Kapitel 2 - Ventil für meine Wut

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Hailey's POV

Kurz in der Pause sah ich im Augenwinkel wie Jaden auf mich zukam. Ich schloss meinen Spint und drehte mich zu ihm um.

"Na Bruderherz was geht?"

Er lehnte sich an den Spint der sich direkt neben meinem befand und sagte den Grund für sein Auftauchen.

"Wollte mich nur mal informieren, ob bei dir alles gut ist...."

Ich verdrehte etwas genervt meine Augen, ehe ich antwortet.

"Ja.."

Er wusste, dass ich hier nicht gerade beliebt und ein gern gesehenes Opfer für Streiche war, aber ich liess mir nicht im geringsten von ihm helfen. Ich wollte keine Hilfe, auch wenn Jaden die Typen einschüchtern konnte.

"Sag mir Bescheid, wenn dem nicht so ist.. bitte"

Ich nickte etwas genervt und umarmte ihn kurz zum Abschied. Und dabei hörte ich ganz schön Getuschel von den anderen. Tja ist nunmal so wenn man nicht weiss, dass ich seine Schwester bin. Was sollte auch der beliebteste Footballspieler im Team zu nem Mädchen wie mir kommen. Wie dem auch sei, wir verabschiedeten uns und ich war auf dem Weg zur nächsten Stunde. Kurz bevor ich das Klassenzimmer erreichte wurde ich von einer aufgehalten. Sie zog mich mit einem festen Griff zur Seite.

"Was soll das?"

Wütend blickte ich sie an.

"Was hast du mit Jaden zu tun?"

Ich konnte nicht anders als zu lachen.

"Sag mir was du mit ihm hast!"

Ihr Griff festigte sich, was mir langsam Schmerzen zubereitete. Mit gekonnten Bewegungen befreite ich mich daraus.

"Fass mich nicht an!"

Ich blickte sie mit mit einem Blick an der sie am liebsten gleich auf den Boden rang. Diese Tusse stand angepisst vor mir mit ihrer Botoxfresse und starrte mich eingeschnappt an.

"Ich fass dich an wie ich will! Lass dich von Jaden fern, er gehört mir, er wird sowieso nie an einem Loser wie dir interessiert sein.."

Mit ihren billigen gefakten Haaren stackelte sie davon. Meine Güte diese Caitlyn war sowas von ne Schlampe, das kann man sich gar nicht in Worte fassen. So billig und voller Plastik wie die rumlief könnte man die Umweltschutzbehörde rufen um eine Plastikverschmutzung zu melden. Aber im Monment hielt sich meine Wut in Grenzen,die konnte ich kontrollieren. Ich könnte diese im Training rauslassen.

Die letzte Stunde überlebte ich auch irgendwie ohne Sticheleien und verliess das Gebäude. Draussen blieben einzeln Gruppen noch bei ihren Autos stehen und ich lief möglichst unauffällig daran vorbei.

Der Abend verlief wie ein normaler Abend bei mir. Ich ging nach Hause um dort zuerst etwas zu essen. Weder Derren noch Jaden waren da, so blieb es bei einem faulen Abendessen was aus Brot und etwas Salami bestand. Ich ging mich schnell ein bisschen entspannen und machte mich um 20 Uhr auf den Weg zurück zur Schule. Um diese Zeit war niemand mehr da, was auch gut so war, es ging nämlich da keinen was an, was ich in meiner Freizeit trieb. Dort war ein Trainingsraum, den ich regelmässig benutzte und bis 20 Uhr zugänglich war. Nachher kam man nurn noch mit einem Chip rein, den man beim Sekretariat anfordern konnte. Dafür mussten allerding seinige Regeln beachtet werden um den zu kriegen. Ich hatte Glück. Dort fanden sich einige Trainingsgeräte und auch einen Ring. Dieser interessierte mich heute aber nicht, ich lief zu dem Boxsack der an einer langen Kette von der Decke hing. Als ich ca 12 Jahre alt war begann mein Bruder Jaden mit Boxen. Er wollte so ziemlich alle Sportarten durchgehen um den richtigen für sich zu finden. Ich bettelte ihn an, mich mal mitzunehmen. Nach langem Quengeln nahm er mich mal mit und ich begeisterte mich sofort. Zwar nicht direkt nur fürs Boxen sondern fürs Kickboxen. Jaden konnte sich aber nicht vorstellen, das richtig auszuüben. Ich hingegen fing da erst damit an, was meine Brüder mi zuerst verbieten wollten. Mit dem Argument mich dann aber selbst verteidigen zu können gaben sie nach. Sie wussten auch, dass ich so den Tod unserer Familie überwinden konnte. Das Kickboxen war für mich ein Ventil um meine Wut abzulassen. Manchmal kamen die Tage bei mir an dem sich irgendwie alles staute und raus musste. Wie zum Beispiel am Todestag meiner Eltern. Der Boxsack bekam meine ganze Wut dem Typen gegenüber zu spüren, der den Unfall im Gegensatz zu meinen Eltern überlebt hat. Er hat mir nicht nur sie sondern wie gesagt auch meine Schwester genommen. Er sollte auf ein Wunder hoffen, wenn ich diesem Wixxer mal gegenüber trete und weiss, dass er es war. Ich kannte nur seinen Namen und den werde ich nie vergessen. Jerry Kingson. Ich schwor mir, mein Fähigkeiten nie an irgendwelchen Leuten abzulassen, ausser im dringensten Notfall um mich zu wehren aber bei dem würde ich zu gerne paar verpassen.
Mit seinem Namen im Gedächnis kickte und boxte ich auf den Boxsack ein.

