Hailey's POV
Ständig kreisten meine Gedanken darum, dass man nichts von meinen Verletzungen sieht. Immer wieder zupfte ich an meinen Ärmeln rum, damit sie auch ja die Knöchel bedeckten und an meiner Mütze, damit kein Pflaster hervorblitzt. Jeder Blick meiner Mitschüler nahm ich viel zu ernst, ich dachte sie hätten bemerkt, dass etwas nicht stimmt. Die schauen immer, ist nichts besonderes, versuchte ich mir einzureden, erfolglos. Die wenigen Schritte zu meinem Spind lief ich mit gesenktem Blick um mir die der anderen nicht geben zu müssen. Mein Herz pochten zu schnell und jeder Atemzug tat weh. Insgeheim machte ich mir auch noch Gedanken darum, ob Yorick heute herkommt oder nicht. Wenn ja, bin ich erledigt, wenn nein, bin ich erledigt sobald er wieder in die Schule kommt.
Mit zitternden Händen öffnete ich meinen Spind und suchte nach meinem Biologiebuch. Eigentlich hätte ich mich am liebsten auf einer Toilette eingesperrt bis ich mir sicher war, dass Blake nicht mehr hier war, aber ich musste dahin, so ein Dreck. Ich musste unauffällig bleiben und schwänzen gehörte da nicht zu den besten Ideen. Endlich fand ich das dicke Buch und zog es aus dem Spind raus, die Metalltür knallte ich zu.
Gerade drehte ich mich nach links und wollte loslaufen das stand plötzlich jemand vor mir. Erschrocken fuhr ich zusammen, eine Sekunde setzte mein Herz aus. Als ich die Person erkannte verfinsterte sich meine Stimmung innert Millisekunden. Wenn man vom Teufel spricht. Ich senkte meinen Blick und wollte nur noch weiter. Einen Schritt machte ich zur Seite ohne ihn eines Blickes zu würdigen, er hielt mich aber am Arm fest.
"Warte!"
Als ich den Widerstand spürte, verzog ich sofort mein Gesicht. Durch die ruckartige Bewegung zog sich der Schmerz direkt zu meinem Brustkorb, fuck!
"Lass mich in Ruhe, verdammt!!" presste ich zwischen meinen zusammengebissenen Zähnen hervor. Ich versuchte mir den Schmerz nicht anmerken zu lassen.
Entgegen meiner Erwartung erhielt ich aber keine Antwort. Als ich dann doch einen kurzen Blick in sein Gesicht riskierte bemerkte wie er mich mit zusammengekniffenen Augen musterte. Ich spürte wie sein Blick an meiner Lippe hängen blieb. Das einzige was ich nicht abdecken konnte. Sofort wandte ich meinen Blick wieder ab.
"Was ist passiert?" fragte er mich ruhig. Obwohl so ganz ruhig war er nicht, einen bebenden Unterton konnte man klar raushören.
"Nichts!" zischte ich ihn an. Ich befreite meinen Arm von seinem Griff und nahm meine Tasche von der Schulter. Da war ja noch was. Mit zittrigen Händen holte ich Blake's Pulli aus der Tasche, den ich am Wochenende da rein gestopft hatte. Ohne ein Wort drückte ich ihn ihm in die Hand, wollte nur noch weg.
Er griff aber nicht nach seinem Pulli sondern wieder nach meinem Arm und bevor ich ihn davon abbringen konnte schob sich der Ärmel hoch. Blitzschnell zog ich meine Hand weg aber da hatte er den Verband und die blauen Flecken schon gesehen.
Etwas geschockt starrte er mir direkt in die Augen. Er setzte schon an um etwas zu sagen, aber ich unterbrach ihn sofort.
"Geht dich nichts an!" sofort zog ich den Ärmel wieder nach unten und lief an ihm vorbei. In schnellen Schritten hastete ich zum Biologieraum. Kaum da drin konnte ich es nicht mehr erwarten den wieder verlassen zu können. In der hintersten Reihe setzte ich mich an einen der Plätze und war damit beschäftigt nicht aufzufallen. Nach und nach betraten immer mehr Leute den Raum, darunter auch Blake, leider. Heute fingen die Referate an, also hiess es zwei Lektionen lange nur zuzuhören. Beide Lehrer fanden auch recht schnell hier her und so begann der Unterricht. Neben mir war zum Glück kein Platz mehr frei, also sass Blake auch nicht in meiner Nähe. Viele sassen sowieso im hinteren Teil des Raumes, wegen des Platzmangels. Dennoch waren diese zwei Lektionen zwei der qualvollsten überhaupt. Permanent spürte ich seinen Blick auf mir, er schien mich keine Sekunde aus den Augen zu lassen. Ich versuchte mich mal zur Abwechslung auf den Unterricht, beziehungsweise die Referate zu konzentrieren, was mir nicht wirklich gelang. Nach kurzer Zeit fingen meine Hände an zu zittern, mein Kopf brummte. Ich hätte heute definitiv was essen sollen, mein Blutzucker schien gerade in den Keller zu rutschen. In der Pause wollte ich mir sofort was dagegen holen. Irgendeine Cola oder sonst was, auf jeden Fall was mit ordentlich Zucker.
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Lebenskampf
Teen FictionDie 17 jährige Hailey lebt mit ihren zwei Brüdern in einer Kleinstadt und führt bei ihnen ein mehrheitlich glückliches Leben. Allerdings ist in der Schule genau das Gegenteil der Fall, sie ist die Aussenseiterin, wird verarscht und gemobbt. Was aber...