Hailey POV
Das waren die nervenaufreibensten Momente in meinem Leben. Ich stand mit zittrigen Händen im Bad gegenüber von meinem Zimmer und starrte mich im Spiegel an. Zwei verängstigte und nervöse Augen mit tiefen Augenringen blickten mir entgegen. Einmal atmete ich tief ein und aus, sah auf meinem Handy nach wie spät es war. 22:47. Nur noch ein bisschen über eine Stunde. Immer wieder war ich kurz davor einfach nicht hinzugehen, aber ich musste.
Ich machte ich mich daran meine Haare zu bürsten. Ich wollte mir nämlich zwei Zöpfe flechten, damit die mir nicht in den Weg kommen. Das ganze gestaltete sich mit zittrigen Händen eher als schwierig, sodass ich ein wenig länger brauchte, aber was solls. Als das schliesslich getan war kippe ich die letzten Schlucke eines Energy Drinks runter, der auf einer Kommode abgestellt war. Das war schon mein zweiter. Ich war ziemlich müde und musste irgendwie wieder zu Energie kommen und da schien mir dies der beste Weg zu sein. Die leere Dose zerdrückte ich, bevor sie im Mülleimer landete. Aufgeregt lief ich zurück in mein Zimmer und wollte mich schon mal umziehen. Ein paar Minuten wühlte ich in meinem Kleiderschrank rum, ehe ich einen schwarzen Hoodie und kurze Sporthosen rausholte. Meinen Sport-BH holte ich aus einer der Schubladen. Innert kurzer Zeit war ich umgezogen und betrachtete mich im Spiegel. In was für eine Scheisse hast du dich jetzt bitte wieder geritten. Tja, ist jetzt nunmal so. Ich versuchte meine negativen, aber durchaus ehrlichen, Gedanken einfach zu vergessen und konzentrierte mich auf das was mir vorbestand.
Als mein Handy endlich halb zwölf anzeigte, schnappte ich es samt Sporttasche und verliess das Haus. Ich wusste genau wo ich hin musste. Eigentlich hätte ich Derren's Auto nehmen können aber in meinem momentanen Zustand war das keine gute Idee. Hundertprozentig würde ich dabei einen Unfall bauen weil ich mich einfach überhaupt nicht konzentrieren hätte können. Ich musste mich schon anstrengen nicht in die falsche Richtung zu laufen. Immer mehr entfernte ich mich von den Häusern die mir noch einigermassen bekannt vorkamen. Immer weiter kam ich ins Industriegebiet, wo ich mich so gut wie nie aufhielt. Wozu auch?
Die alte Dosenfabrik, zu der ich hin musste, wurde schon vor jahren stillgelegt, seit die grösseren Konzerne das Geschäft übernahmen. Tja, jetzt ist das riesige Gebäude leer.
Nach einem gefühlt stundenlangem Marsch entdeckte ich endlich die Mauern des Grundstücks. Einen Moment blieb ich stehen und liess mir das Ganze nochmals durch den Kopf gehen. Eigentlich gab's da nichts mehr zu überlegen, meine Entscheidung war gefallen. Auch wenn es wohl die dümmste in meinem Leben war.
Die letzten paar Meter zum Eingang wurden meine Knie immer weicher und ich nervöser, als ich es ohnehin schon war. Keine Ahnung wie das nur möglich sein konnte. Je näher ich kam, je mehr Leute erblickte ich. Grösstenteils alte Männer voller Tattoos, stinkend nach Schweiss und einer Bierdose in der Hand. Bei dem Geruch rümpfte ich meine Nase, boah war das ekelhaft. Gerade wollte ich einen kurzen Blick in den Eingang werfen, da stellte sich ein Typ vor mich hin.
"Was hat so ein junges Ding du hier verloren, huh??"
Erschrocken zuckte ich zusammen und schritt zurück. Ich versuchte mir meine Angst nicht anmerken zu lassen, musterte den Typen genau. Viel grösser als ich, Vollbart, Glatze und wie die meisten voller Tattoos.
"Ich muss zu Jack.. Jack Kenton.." meine Stimme versuchte ich möglichst gleichgültig wirken zu lassen. Bei dem durfte ich definitiv keine Emotionen zeigen.
Nachdem er erfahren hatte, wohin ich musste, blickte er mich nur mit hochgezogener Augenbraue an.
"Aha... und wer bist du?"
Geht den nichts an?!
"Das spielt keine Rolle, ich muss einfach nur zu diesem Jack.. Yorick hat mich hierhin geschickt.."
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Lebenskampf
Genç KurguDie 17 jährige Hailey lebt mit ihren zwei Brüdern in einer Kleinstadt und führt bei ihnen ein mehrheitlich glückliches Leben. Allerdings ist in der Schule genau das Gegenteil der Fall, sie ist die Aussenseiterin, wird verarscht und gemobbt. Was aber...