Familiengeheimnisse

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Nun war es aber Zeit für mich, meine Beine in die Hand zu nehmen und nach Hause zu kommen. Überall aus den Ecken schienen die Kreaturen der Nacht sich erheben zu wollen. Kalt konnte ich den Wind meinen Nacken entlang streichen spüren, sodass mir die Haare empor standen. Meiner durchnässten Kleidung konnte der Wind hingegen nichts anhaben. Sie war zu schwer und zu massiv um durch sie hindurch zu dringen. Wenn ich nicht bald in die Nähe eines warmen, trockenen Feuers kommen würde, müsste ich mir bald um nicht mehr viele Dinge Sorgen machen. 

Wie die Tatsache, dass mich jemand beobachtete. Zumindest beschlich mich das Gefühl.

Paranoia.

Mittlerweile hatte ich die Themse erreicht und lief so schnell mich meine Füße tragen wollte. Zwar war der Weg schneller, aber ich hatte vergessen zu bedenken das ich nun nicht mehr durch die hohen Hausmauern vor der Natur geschützt war. Ich war den Elementen vollkommen ausgeliefert. Regen, Wind und Kälte umschlugen mich. Ich zog den Kopf ein und vergrub mich tiefer in dem Kragen meiner Jacke. Immerhin erkannte ich Teile der Umgebung wieder. Noch 10 Minuten, dann würde ich zu Hause sein.

Kalt strich etwas meinen Nacken. Diesmal war es nicht nur der Wind, sondern eine kalte Hand. Ich sprang hoch und drehte mich mit weit aufgerissenen Augen um.

"Heilige Ausgeburt des Teufels in Form einer verfickten Ziege!"

Mein Gegenüber schaute mich mit großen Augen an. Festgefroren und ungläubig, ehe er lauthals zu Lachen begann.

"Meine Güte, ich glaube ich habe in meinem Leben noch niemanden so Fluchen hören. Schon gar nicht eine junge Dame wie Sie!"

William. Ich versuchte meine Fassung zurück zu gewinnen. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und mir war schwindelig. Ich lächelte schwach, die Hand auf meinem Stakkato schlagendem Herzen.

"Sie haben mich erschreckt William!" stieß ich atemlos hervor.

Sein Blick wurde weicher, wenn auch etwas skeptisch.

"Was mich zu meiner nächsten Beobachtung bringt. Was um alles in der Welt machen Sie hier Zilpha! Dies ist nicht unbedingt eine sichere Gegend. Schon gar nicht um diese Uhrzeit und für eine junge Dame wie Sie es sind.", fuhr er weiter fort.

Ich hob eine Augenbraue.

"Und was haben Sie dann hier zu suchen, wenn dies keine empfehlenswerte Gegend ist?", gab ich etwas spitzzüngiger als notwendig zurück. Ich hatte nicht die beste Laune.  Das William jetzt auch noch meinte mich bevormunden zu müssen ging nun wirklich zu weit. Ich hatte es so satt immer als schwach gesehen zu werden. Ob ich nun angst hatte und es begründet war oder nicht.

"Zunächst einmal bin ich keine junge Dame...!", fing William unklugerweise an.

Mein Blick musste Bände sprechen, denn er brach ab und besann sich eines besseren. Abwehrend ging er einen Schritt zurück und hob verteidigend die Hände.

"Mich führen Familienschwierigkeiten hier her. Glauben Sie mir, sobald es sich mir bietet, bin ich wieder auf dem Weg nach Hause." Er kräuselte die Nase "Ich hasse diesen dauerhaften Regen."

Und so schnell wie er gekommen war, verlosch mein Kampfgeist auch wieder. Wenn sich einer mit Familienschwierigkeiten auskannte war das wohl ich. Auch wenn ich stark bezweifelte das sich die Probleme in irgendeiner Weise vergleichen ließen.

Williams Blick war weiter misstrauisch auf mich gelegt, doch auch ein Hauch Besorgnis war  in ihm zu vernehmen. Unangenehm berührt wand ich mich. Der Tag wollte einfach kein Ende nehmen. War es wirklich erst heute Mittag gewesen, dass ich William zuletzt gesehen hatte? Meine Gedanken waren dabei abzuschweifen, doch es war mir nicht möglich den Bann, in welchen ich unter Williams bohrenden Blicken gezogen wurde, zu durchbrechen.

Where The Lightning StruckWo Geschichten leben. Entdecke jetzt