28. Geburt

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Die Luft fühlte sich frisch und kühl an, in diesen frühen Morgenstunden, als Niklas sich mit seinem Fahrrad, auf den Weg ins Johannes Thal Klinikum machte. Der Oberarzt empfand, die kühle Luft als angenehm und auch beim wach werden half sie ungemein.
In seinen Gedanken, war er noch bei dem wunderschönen Wochenende mit Julia. Niklas war froh, dass ihm der Abschied von seiner Freundin, dieses Mal um einiges leichter gefallen war, trotz der Tatsache, dass sie sich die nächsten zwei Wochen nicht würden sehen können. Die Gewissheit, dass sein Antrag, wirklich den Erfolg erzielte, den Niklas sich erhofft hatte und Julia somit motiviert war, auf ein Ziel hinzuarbeiten, auf dass sie sich sehr freute, machte es ihm leichter, mit weniger Sorgen nach Hause zu fahren. Natürlich vermisste er schon jetzt, seine Julia furchtbar. Aber die Freude darauf, bald nicht mehr getrennt zu sein, sondern gemeinsam in einer Wohnung zu leben, half ihm die Zeit, bis er Julia wieder sehen konnte, zu überbrücken. Bald schon würde Julia sogar seine Frau sein! Niklas's Mundwinkel bogen sich zu einem Lächeln, wenn er sich das vorstellte. Es fühlte sich noch ganz ungewohnt, aber auch unglaublich schön an.
In der Klinik angekommen traf der Oberarzt sogleich auf eine gestresste Schwester, welche ihn schon überall zu suchen schien. „Dr. Ahrend!" rief sie schon von weitem total ausser Atem. „Da sind sie ja endlich! Es wird nach Ihnen, im Kreissaal 2 verlangt. Bitte gehen sie schnell, sonst reißt mir Frau Dr. Ahlbeck noch den Kopf ab. Diese Frau,  macht mich heute noch ganz wahnsinnig!" Niklas hatte gar nicht die Möglichkeit, zu erfahren, was los war, so schnell war die Schwester weiter geeilt. Verwundert blickte der Oberarzt der Schwester hinterher. „Komisch, was da wohl wieder los war? Und was tat Leyla auf der Entbindungsstation?" Niklas beeilte sich, seine Kleider zu wechseln und auf die Gynäkologie zu gelangen. Unterwegs, fiel es ihm siedend heiß ein. Leyla hatte gar nicht als Kollegin nach ihm verlangt, sondern als Patientin. Seine gute Freundin schien in den Wehen zu liegen, das Baby kam! Er rechnete kurz nach und stellte beruhigt fest, dass es zwar noch ein wenig früh, aber nicht mehr als Fühgeborenes einzustufen war. Der Oberarzt beschleunigte seine Schritte und platzte in den Kreissaal. „Niklas endlich!" ,rief Leyla. Sie stand da, auf das Gebärbett gestützt und veratmete, unter Stöhnen eine Wehe. Nach Abklingen der Wehe, teilte sie ihm mit: „Niklas! Es geht los und ich habe keine Ahnung wo Ben ist. Gerade habe ich eine Schwester beauftragt ihn zu finden!" Mit ängstlich geweiteten Augen blickte sie ihren Freund an. „Ich brauche dringend meinen Mann hier, ich schaffe das nicht ohne ihn!" Kurz nahm Niklas seine Freundin in den Arm und sprach beruhigend auf sie ein: „Ganz ruhig Leyla! Wir werden ihn schon finden! Jetzt lass mich dich erst einmal untersuchen. Leg dich bitte einmal auf das Entbindungsbett." Die Hebamme legte das CTG an und Niklas mass den Muttermund ab. „Der Muttermund ist bei 4 cm und die Fruchtblase noch intakt, dass wird wohl noch eine Weile dauern. Dein Mann hat noch etwas Zeit rechtzeitig hier aufzutauchen!" ,grinste Niklas. „Bitte sag nicht, dass es noch lange dauert! Es ist jetzt schon schmerzhaft genug!" ,jammerte Leyla durch die zusammen gebissenen Zähne, da sie gerade erneut von einer Wehe überrollt wurde. Niklas checkte die Werte des CTG's und meinte zufrieden: „Sehr schön, die Wehentätigkeit wird immer mehr und dem Kleinen geht es auch sehr gut. Er hat einen kräftigen regelmässigen Herzschlag. Wenn das so weitergeht, haben wir es hier mit einer Bilderbuch Geburt zu tun. „Jetzt schafft mir endlich Ben her!" ,stöhnte Leyla. „Jawohl!" Niklas legte seine Hand auf Leylas Schulter: „Ich gehe jetzt und