Cold Fire

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Mein Herz klopfte mir bis zum Hals.

Mehrmals wäre ich auf der Treppe beinahe wieder umgedreht. Hätte aufgegeben. Mich verkrochen. Aber ich zwang mich weiter zu gehen. Vorwärts, nicht zurück.

Brace, unser Butler, sah mich als erstes und maskierte ein überraschtes aufkeuchen als Husten. Von dem Geräusch irritiert sah ich James Kopf von der Tür aus von hinten hochschrecken. Er war mir abgewandt und schaute zu Brace auf, welcher urplötzlich müßig beschäftigt mit dem herrichten des Frühstückes war.

"Na, haben Sie sich erkältet? Ich hatte Ihnen doch gesagt Sie sollten sich noch eine weitere Decke für Ihr Zimmer holen, da ist es vollkommen unterkühlt..."

Allein seine tiefe kratzige Stimme brachte meinen Körper wieder in Schwingungen. Langsam Schritt ich weiter in den Speisesaal, konzentriert darauf den Kopf gehoben und mein Gesicht unter Kontrolle zu halten. Sobald James mich erblickte brach er sein Frühstück mitten in der Bewegung ab und erstarrte. Seine Augen weiteten sich und er brauchte sichtlich einen Moment eher er sich wieder gefangen hatte. Dann verengten sich seine Augen und richtete sich wieder zu Brace.

"Mehr Tee!" raunte er.

"Jawohl, sir." Brace schien gar nicht schnell genug den Raum verlassen zu können. Sobald er außer Sichtweise war drehte sich James wieder mir zu.

Sein Blick war mörderisch. Seine dunklen grünen Augen glühten und durchbohrten mich. Fast wie letzte Nacht. Ein Schauer lief mir den Rücken runter und hinterließ eine kribbelnde Spur. Seine Stimme war gepresst und kalt. Auch wenn er mit einem ruhigen Ton sprach, hätte er schreiend nicht einschüchternder wirken können.

"Hast du den Verstand verloren?"

Sobald sich seine Lippen bewegten konnte ich nicht anders. Ich musste sie anschauen. Mich versichern das er sprach und meinen Blick über volle dunklen Kurven streifen lassen. Ich erinnerte mich an ihre Wärme und die Art wie sie sich anfühlten. An meinen eigenen Lippen. Und an weiteren Stellen...

Ich schluckte. Ganz auszuschließen war seine Frage wohl nicht. Mein Verhalten war alles andere als für mich normal. Teilweise erkannte ich mich selber nicht wieder. Und Schwachsinn schien ja in manchen Familien gehäuft aufzutreten. Dennoch überraschte es mich, dass er ausgerechnet diese Wortwahl gewählt hatte, bedachte man die Tatsache das er und seine Mutter beide eine Gewisse Zeit im Asylum verbracht hatten. Gerne hätte ich mal gewusst was passiert war, aber Vater sprach nicht darüber. James gegenüber hatte ich es nur einmal erwähnt und er hatte mich an dem Tag wissen lassen, dass sollte ich weiter bohren, es das letzte sein würde, dass ich jemals getan hätte.

Flach tat ich einen tiefen Atemzug. Zum einen , da ich nicht wollte das James bemerkte wie nervös und geängstigt ich war, zum anderen weil ein offenen tiefer Atemzug in diesem engen Kleid nicht weiter möglich war. Eng umschnürte es meine Brust und hebte sie weit in meinem Dekolleté an und hervor.

James Augen wurden noch ein wenig schmaler und ganz tief aus seiner Brust entstieg ein Grummeln. Kalter Schweiß bildete sich in meinem Nacken doch ich hielt seinem Blick stand. Ich schluckte erneut trocken und mein Hals fühlte sich an als hätte ich einen starken Schluck Brandy getrunken und meine Kehle im Anschluss angezündet.

