Lebenskampf

Kapitel 13 - Wiedersehen nach langer Zeit

Der vertraute Geruch der frisch frittierten Pommes schlug mir sofort entgegen. Sofort nahm ich tief Luft um jeden Geruchspartikel aufnehmen zu können. Der Duft erinnerte mich gleich an die vielen Stunden die wir hier verbracht haben. Wie Derren mir meine Pommes klaute, um mich zu ärgern oder wie mich da Jaden unserem Dad heimlich scharfe Sauce unter den Burger mischte. Einen kurzen Moment blieb ich stehen und betrachtete das Innenleben des Diners. Einige Leute waren hier um ein leckeres Mahl zu geniessen. Alles war im Retro Look gestaltet, man fühlte sich sofort einige Jahrzehnte zurückversetzt. Die roten Sofas mit den Tischen standen überall verteilt und an der riesigen Theke fanden viele Barhocker Platz. Da sass ich immer am liebsten. Ich kam zwar fast nicht auf den Stuhl, man musste mir immer rauf helfen aber ich mochte es da. Ich konnte ungehindert William, Marie's Mann, zusehen wie er vom Herd zur Friteuse hetzte um alle Bestellungen pünktlich schicken zu können. Das Burgerfleisch wendete er in windeseile, ich liebte das Geräusch des Bratens. Jeden einzelnen Handgriff beobachtete ich gespannt. Die Zeit verging jedes Mal wie im Flug, selbst beim Essen wollte ich meinen Blick nicht abwenden.

"Kommst du?"

Jaden riss mich mit seinen Worten aus den Gedanken, ich nickte. Wenige Schritte liefen wir ehe die kleine zierliche Marie um die Tische wirbelte und den Gästen ihr Essen brachte. In dem Moment musste ich gleich lächeln. Mit einem Tablett in der Hand steuerte sie zurück zu ihrem Mann und gab ihm eine weitere Bestellung. Aus der Kühltruhe schnappte sie sich eine Flasche Wasser in schüttete etwas davon in ein Glas. Einige Schlucke trank sie daraus, ehe sie uns erblickte. Sofort stellte sie ihr Glas ab und lief um die Theke herum zu uns. Kaum bei uns angekommen riss sie Derren in eine Umarmung.

"Ach Gott, ich hätte euch beinahe nicht mehr erkannt!!"

Derren lachte kurz und erwiderte ihre Umarmung zu gerne. Nach einigen Sekunden löste sie sich von ihm und musterte ihn von oben bis unten.

"Dein Gesicht ist immer noch genau dasselbe, nur bist du noch ein gutes Stück gewachsen.!"

Von Derren ging sie einen Schritt zu Jaden und nahm auch ihn in den Arm.

"Du siehst ihm zum verwechseln ähnlich! Als ob der junge Derren von vor 6 Jahren hier steht."

Von ihm kam sie schliesslich sofort zu mir. Sie betrachtete mich mit einem etwas niedergeschlagenen Gesichtsausdruck.

"Und du siehst genauso aus wie deine Mutter.. Die gleichen Augen, der gleiche Gesichtsausdruck..."

Ihre dünnen Finger strichen mir sanft über die Wange. Ich nahm ihre Hand in meine und sie umarmte jetzt auch mich. Lächelnd löste ich mich wieder von ihr.

"Du hast dich kein bisschen verändert! Immer noch genau die gleiche.." sagte ich zu ihr.

"Ach was! ich bin etwas grau geworden und habe Falten gekriegt.."

"Für mich siehst du immer noch gleich aus!" mischte sich auch Jaden ein. Marie lachte kurz auf und zog mich an meiner Hand vorsichtig mit sich. Meine Brüder folgten uns. Vor der Bar liess sie mich los und wir setzten uns. Links Jaden, ich in der Mitte und Derren rechts von mir. Marie stürmte um den Thresen herum zu ihrem Mann, welcher uns gar nicht bemerkt hatte.

"William! Die Cabell Kinder sind hier!"

"Wer?" hörte ich seine raue Stimme. Sie klang etwas gestresst, aber dennoch liebevoll wie immer.

"Die Kinder von Catherine und Jacob!"

Auch jetzt drehte er sich zu uns um und schaute uns überrascht an. Er hatte ein paar mehr Falten bekommen, und auch seine Haare waren nicht mehr so voll und hatten an Farbe verloren. Aber an seinem Gesichtsausdruck hatte sich nicht im Geringsten was verändert. Mit einem Lappen putzte er kurz seine Hände und kam zu uns.