Hailey's POV
Eine unendlich grosse Wut und Enttäuschung tobte in mir. Wie konnte ich nur so dumm sein? Ich hätte es wissen können, eigentlich habe ichs schon gewusst. Er ist und war schon immer so ein Kerl der alle nur ausnutzt. Und mir hat er es jetzt selber gesagt. Direkt mitten in die Fresse.
Und jetzt rannte ich durch Strassen. Schon mehrere Minuten wollte ich so weit weg wie möglich. Meine Lungen brannten, ich bekam kaum noch Luft, dachte aber nicht im Entferntesten daran zu halten. Vereinzelt rannen mir Tränen über meine Wangen, ohne dass ich auch nur eine Miene verzog. Die waren mir auch sowas von egal.
Die Umgebung um mich herum war mir fremd, die Häuser kannte ich nicht. Kurz nachdem ich aus Blake's Haus geflüchtet bin hörte ich wie er mir nach rief, ich ignorierte es. Der kann mich sowas von kreuzweise.
Auf einmal löste die kalte Luft einen Hustenreiz aus und ich war gezwungen innezuhalten. Schnaufend stützte ich mich mit einer Hand an einer Strassenlaterne ab und hustete den Reiz weg. Erst jetzt merkte ich wie meine Beine zitterten, ich total aus der Puste und dazu noch völlig vollgeschwitzt war. Mit meinem Ärmel vom Pulli wischte ich mir die Mischung aus Tränen und Schweiss vom Gesicht und setzte mich langsam wieder in Bewegung.
Die ersten Schritte lief ich in langsamen Tempo, sonst wären meine Beine unter mir zusammengebrochen. Lange hielt ich es aber nicht aus und fing an schneller zu laufen. Immer und immer weiter bis ich wieder kurz vorm Sprinten war. Eigentlich hatte ich kein klares Ziel bis die Wut in mir Überhand nahm und ich eine Entscheidung getroffen hatte. Durch meine momentane mentale Überforderung dachte ich überhaupt nicht darüber nach ob es jetzt logisch war oder nicht. Eine ganze Menge Emotionen hatte sich angestaut die ich dringend loswerden musste. Schnell fand ich den Weg zu meinem Ziel. Erstaunlicherweise liess meine Kondition den langen Sprint gut mit, wahrscheinlich trug das Überschüssige Adrenalin in meinen Adern ordentlich dazu bei.
Die metallene Tür schloss ich mit dem Schlüssel auf und überquerte die Halle. Im Fitnessraum angekommen stellte ich erleichtert fest, dass keine Menschenseele hier war. Und das obwohl erst vor gut einer Stunde die Schule zu Ende war. Umso besser für mich. Ich steuerte direkt auf den Boxsack zu, meine Tasche landete daneben auf dem Boden. Ich wurde immer wütender auf mich selbst, auch wenn ich nicht die Person sein sollte auf die ich wütend sein sollte. Aber tja, so wars nun mal. Und ohne noch was nachzudenken schlug ich auf den Boxsack ein. Immer und immer wieder, mit voller Kraft krachten meine Fäuste auf den hängenden Sack. Mehrere Minuten schlug ich ununterbrochen darauf ein.
Jeder Schlag liess ein wenig Wut raus und Trauer rückte an diese Stelle. Ich konnte es nicht kontrollieren, wieder rannen Tränen über meine Wangen, ich fing an den Boxsack anzuschreien. Meine Hände und Arme verloren immer mehr an Kraft, sie zitterten, fühlten sich ausgelaugt und weich an, bis ich sie sinken liess. Mit einem Lauten Schluchzen sank ich zu Boden und liess meine Gefühle zu. Das laute Schluchzen und die Schreie vor Schmerz zwischendurch hallten im Raum wieder, mir wars egal ob es jemand hört oder nicht. Zusammengekauert lehnte ich mich gegen die kühle Betonwand. Mein Schluchzen hatte nachgelassen, meine Hände taten weh. Langsam konnte ich mich wieder beruhigen, mein Weinen stoppte und auch das Zittern liess langsam nach.
Eine kleine Weile sass ich hier noch ehe ich aufstand und mein Zeug schnappte. Ich verliess den Raum nach meinem kleinen Gefühlsausbruch und atmete die frische Luft ein. Ich musste zugeben das Boxen gerade, auch wenns nur kurz und nur zum Wutablassen diente, tat unglaublich gut. Nur war mein Körper jetzt noch ausgelaugter als vorher. Mühsam schleppte ich mich nach Hause. Den ganzen Weg über schossen mir millionen Gedanken durch den Kopf. Jede einzelne Sekunde die ich mit Blake verbrachte. Vom ersten Treffen bis zum Wochenende und dem Streit gestern. Meine gemischten Gefühle machte das ganze nur noch unerträglicher.
DU LIEST GERADE
Lebenskampf
Teen FictionDie 17 jährige Hailey lebt mit ihren zwei Brüdern in einer Kleinstadt und führt bei ihnen ein mehrheitlich glückliches Leben. Allerdings ist in der Schule genau das Gegenteil der Fall, sie ist die Aussenseiterin, wird verarscht und gemobbt. Was aber...