Shattered

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Meine freie Hand legte sich wie selbstverständlich auf seine Brust und wanderte seinen Weg hinauf an seinem Hals in den Nacken ehe sie in sein vollen Haaren sein zuhause fand. Die andere krallte sich weiter in das Hemd. Ich versuchte ihn näher zu ziehen und die Distanz zwischen uns zu überbrücken, doch ich hatte das Gefühl ihn nicht greifen zu können. Jeder Zentimeter der uns voneinander trennte war doch zu viel. Doch der Ursprung dieser Distanz ließ sich nicht durch Überbrückung des physischen Raums entfernen. Sein Geist war noch immer Meilen von mir entfernt was mich dazu brachte ihm körperlich noch verzweifelter näher zu kommen, ihn hinter seinen innerlich erbauten Mauern hervor zu locken zu wollen. 

Doch so sehr er meinen Körper auch in Schwingungen brachte, hinter meinen geschlossenen Augen blitzte immer wieder das Bild von ihm auf, wie er mich am Abend zuvor angesehen hatte. Kalt, abweisend, desinterssiert. Geradezu verabscheuend.

Wütend und verzweifelt presste ich meine Lippen, meinen Körper noch stärker an ihn, versuchte die Bilder vom Vorabend und die mich schimpfende Stimme meines Unterbewusstseins zu übertönen. Unter dem enggeschürten Stoff des Kleides konnte ich seinen Körper an mir spüren. Auch wenn ich vor kurzem erst gesehen hatte, was sich alles unter James Kleidung versteckte, so war es doch etwas anderes ihn jetzt so nah zu spüren.

Seine Brust und Bauchmuskeln waren fest und hielten mich in aufrechter Position, lag ich doch beinahe mit meinem kompletten Körpergewicht gegen ihn. Meine Hand auf seiner Brust wanderte gierig weiter, interessiert daran noch mehr zu entdecken. Gedankenverloren folgte ich mit den Fingern der Spur seines Schlüsselbeines unterhalb des Hemdes entlang über seine Brust, wobei seine Brustwarze sich durch die Berührung meinen kalten Fingern entgegen reckte. Ein tiefes Grummeln brachte seinen Brustkorb unter mir zum Beben. Überrascht stellte ich fest, dass seine Reaktion auf meine Berührungen auch mich nicht kalt ließen und ich erschauderte.

James stand mir währenddessen nicht länger passiv gegenüber. Einer seiner Arme schlang sich um meine Taille und zog mich näher zu sich, überbrückte die letzten Zentimeter, sodass mein Körper sich noch enger und perfekt positioniert an seinen schmiegte. Die geschlossenen Augen hatten den Effekt, dass ich alles noch intensiver spüren konnte. Unsere Lippen lagen nicht länger sanft aufeinander: Sie kämpften. 

Um Platz, um das Vorrecht die Kontrolle zu behalten. Dabei entwickelte sie ein Eigenleben und purer Instinkt übernahm das Handeln. Mal wieder. Wütend und unkontrolliert spürte ich seine Zähne gegen meine Unterlippe stoßen, wobei er mein überraschtes keuchen nutzte um die Oberhand zu bekommen. Seine Zunge glitt in meinen Mund und nahm es sich nicht, noch mit meiner Unterlippe zu spielen, ehe James sie zwischen seine Zähne zog und mehr oder minder vorsichtig an ihr knabberte.

Leichtes Ziepen sannte einen erneuten feurigen Impuls durch meine bereits gereizten Nervenbahnen, sodass mir heiß und kalt zu gleich wurde und meine Knie ein wenig einknickten. Ich begann zu vergessen wie man aufrecht stand. Paralell zu seiner Zungenarbeit nutzten James Hände die Gunst der Stunde: Gierig wanderte seine linke Hand meine Seite nach oben entlang an meinem Brustkorb und hinterließ eine brennende Spur, wobei er es sich nicht nehmen ließ über die zarte, durch die Korsage hervorgehobene Haut meiner Brüste mit den Rückseite seiner Fingerknöchel zu streichen. Meine geschlossenen Augen flatterten auf und blickten überrascht in James dunklen, starren Blick, ehe sich unsere Lippen trennten und ich meinen Kopf zurück zog um nach Luft zu schnappen.

Während eine seiner Hände mit meiner Vorderseite beschäftigt gewesen war, strich die andere meinen Rücken entlang nach oben über meinen Nacken. Anstatt wie erwartet seine Finger durch meine Haare fahren zu spüren war er jedoch mit kalten Fingerspitzen den Kragen meines Kleides entlang gefahren und hatte seine Finger über die feine Haut des Halses streichen lassen.

Mein Herz raste und ich war mir sicher, James könne den Pulsschlag an seinen Fingern spüren. Mir war schwindelig und ich hatte das Gefühl nicht genügend Sauerstoff zu bekommen, wobei ich entweder James oder das zu enge Kleid beschuldigen wollte. Wie gerne hätte ich es mir in diesem Moment von meinem Körper gerissen. James Lippen waren gerötet und sein Brustkorb unter meiner Hand hob und senkte sich schnell durch seine tiefen Atemzüge. Ich spürte seinen heißen Atem in meinem Gesicht. Seine Finger strichen dabei weiter über meinen Hals, die Augen folgten seinen Bewegungen. Er schien fokussiert und zur gleichen Zeit leer. Sobald seine verschleierten Augen in meine schauten war es, als hätte er etwas entdeckt und Entschlossenheit rückte an die Stelle des Kontrollverlustes. Und dann, ohne Vorwarnung, packte er mich.

Erschrocken wollte ich zurückweichen doch sein Griff um mein Hals wurde nur stärker. Seine Finger schlossen sich dabei um meine Lufröhre, hielten mich zwar an Ort und Stelle aber schränkten meine Atmung nicht ein. Nicht wirklich zumindest.

"Was bildest du dir eigentlich ein?" raunte James. 

Ruhig. Kontrolliert. Bedrohlich. 

Zwar hatte er sich soweit noch im Griff doch ich war mir nicht sicher, wie lange dieser Zustand noch anhalten würde. Es war an seinem festen Griff deutlich spürbar - hinter seiner aufrechten Haltung brodelte die Wut.

Ich schluckte erschwert. Doch ich hielt seinem Blick stand und antwortete nicht. Was hätte ich auch sagen sollen.

"Was tust du mit mir?" Mit der Hand an meinem Hals schüttelte er mich. Seine Fassade begann zu bröckeln. Zorn und Verzweiflung wurden in seinem Blick ersichtlich. Mir kamen die Tränen, ich war verletzt und hatte zugegebener Weise auch ein wenig Angst vor seiner Unberechenbarkeit, aber ich würde ihm keinen weiteren Angriffspunkt geben. Stattdessen schaltete ich auf Abwehr.

"Was tu ich mit dir? Was tust DU mit MIR!" warf ich seine Frage zurück und neigte den Blick zu seiner Hand um meinen Hals. Er folgte meinem Blick und ließ mich los als hätte er sich an meiner Haut verbrannt. In seinen Augen stand klar sichtbar der Zweifel.

"Halte dich einfach fern von mir." stieß er zwischen seinen Lippen hervor und wirbelte herum, heraus zur Tür. Mich überkam ein starkes Déjà-Vu Gefühl.  Wir hatten uns wieder verloren.

Und schon war er wieder verschwunden doch diesmal, noch bevor ich tief einatmen konnte, zerfiel ich in meine Einzelteile.


Where The Lightning StruckWo Geschichten leben. Entdecke jetzt