Lebenskampf

Kapitel 50 - Abfahrt

Hailey's POV

Ich zählte schon die letzten Sekunden die der Zeiger auf der tickenden Uhr zurücklegte. Meinen Blick hielt ich starr darauf gerichtet und wollte nur noch, dass er die 12 erreicht. Die Worte von Mr Jones gingen höchstens beim linken Ohr rein und beim rechten wieder raus. Englisch war nunmal nicht mein Lieblingsfach. Besonders nicht am Freitag Nachmittag. Und noch weniger wenn ein verlängertes Wochenende mit meinen Freunden so kurz bevor stand. Kaum hatte mir Derren die Erlaubnis gegeben stürmte ich hoch in mein Zimmer und rief Debby an, um es ihr mitzuteilen. Sie freute sich mindestens genauso wie ich und schon begann sie die genauen Zeiten der Abfahrt und Ankunft zu bestimmen. Die letzten Tage bis heute gingen einfach nur langsam vorbei. Erstens sorgte der Hausarrest dafür, dass ich meine Energie nicht rauslassen konnte beim Kickboxen und ich sonst nicht wirklich was zu tun hatte. Sonst geht die Zeit sowieso langsamer vorbei, wenn etwas ansteht auf das man sich freut. Diese Tage waren die einzigen seit langer Zeit die ersten richtigen Ferien, beziehungsweise ein Ausflug raus aus der Stadt. Mit Derren und Jaden konnte ich sowas leider nicht mehr machen, weil es einfach viel zu viel zu tun gab und die Möglichkeit auch nicht da war.

Noch zehn Sekunden. Zehn. Neun. Acht. Sieben. Sechs. Fünf. Vier. Drei. Zwei. Eins.

Und die schrille Glocke erklang und befreite alle vom Unterricht. Ich hatte mein Zeug schon zusammengepackt und schnappte in windeseile meine Sporttasche. Die war gross genug für das ganze Zeug welches ich am Wochenende brauchte. Klamotten, Pflegezeug, Badezeug und paar Kleinigkeiten. Mr Jones hätte gerne noch etwas als Abschluss gesagt, aber die meisten waren schon aus dem Klassenzimmer raus, genauso wie ich. Das einzige was ich noch tun musste, war meine Schultasche loszuwerden. Dies passierte indem ich sie samt Schulbücher einfach in meinen Spind stopfte. Noch einmal nach Hause ging ich nämlich nicht. Am Morgen hatte ich mich von Derren, Jaden und Celine verabschiedet. Natürlich nicht ohne mehrmals zu versprechen, dass ich anrufe sobald wir angekommen sind. Die Nachrichten am Abend durfte ich auch nicht vergessen, sowie paar andere Dinge.

Die kleine Metalltür schmiss ich zu, hielt den Gurt meiner Sporttasche fest und schwang sie über meine Schulter. Mit eiligen Schritten quetschte ich mich an den ganzen Schülern nach draussen. Kurz gewöhnten sich meine Augen an die Helligkeit und ich erblickte schon das Auto an der Strasse. Blake lehnte dagegen und war mit seinem Handy beschäftigt. Sein Anblick liess mich direkt lächeln. Was soll man machen, er sah halt schon verdammt ut aus. Durch sein enges Shirt erkannte man auch gut seine Muskeln. Okay, anderes Thema! Der Unterricht an seiner Schule war schon fünfzehn Minuten früher fertig, hätte ich auch gerne, deswegen holte er mich jetzt ab. Von hier gings direkt zu Dylan und bei ihm weg von hier.

Ich hüpfte freudig die Treppe runter und lief in schnellen Schritten und breit grinsend zu Blake. Kurz bevor ich bei ihm war, bemerkte er mich und steckte sein Handy in seine Jeanstasche.

"Hey Kleine.."

Augenverdrehend begrüsste ich ihn mittels einer Umarmung. Daraufhin stieg er direkt ein, ich lief um das Auto herum zur Beifahrertür. Ich liess mich auf den Sitz fallen und kaum war die Autotür zu, gab Blake Gas und wir fuhren von der Schule weg.

"Mich wundert es immer noch, dass du deinen Bruder überzeugt gekriegt hast.." kam es nach kurzer Zeit von ihm.

"Da bist du nicht der einzige..."

Damit meinte ich mich. Dass ihn Celine überreden konnte, wunderte mich ebenso, aber ja. Da hatte ich halt mal Glück.

Nach wenigen Minuten kamen wir schon bei Dylan Zuhause an, Blake fuhr direkt die Auffahrt hoch. Debby und Dylan standen schon draussen und räumten paar Dinge in ein anderes Auto. Kaum hatte sie den Wagen bemerkt, winkte mir Debby lächelnd zu. Als ich dann endlich aussteigen konnte, lief ich direkt zu ihr um sie zu umarmen. Meine Tasche landete dabei natürlich auf dem Boden, störte sowieso bei Begrüssungen.