James musterte mich weiter, doch anstatt mir Löcher in die Seele zu starren wanderte sein Blick an mir entlang. Er wanderte von meinen Augen über meinen Mund zu meinem Dekolleté und den am Esstisch sitzend erkennbaren Kurven wieder hinauf an meinen offenen Haaren. Ich fühlte mich erstaunlich nackt unter seinem Blick, sagte er doch die ganze Zeit nicht ein Wort.

Als er mit seinen Blick wieder bei meinen Augen angelangt war, hatte sich in ihm etwas verändert. Er wirkte... dunkler. Dunkler und hungriger aber auch kälter und distanzierter. Wie ein blaues Feuer, einsig und heiß brennend zur gleichen Zeit. Genau wie sein Blick standen auch seine folgenden Wort in einem starken Kontrast zu allem was er in letzter Zeit tat und sagte.

"Deine Haare sehen aus wie die einer Hure."

Das saß. Und dennoch, hatte ich das nicht gleichzeitig bezwecken wollen? Anscheinend war es nicht nur James der sich widersprüchlich und verwirrend verhielt. Ich selbst war ebenfalls wie von Sinnen. Und die ganze Zeit hatte ich noch nicht ein Wort gesprochen sondern nur dagesessen und mich wie ein Stück Vieh begutachten lassen. Zeit, die Kontrolle zurück zu erlangen.

Bewusst überging ich seine letzten Äußerungen und tat als befänden wir uns in mitten eines normalen Gespräches am morgen.

"Ich überlege mich heute wieder mit William im Park zu treffen. Erinnerst du dich, du hattest ihn gestern kennengelernt." säuselte ich vor mich hin. 

Perplex begann James zu blinzeln. "Was?"

"Du weißt schon, groß und blond. Gutaussehend? Du hattest ihn doch gestern Abend getroffen." stichelte ich weiter.

Brace hatte in der Zwischenzeit wieder den Raum betreten, schien es jedoch einig zu haben den Raum wieder verlassen zu wollen. Er schien die komische Stimmung im Raum wahrnehmen zu können.

"Ihr Tee, sir!" schnell stellte er den Earl Grey vor James ab und wandte sich dann mir zu, sehr bedacht seinen Blick anstandsvoll nach unten anstatt auf mein zu enges Kleid zu richten. "Und Ihnen Miss Zilpha, darf ich Ihnen noch etwas bringen? Ich soll Ihnen übrigens von Ihren Vater ausrichten, dass er wohl vor nächster Woche nicht zurück sein wird."  fügte er hinzu.

Ich ahnte das seine aktuelle Abwesenheit weniger mit der Arbeit und mehr mit einer neuen Freizeitbeschäftigung zu tun haben schien.

"Vielen Dank, dass Sie mich informieren Brace, Ich brauche nichts!"

Tief verbeugend verschwand er so schnell, wie er zuvor erschienen war.

"Du wirst so nicht auf die Straße gehen!" raunte James mir mit tiefer Stimme bestimmend ins Ohr, wobei sein heißer Atem über meine Ohrmuschel und einen Teil meines Halses kroch. Auf meinem verräterischen Körper breitete sich eine Gänsehaut aus. Wie war er so schnell so nah gekommen?

War mein Verstand durch seine Nähe auch vernebelt, so wusste mein Stolz doch die Oberhand zurück zu gewinnen. Ich setzte ein gleichgültiges Gesicht auf und drehte mich zu ihm, unsere Gesichter nur Zentimeter voneinander entfernt.

"Willst du versuchen, mich daran zu hindern?"

Ich wusste ich forderte ihn heraus. Spielte mit dem Feuer und würde mich großer Wahrscheinlichkeit verbrennen. Doch ich fühlte mich so lebendig wie schon lange nicht mehr und das alles weckte etwas in mir, das ich so schnell nicht wieder verlieren wollte.

Ich schmunzelte in mich hinein. Mögen die Spiele beginnen.

Where The Lightning StruckWo Geschichten leben. Entdecke jetzt