Women left behind

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------------------Letztes Kapitel------------------

Stirnrunzelnd lehnte ich mich zurück in die Kissen und schaute aus dem Fenster, während ich meinen Gedanken nachging. Regen prasselte in dicken Tropfen gegen die Scheibe und half dem Herbst, die restlichen Blätter von den Bäumen zu werfen und die Welt in ein dunkles und trostloses Ödland zu verwandeln. Winter war auf dem Vormarsch. Ich dachte zurück an letztes Jahr, die Unterlippe zerkauend und das Gefühl der Beklemmtes verdrängend als meine Gedanken zum schneereichen Winter zurückwanderten als ich James das erste Mal geküsst hatte. Nun war es Herbst und in gerade einmal 3 Monaten würde ich vielleicht einen anderen Mann heiraten. Wie viel sich doch in gerade einmal 9 Monaten verändern konnte..

--------------------Neues Kapitel-------------------

Das Gefühl schüttelte ich auch die nächsten Tage nicht ab - im Gegenteil, es verstärkte sich. Wieder und wieder konnte ich Brace Blick auf mir spüren, doch ich wusste ihn nicht einzuordnen. Er beobachtete mich, als warte er auf etwas.

Tag für Tag wurde ich wieder stärker, doch so ganz abschütteln konnte ich diese komische Krankheit, welche mich so außer Gefecht gesetzt hatte, nicht. Ich war erschöpft, meine Knochen schmerzten und nach einem kleinen Spaziergang oder den Treppenstufen war ich außer Puste.

Doch nicht nur ich hatte mich verändert - auch James hatte sich zurück gezogen. Nachdem unsere Beziehung über Wochen und Monate hell lodernd gebrannt hatte, flackerte sie jetzt nur noch schwach vor sich hin wie eine Kerze, die durch den nächsten Windstoß erlöschen könnte.
Zunächst hatte ich den Wandel in seinem Verhalten meiner Krankheit zugeschoben. Ich war schwach, er war rücksichtsvoll und gab mir den Raum, mich zu erholen. Dann war mir eingefallen das die Wörter „James" und „rücksichtsvoll" nicht in den gleichen Satz passten ohne gegen Naturgesetze zu verstoßen und ich war ins Schleudern gekommen - Was war los?

Ich saß am Küchentisch und stocherte mit flauem Magen in meinem Rührei herum als James ein weiteres Mal wortlos in den frühen Morgenstunden von Gott weiß woher zurück gestolpert kam und noch den an ihm haftenden Geruch von Alkohol und billigem Parfum mit ins Haus schleppte. Im Vorbeigehen hob er seinen Kopf und warf mir durch trübe Augen einen undurchdringlichen Blick zu ehe ihn die schweren Füße mit schweren Schritten nach oben zu seinem Zimmer schleppten. Ich schob den Teller von mir. Mit war der Appetit vergangen.

„Sorgen Sie sich nicht mit Zilpha, das wird schon wieder", redete Brace mir aufmunternd zu und schob den Teller zurück, eine Stille Aufforderung zu essen. Verwirrt legte ich eine Hand an die Stirn und bemerkte, dass ich sie in Falten gezogen hatte.

„Ganz sicher Brace", murmelte ich und stocherte weiter im Essen. Gar nichts war sicher, gar nichts war gut. Mir war bewusst, das James und ich nie wirklich zusammen gewesen waren - und das wir es niemals würden sein können, schlichtweg weil wir Halbgeschwister waren. Aber seine morgendlichen Paradegänge nach einer Nacht bei irgendeiner Prostituierten miterleben zu müssen kam mir überdurchschnittlich grausam vor - Selbst für James Verhältnisse. Wie aufs Stichwort riss Brace das nächste Thema an, das mir eine frühzeitige Hautalterung und Sorgenfalten verschaffen würde.

„Gedenken Sie, die Hochzeit mit Mr. William bald zu vollziehen?"

Ich ließ die Gabel fallen, wo sie laut klirrend auf den Rand des Geschirrs schlug „Brace!" Eine solch intime und direkte Frage war weder angebracht, noch hatte ich sie erwartet. Er sah mich herausfordernd an, nicht eingeschüchtert durch meinen Ausbruch – was verständlich war, wenn man bedachte, welches Geheimnis er für uns behielt. Statt ihn von oben herab zurecht zu weisen und darauf hinzuweisen, dass sich eine solche Frage an die Dame des Hauses nicht gehörte, ging ich einen sicheren Weg. "Ich fühl mich noch immer nicht ganz bereit für eine solch lange Reise!", leierte ich meine Antwort der letzten Tage ab und hoffte mir damit noch einen weiteren kleinen Aufschwung verschaffen zu können. Wieder sah Brace mich an. Wieder lag die zunehmende Intensität in seinem Blick. Es war geradezu greifbar, das er etwas zu sagen hatte - sich jedoch zurückhalten würde.

Where The Lightning StruckWo Geschichten leben. Entdecke jetzt