Manchmal waren es auch nur Tage wo ich mich sonstig abreagieren musste. Ich war keine wütendede Person, die ihre Aggressionen nicht in den Griff kiregt, nein im Gegenteil ich konnte meine Wut sehr gut kontrollieren und mir nichts anmerken lassen. Das Kickboxen hilft mir nur die angestauten Emotionen loszuwerden. Wenn mal wieder so ein Tag war, an dem mir alles über den Kopf wuchs hatte ich so meine Beschaftigung. So wie wenn ich eine Therapie machen und über all die Geschehnisse reden würde, einfach auf sportlicher Basis. Ich könnte das alles mit meinen Brüdern besprechen aber ich wollte das nicht, sie hatten mit sich selbst genug zu tun und ich wollte ihnen nicht auch noch mein Sorgen auf die Schultern legen.

Ich zog mich schnell in der Garderobe um, packte meine Bandagen mit den Handschuhen und betrat den Fitnessraum. Beim Vorbeigehen sah ich mich nochmal in einem Spiegel. Ich trug eine kurze Sporthose und einen Sport-BH. Meine langen braunen Haare hatte ich zu einem Zopf zusammengebunden. Die störten mich nur. Meiner Figur sah man nicht wirklich an, was für Sport ich treibe. Klar er war trainiert und schlank, aber solange mein Körper nicht angespannt war sah man keine Muskeln. Ich muss ja nicht aussehen wie ein Muskelprotz so breit wie der Türrahmen, ich wollte immer noch weiblich aussehen. Ich liess meinen Blick vom Spiegel ab, setzte meine Kopfhörer auf, steckte mein MP3-Player in mein Armband am Oberarm und liess die Musik laut in meine Ohren dröhnen. Damit konnte ich mich am besten konzentrieren. Ich dehnte meinen Körper und machte mich warm bis ich begann mich dem Boxsack zu stellen. Nach einiger Zeit war ich komplett in meinem Element und setzte meine volle Körperkraft gegen den Sack ein. Der Schweiss lief mir schon von der Stirn und mein Körper produzierte ordentlich nach. Nach einer halben Stunde liess ich den Boxsack in Ruhe und nahm mir die Kopfhörer aus den Ohren. Gerade wollte ich mich setzen als ich jemanden an der Eingangstür entdeckte.

"Hab doch gedacht, dass ich dich hier finde."

Jaden stiess vom Türrahmen ab und kam etwas sauer auf mich zugelaufen. Ich rang noch völlig ausser Atem nach Luft.

"Was machst du hier?"

Ich griff nach meiner Trinkflasche aus der ich gierig trank und liess Jaden dabei nicht aus den Augen.

"Ich konnte dich nicht erreichn und warst nicht zu Hause. Ich wollte sicher gehen, dass es dir gut geht. Mach das nie wieder!"

Jaden war vor allem derjenige, der besorgt nach mir schaute wenn ich wiedermal vergass ihn zu informieren, dass ich nochlebte. Das war eigentlich auch so abgemacht, wir meldeten uns immer wenn wir verspätet nach Hause kamen oder gar nicht. So mussten wir uns keine Sorgen machten. Alle drei hatten da so eine kleine Verlustangst entwickelt was die Familie anging.

"Bitte sag Bescheid, wenn du trainieren gehst.."

"Ich bin kein kleines Kind mehr.. hab vergessen mich zu melden"

Etwas genervt von seinem Betüdele stellte ich meine Wasserflasche ab.

"Draussen ist es schon dunkel, du weisst nie, welche Typen da auflauern."

"Ach komm ich kann mich hervorragend verteidigen.."

Ich deutet dabei auf den Boxsack, den könnte er ja mal fragen wie schmerzhaft meine Schläge waren.

"Du musstest dich aber noch nie so einer Situation stellen.."

Ich seufzte, da hatte er Recht. Aber ich wüsste dann schon mich zu wehren, glaubte ich zumindest.

"Komm jetzt bitte mit.."

"Meinetwegen, ich komm gleich."

Ich verschwand in der Garderobe und kam nach zehn Minuten wieder. Ich spühlte unter der Dusche kurz meinen Schweiss weg bevor ich mich in meine Kleidung warf und zurück zu Jaden ging. Mit ihm verliess ich das Gebäude und lief auf sein Motorrad zu. Damit fuhr er immer zur Schule, er hat es sich müehvoll zusammengespart aber ich fuhr gar nicht gerne damit. Das war auch der Grund wieso ich den Schulbus nahm und nicht mit ihm fuhr. Es war mir nie richtig geheur. Aber heute musste ich wohl oder übel hinten mitfahren.

"Fahr vorsichtig.."

"Klar.."

Naja so ganz vorsichtig aus meiner Sicht fuhr er nun doch nicht aber naja, was solls. Zu Hause erwartete uns schon Derren, der mich auch noch mal daran erinnerte, kurz eine Nachricht zu schreiben. Okay ich habs verstanden, ich glaube das reicht dann an Standpauken.
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Ich freue mich über jedes Feedback (so lange auf Beleidigungen verzichtet wird) ;)

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