Kapitel 31

119 9 4
                                    

Donnerstag, der 27.10
Junggesellenabschied
Leóns Sicht

Es war ein angenehmer Abend in Buenos Aires. Die perfekte Nacht, um Maxis letzte Stunden zu feiern.

Ich öffnete die Tür zur On Beat Bar. Warme Luft stieß mir entgegen, weswegen ich meine schwarz-graue Jacke mit dem goldenen L  an der rechten Brust sofort auszog. Darunter trug ich ein schlichtes weißes Shirt und eine schwarze Hose.
Gespannt hielt ich Ausschau nach meinen Freunden. Wir hatten uns hier um die gewohnte Uhrzeit verabredet. Ein letztes Mal, wo wir fünf alle in Freiheit lebten.

Das einzige, was diesen Abend schaden könnte, wäre die Spannung zwischen Diego und Fede. Beide waren gestern nicht in die Bar zum arbeiten gekommen, sodass ich nicht wusste, ob sie sich versöhnt hatten und alles wieder im Lot war.

"León!", rief eine mir sehr bekannte Stimme, gekleidet in einem hellen Jeanshemd und dunkler Jeans.

"Hey Fede", begrüßte ich ihn und wir umarmten uns kurz.

Der Italiener sah viel besser aus, als ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. Er wirkte ausgeschlafen und muntern, fast schon wie ausgewechselt.

"Kann ich dir einen Drink anbieten?"

"Gerne. "

Wir gingen zu der gut ausgestatteten Bar Theke im VIP-Bereich, wo ich auf meine restlichen männlichen Freunde traf.
Zuerst begrüßte ich den in seiner liebsten schwarzen Lederjacke, sowie einem weißen Shirt und einer hellgrauen Jeans bekleideten Spanier. Anschließend Broduey, welcher in einer roten Hose und schwarzem Oberteil erschien. Zu guter Letzt den Star des Abends.

Er trug eine dunkelbraune Hose und darüber ein weißes T-Shirt mit der Aufschrift 'Lebenslänglich ohne Bewährung', was nicht nur perfekt zu seiner morgigen Hochzeit passte, sondern auch eine kleine Anspielung auf seine gewonnene Gerichtsverhandlung war.

"Hey Maxi", schmunzelte ich und nahm ihn in den Arm, "Dein letzter Tag in Freiheit. "

"Erinnere mich bloß nicht daran", scherzte Maxi.

Wir stießen auf den Abend an und tranken unsere Cocktails. Vielleicht lag es auch nur an der Tatsache, dass wir alle Maxis Junggesellenabschied groß feiern wollten, aber mir kam es so vor, als hätte sich die Angelegenheit zwischen Federico und Diego wieder eingependelt.

"Ihr werdet mich doch heute nicht leiden lassen, oder?", wollte Maxi wissen und versteckte sein nervöses Grinsen hinter seinem Cocktail.

"Wir doch nicht", meinte Broduey mit einem Augenzwinkern.

Herzhaft lachten wir und gönnten uns noch ein paar Drinks.

Gegen zwanzig Uhr verließen wir (leider) die angenehme Atmosphäre der Bar und gingen leicht angetrunken in Richtung Fußgängerzone.

"Also Maxi", begann ich erfreut, "Du musst hier in der Fußgängerzone Ständchen bringen und hoffen das die Leute dir dafür Geld geben. Ab einen bestimmten Betrag bist du erlöst."

"Und das Geld, was ich dank meiner wunderbaren Stimme verdiene, verprasst ihr dann?", fragte Maxi mit hochgezogener Augenbraue.

Federico klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter:" Lass dich überraschen. "

Wir schoben Maxi in die Mitte des Platzes, nahmen ihm seine Cap ab und stellten sie als 'Geldsammelstelle'  vor ihn hin.

Leise fing er an Mi perdición  auf Englisch vor sich hin zu trällern...

As the sunrise and I wake up
I close my eyes and I see
You're always on my mind
And I can help it

Leute, welche an Maxi vorbeiliefen schenkten ihm merkwürdige Blicke.

Die Hoffnung stirbt zuletztWo Geschichten leben. Entdecke jetzt