwäsche. Zwar verdeckte das Hemd durch seine Länge sein Geschlecht, doch der weiße Stoff zeichnete sich an manchen Stellen stark genug ab, auf das ich sehen konnte, was verdeckt sein sollte.

Die Erkenntnis trieb mir den Sauerstoff aus der Lunge. 

Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Die nächsten Schläge die es tat, stachen mit einem Verlangen und einer Eifersucht, die mich unerwartet trafen und beinahe in die Knie gehen ließen. Es ließ mich rot sehen und den Raum im Tempo meines schnellen Herzschlages pulsierend verschwimmen.

"Ich wollte dich nicht wecken, bitte entschuldige!"

Er bewegte sich weiter aufs Bett zu, auf das ich sein Muskelspiel bei jeder Bewegung beobachten konnte. War er eben noch gestresst und gehetzt gewesen, wirkte er jetzt auf den ersten Blick entspannter, ja geradezu fröhlich. 

Doch ich kannte ihn besser. 

Ich sah seine angespannten Schultern und den gehetzten Blick in seinen Augen. Je näher er dem Bett kam, desto mehr musste ich meine Position an der Tür anpassen und mich damit auch mehr und mehr ins Sichtfeld stellen, um weiter alles sehen zu können.

Kaum sah ich das Bett, wünschte ich mir, ich wäre zuvor einfach ohne innezuhalten in meines gegangen. Dann würde ich jetzt schön in heiliger Unwissenheit meinen seeligen Schlaf bekommen. Stattdessen sah ich in James Bett ein nacktes Mädchen sich zwischen den Laken räkeln und wurde von so vielen Gefühlen gleichzeitig überrannt, dass mir das Atmen schwer viel. Da war die wahnsinnige mich heiß und säuerlich einnehmende Eifersucht. Die Scham, eine nackte fremde Person in einer eindeutigen Situation zu erwischen. Und natürlich das komplett unangebrachte Verlangen nach James.

Das Mädchen - oder wohl eher die Frau - in seinem Bett setzte sich auf und war James einen koketten Blick zu. Kerzenschein vom Nachttisch beleuteten sie von der Seite, zeichneten ihre weiche und feminine Silhouette. Das restliche Bettlaken war ihr von den Schultern gerutscht und zeigte sie weitestgehend nackt.

"Komm zurück ins Bett!" hauchte sie mit tiefer Stimme.

Dabei strich sie sich ihre langen, dunklen Haare hinters Ohr und über die Schulter, während sie sich dabei weiter verführerisch auf dem Bett positionierte und ihre Brust herausstreckte.  James Blick streifte über ihren Körper, folgte ihren Bewegungen und blieb hungrig an ihren nackten Brüsten hängen. Die Frau stemmte sich auf ihre Waden hoch, sodass sie nun näher und beinahe auf Augengröße mit James war. Selbstsicher strich sie mit ihren Händen seine Brustmuskeln entlang und verschränkte sie anschließend in seinem Nacken. Dann zog sie ihn näher zu sich heran und verwickelte ihn in einen intensiven und innigen, wilden Kuss. Ihr Brust schmiegte sie dabei an seinen Oberkörper, wahrscheinlich durch den dünnen Stoff spürbar. Seine Wirkung ließ sich an James aufwärts bewegendem Hemd sehen.

Der Anstand wollte, dass ich weg schaute. Aber ich wollte nicht.


Where The Lightning StruckWo Geschichten leben. Entdecke jetzt