Kapitel 50

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Eine Woche später
Leóns Sicht

Eine Woche war vergangen, seitdem dieser verruchte Barbesitzer und sein Handlanger hier aufgetaucht waren.
Seit diesem Tag hatte sich in unserem Leben viel verändert.

Unsere Debutsingle ,,Mas que una amistad", die schon vor dem offiziellen Erscheinungstermin des Albums herauskam, hatte entgegen aller Erwartungen sämtliche Rekorde gebrochen. Selbstverständlich war dies die perfekte Voraussetzung für unser erstes Album, was kurz danach auf dem Markt kam.

Es war einfach unbeschreiblich: Auf der Straße wurden wir von Fans erkannt, unsere Songs liefen im Radio und die Bar boomte wie noch nie.
Die Welt schien wie ausgewechselt, das Leben hatte wieder einen Sinn, positive Gedanken weit und breit.

Nichtsdestotrotz hatte dieser Erfolg auch seine Schattenseiten. Gregorio, unser Manager, wollte uns täglich stundenlang üben sehen, damit wir unsere Fähigkeiten als Musiker weiter ausbauen konnten sowie auf bevorstehende Auftritte vorbereitet waren, was uns oft an unsere Grenzen brachte. Sich dann noch um die Bar zu kümmern, schien quasi unmöglich.

Deshalb mussten Diego und Fede schweren Herzens ihre Geschäftsleitung an jemand effizienteren abgeben, der mit vollem Einsatz dabei war und bei wichtigen Entscheidungen das richtige Bauchgefühl hatte, aber sich dennoch nicht fürchtete sich hin und wieder einen guten Rat von seinen Chefs zu holen.

Es war sicherlich nicht einfach eine geeignete Person für diese Arbeit zu finden, die zudem nicht ein völlig Fremder war, aber letzten Endes hatte sich auch dieses Problem in Luft aufgelöst, nachdem Violetta mit einem Prachtexemplar von Kandidaten zu uns kam.

So war es also besiegelt, dass der sympathische Türsteher Brako zum neuen Geschäftsleiter aufstieg und sogleich mit einem Haufen Papierkram überschüttet wurde.

Doch auch bei mir selbst gab es große Veränderungen. Meine Hochzeit, die schon in ein paar Tagen vor der Tür stand, sorgte dafür, dass ich nachts selten ein Auge zumachte. Die Sorge, dass diese großartige Feier in die Hose gehen könnte, bereitete mir schmerzlichstes Kopfzerbrechen.

Zu allem Übel noch dazu, standen wir unter ständiger Beobachtung von diesem Andrés-Kerl, der persönliche Handlanger von Marco Tavelli.

Keine Ahnung, was mit dem Mann nicht stimmte. Erst machte er hier einen Aufstand und dann lies er uns beschatten. Der hatte sie doch nicht mehr alle. Diese ganze Geschichte ging nun schon seit einer Woche so, kaum hatten die beiden Puten unsere Bar verlassen, schon parkte da ein merkwürdiges, schwarzes Auto auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Dank der getönten Scheiben konnte man natürlich nicht erkennen, wer sich dahinter verbarg, aber man hatte es sich ja denken können.

Doch an diesem heutigen Nachmittag gingen diese Leute eindeutig zu weit.

Ich war gerade dabei meine Gitarre neu zu stimmen, als ich zufällig auf meine Verlobte blickte, die mit den Mädels vor dem VIP-Bereich stand und sich mit einen dunkelhaarigen Kerl unterhielt.

Im ersten Moment dachte ich mir nicht wirklich etwas dabei, ich war es gewöhnt, dass jemand die Mädels ansprach, um einen Blick in den VIP-Bereich zu erhaschen.
Doch dieses Mal war etwas anders. Zügig stellte ich meine Gitarre in die Halterung und drängte mich durch die Menschenmenge. Die schwarzen Haare, die dunklen Lackschuhe und der schlaksige Körperbau verrieten ihn.

"Hey!"

Mein gesamter Körper bebte vor Wut und ich musste mich zusammenreißen, um nicht völlig auszurasten.

"Was willst du hier?!", brüllte ich und packte den Kerl an der Schulter, sodass wir uns gegen seitig in die Augen starrten.

Er legte kein einzelnes Wort an den Tag, nur ein hinterhältiges Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit.

"León, Schatz, was soll das?", fragte Violetta erschrocken.

Ohne sie anzuschauen wusste ich, dass ihr die Sorge ins Gesicht geschrieben stand und sich ihre bezaubernde Stirn in Falten gelegt hat.

"Violetta, tu mir einen Gefallen. Geh mit den Mädchen woanders hin, ich muss hier etwas klären."

Meine Worte waren distanziert und mit Bedacht gewählt, da ich auf jeden Fall vermeiden wollte, dass die Mädels über die jüngsten Geschehnisse Bescheid wussten.

Nachdem sie sich recht schnell aus dem Staub gemacht hatten, konnte ich mich wieder voll und ganz auf den Eindringling konzentrieren: "Was willst du hier?"

Keine Antwort.

"Wer hat dir erlaubt hier einfach hereinzuspazieren?"

Keine Antwort.
Nichts außer dieses grauenhafte Grinsen.

"Hör mir mal zu, Calixto! Ich sage es dir nur einmal, wenn du hier nicht sofort verschwindest, dann-"

"Du brauchst mir nicht zu drohen. Ich habe alles, was ich gebraucht habe", das dreckige Grinsen war in ein Schadenfreudiges übergegangen, als er mir die Worte förmlich ins Gesicht spuckte.

Das Mädchen für alles drehte sich um und bahnte sich seinen Weg durch die Menschenmenge, während ich noch wie benommen an der selben Stelle stand.

Rechtzeitig fand ich mich wieder und rannte auf den Ausgang zu. Kaum hatte ich die Tür aufgerissen, schnappte ich mir diese Witzfigur von Assistenten und schmiss ihn mit dem Rücken gegen die Wand.

"Sag deinem scheiß Boss, dass wir keine Angst vor ihm haben. Wir bleiben hier und uns ist egal, ob ihm das passt oder nicht. Ich werde das hier nur ein einziges, verdammtes Mal sagen, hast du gehört? Ich kann es nicht leiden, wenn du, dein Boss oder irgendein anderer Trottel hier umherschleicht, also nimm jetzt deine verflixten Beine in die Hand, hau gefälligst ab und lass dich hier nie wieder blicken! Sonst werdet ihr das noch teuer bereuen!"

Ich stieß ihm ein letztes Mal vor die Brust, doch in seinem gleichgültigen Gesicht verzog sich kein einzelner Muskel.

Kopfschüttelnd zog ich die Tür der Bar auf und war schon halb drin verschwunden, als Andrés knurrte: "Das war eben ein gewaltiger Fehler!"

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Hallo meine Lieben,
heute ein relativ kurzes Kapitel 🙈
Aber dennoch mit viel Action und Aufruhr gepackt 😉
Was meint ihr, wie geht die Geschichte mit Marco & Andrés weiter?

Vielen, vielen Dank für's lesen und bis zum nächsten Mal 😘💖

~YellowFluffyUnicorn ❤

Die Hoffnung stirbt zuletztWo Geschichten leben. Entdecke jetzt