Doorbells

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Der Rest des Spaziergangs verlief stillschweigend. Der Regen peitschte uns weiter um die Ohren und machte ein sinnvolles Gespräch unmöglich, wofür ich im Moment sehr Dankbar war. Ich war innerlich mindestens so aufgewühlt und unruhig wie das Wetter um uns herum und mit jedem Schritt, den wir meinem Ziel näher kamen, schlug mein Herz lauter und schneller.

Als William dann doch das Schweigen brach, fuhr ich beinahe aus meiner Haut und tat einen Satz nach vorn.

"Wo wollen Sie eigentlich hin?"

Ich schluckte hart. Eine ominöse Verabredung im Wald fern ab von fremden Blicken würde bei William wohl nur Neugier wecken. Unauffällig blickte ich mich um. Nicht weit entfernt sah ich eine Häuserreihe mit Geschäften und Unterhaltungsetablisments.

„Wir sind bereits da William, ich bin sicher Elisabeth wird ebenfalls jeden Moment eintreffen!"

Wir näherten uns den Geschäften. Erst jetzt erkannte ich, dass es sich beim näheren heran treten um ein Bekleidungsgeschäft für Männer handelte. Der Regen hatte es unmöglich gemacht, dies auf die Entfernung zu erkennen. William hob eine Augenbraue.

„Verheimlicht Ihr mir etwa etwas Milady?"

Ja, aber nicht das was Ihr jetzt vielleicht denkt. „Keineswegs William. Meine liebe Freundin Elisabeth sucht ein Geschenk für ihren Vater zum Geburtstag. Ich hatte vorgeschlagen nach einer feinen Fliege oder einem Zylinder zu schauen."

Unschuldig klimperte ich mit den Wimpern und legte so viel Glaubwürdigkeit wie möglich in meinen Blick. Die Tatsache das William in meinem Gesicht lesen konnte wie in einem offenen Buch war der Situation nicht gerade förderlich.

„Hm. Es gibt wohl keinen Grund für mich, an Ihrer Aussage zu Zweifeln", fuhr William fort. Wir traten näher an die Tür des Geschäftes. „Und dennoch werde ich das Gefühl nicht los, Sie verheimlichen mir etwas Zilpha!"

William griff an mir vorbei um mir die Tür zu öffnen. Warme verbrauchte Luft schlug uns entgegen, sodass ich augenblicklich zu frösteln begann und dem Impuls mich wie ein durchnässter Hund auszuschütteln wiederstand. Kaum hatten wir den Raum betreten, trat bereits ein Verkäufer auf uns zu um uns die Jacken abzunehmen und uns zu Diensten zu sein. Mir viel wieder ein wie wenig vorzeigbar meine Frisur an dem heutigen Tage war und ich lehnte dankend, und zum Missfallen des Verkäufers, seine Hilfe ab. Darüber konnte ich noch wortwörtlich Williams Atem in meinem Nacken spüren. Er wartete auf eine Antwort meinerseits. Mein Herz raste und ich überlegte verzweifelt wie ich William bloß wieder von meiner Spur abbringen könnte. Ich beschloss nahe an der Wahrheit zu bleiben.

„Aber natürlich verheimliche ich Ihnen Dinge William. Aber ist das nicht der Charm einer jeden Frau?"

Ich versuchte mich in einem verführerischen, wissenden Lächeln und tatsächlich schien meine Verwirrungstaktik ein wenig zu funktionieren. William Blick wurde weicher und ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht, sodass sich niedliche Grübchen bildeten.

„Ich nehme an, da haben Sie Recht!"

Siegesgewiss grinste ich weiter und legte William meine Hand auf die Schulter.

„Selbstverständlich habe ich recht. Vielen Dank nochmal, das Sie es auf sich genommen haben, mich den Weg vom Haus hier her zu begleiten, trotz des widerwertigen Wetters."

Unauffällig schob ich William wieder zurück Richtung Tür. Er verstand den Wink und zwinkerte mir zu.

"Dann will ich Ihnen ihre Geheimnisse und Ihren "Reiz" mal lassen?"

Über seinen letzten Kommentar und meine dabei entstehende röte gluckste er, ehe er sich zum Abschied theatralisch verbeugte. Dann trat er einen weiteren Schritt rückwärts, die Hand am Türgriff und ein spitzbübisches Grinsen auf den Lippen.

"Auf bald meine Liebe!"

Und mit diesen Worten verließ er unter dem Klingeln der Türglocke den Laden.


Where The Lightning StruckWo Geschichten leben. Entdecke jetzt