James

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James.

Gute 10 Meter entfernt auf der anderen Straßenseite stand er, überragte die Masse wie einen Turm und taxierte uns. Er stand reglos da während das rege Treiben auf der Straße zu beiden Seiten an ihm vorbei rauschte und ihn dadurch nur noch mehr wie ein Raubtier wirken ließ. An seinem Arm hing die Frau von der Nacht zuvor, ihr Haar unbeholfen zu einer halben Frisur hochgesteckt. Hitze breitete sich in meinem Körper aus und nahm meine Lungen ein. Atmen tat weh. Irritiert und verträumt zu gleich schaute sie ihn an und wunderte sich über sein urplötzliches erstarren ehe ihr Blick den seinem folgte und dieser ebenfalls auf uns landete.

Wir beide, William und ich sahen ihn an, doch keiner von uns traute sich auch nur einen Finger zu rühren, wir waren wie erstarrt. Mein Hals meldete sich zurück, erinnerte sich daran was ihm angetan wurde. Ich musste husten und atemlos nach Luft schnappen. Das löste unseren Bann. William wand sich wieder mir zu.

Allerdings nur Bedacht. Auf Abstand und nicht so offenherzig wie zuvor. 

"Hast du dich erkältet?"

Schnell löste er seinen Schal und wickelte ihn mir um. "Wir sollten dich wirklich nach Hause bekommen und dir einen Tee besorgen!"

Ich lächelte schwach. Dankbar und höflich, aber nicht mehr aus meinem innersten heraus. Eine kalte Präsens in meinem Rücken ließ meine Nackenhaare zu Berge stehen. Mein Körper spürte seine Anwesenheit bevor ich ihn hören konnte. Erneut spürte ich den starken Sog zu ihm. Ob es anderen auch so ging? 

"Gute Idee, ich werde sie nach Hause bringen!"

Dunkel und so autoritär das klar war er würde keine Widerrede gelten lassen, grollte James Stimme über meinen Kopf hinweg zu William. Neben ihm begann die Frau genervt zu zeetern: "Aber James, du hattest mir doch einen Spaziergang versprochen. Ich bin sicher, wir stören die beiden gerade sowieso,-"

Auch wenn ich ihn nicht sah, da er hinter mir stand, wusste ich dass er ihr gerade nicht wirklich zuhörte. Seine gesamte Aufmerksamkeit schien darin zu liegen mir und William mit Blicken Dolche in die Eingeweide zu rammen und alles daran zu setzen uns die friedliche Stimmung zu zerstören. Einen dieser Blicke auf seine Begleitung ließ auch sie verstummen. Ich war diese Art der Kommunikation über die Jahre gewöhnt. Mir machten seine Blicke nur noch bedingt etwas aus. William der Arme jedoch wechselte beinahe im Minutentakt die Gesichtsfarbe. Für den Moment war dieser noch immer blass um die Nase, stand allerdings, was man ihm zu Gute halten musste, seinen Mann.

"Es macht mir keine Umstände, wirklich!"

James Augen, falls überhaupt möglich, verfinsterten sich noch weiter.

Er ist ein Monster, des Teufels Sohn, klang es mir in den Ohren.

William schaute verunsichert zu mir hinunter, fand allem Anschein nach etwas in meinem Gesicht, ehe er sich wieder aufrichtete und vor James aufbaute. So viel Schneid hatte ich ihm gar nicht zugetraut. Mit breiten Schultern wendete er sich direkt an mich, nahm mein Gesicht in seine Hände und fragte

„Ist das auch okay für dich Zilpha?"

James hinter ihm grummelte böse,  sagte aber nichts. Es war kaum hörbar, kam es doch so tief aus seinem Brustkorb, und dennoch spürte ich die Vibrationen die von ihm ausgingen noch in meinem Rücken. Beide hatten ihre Augen auf mich gerichtet und durchbohrten mich mit Blicken, warteten auf meine Antwort. Wäre ich alleine gewesen, hätte ich James vielleicht weiter gereizt. Mich ihm widersetzt. Ihn mit seinem Unterhaltungsprogramm zum Teufel gejagt. Ich konnte einfach nicht anders. Das es ein Spiel mit dem Feuer war, wusste ich. Verbrannt hatte ich mich auch schon. Und dennoch, James hatte etwas an sich, dass einfach diese Seite an mir hervor brachte.

Where The Lightning StruckWo Geschichten leben. Entdecke jetzt