werde ihn auch finden! Ok? Hebamme Melina ist hier und wird gut auf dich aufpassen!" Leyla konnte nur kurz nicken, schon wieder befand sie sich in einer Wehe und drückte kräftig Niklas Hand." Grinsend schüttelte der Oberarzt seine schmerzende Hand, während er kopfschüttelnd das Zimmer verließ. „Was diese Gebärenden nur immer für wahnsinnige Kräfte entwickelten." Überall suchte er nach Ben, aber weit und breit war keine Spur von ihm. Niklas blickte auf seine Uhr. Es wurde jetzt wirklich Zeit, dass er Ben fand, denn in 15 Minuten musste er im OP sein. Ohne viel zu erwarten, schaute er als Letztes in den kleinen Bereitschaftsraum. Und wirklich, da lag der werdende Papa, friedlich schlafed auf dem Bett. „Klar" ,erinnerte Niklas sich, der Assistenzarzt  hatte eine turbulente Nachtschicht gehabt. „Hey Ben aufstehen!" Niklas rüttelte an seiner Schulter. „Aufstehen Ben, dein Sohn möchte raus!" „Was ist los?" Ganz verschlafen beäugte er Niklas. „Lass mich bitte noch einen Moment schlafen! Meine Schicht ist doch schon vorbei!" „Nein, du kannst jetzt nicht schlafen! Euer Baby kommt! Ben! Leyla braucht dich jetzt!" Plötzlich saß der junge Mann aufrecht in seinem Bett. „Was? Das Baby kommt, sagst du? Oh Mann, wo ist sie? Wo ist Leyla?", fragte er auf einmal ganz hektisch. „Ganz ruhig Ben!" Niklas tätschelte seine Schulter. „Du findest sie in Kreissaal 2! Alles ist in Ordnung Leyla und dem Kleinen geht es gut, die Geburt wird wohl noch etwas dauern!" ,versuchte er den jüngeren Freund zu beruhigen. „Geh zu ihr! Leyla ist schon ziemlich am Ende ihrer Kräfte. Ich habe jetzt gleich eine ein-stündige OP, danach schaue ich wieder bei euch vorbei. Sollte irgendetwas sein, wird mich die Hebamme holen lassen!" „Gut, dann bis später!" Ben rannte in Richtung Treppenhaus, um möglichst schnell die Gynäkologie zu erreichen. „Bald würde er Vater sein, was für ein seltsames Gefühl das doch war!"
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Niklas beendete die Operation und hetzte aus dem Op-Bereich. Schnell wollte er bei Leyla sein, um zu sehen, wie weit die Geburt schon fortgeschritten war. Als er im Entbindungsbereich eintraf, konnte er Leylas Stöhnen schon von weitem hören. Er betrat den Kreissaal und erblickte Leyla, wie sie sich leidend auf Ben stützte. Dieser unterstützte seine Frau nach allen Kräften. „Niklas! Bitte sag, dass sie endlich pressen darf, lange hält sie nicht mehr durch!", rief Ben ihm ungeduldig zu. Ein Blick auf das CTG, sagte ihm, daß mit dem Kind immer noch alles in Ordnung war und die Wehen noch einmal an Intensität zugenommen hatten. „Damit ich dich untersuchen kann, müsstest du dich wieder hinlegen." ,ordnete er zu Leyla gewandt an. Mit Bens Unterstützung schaffte Leyla es, sich auf das Entbindungsbett zu legen. Niklas überprüfte den Muttermund. „8 cm, es ist noch zu früh zum pressen! Leyla, ein bisschen musst du noch durchhalten! Zunächst sprenge ich deine Fruchtblase, dann sollten die Wehen noch stärker werden, somit haben wir die 10cm  sicher bald erreicht." Es ploppte und verursachte für Leyla ein unangenehmes Gefühl, als Niklas die Fruchtblase sprengte. Kurz darauf wurden die Wehen noch einmal heftiger und überrollten die werdende Mutter, nun fast pausenlos. Leyla meinte, am Ende ihrer Kräfte zu sein. Ihre Finger krallten sich in Bens Arme, während sie tapfer einen Schrei unterdrückte. Am liebsten hätte Leyla alles abgebrochen und wäre davongerannt. Sie wollte einfach nicht mehr, es tat so furchtbar weh. Aber es gab kein Zurück mehr, ihr Sohn musste raus aus ihrem schützenden Bauch. Ben litt so schrecklich, mit seiner Frau. Er fühlte sich so unendlich hilflos dabei, Leyla nichts von ihrem Schmerz abnehmen zu können. „Niklas bitte, ich muss jetzt pressen! ,flehte Leyla. Nachdem Niklas wiederum, den Muttermund kontrolliert hatte, teilte er zufrieden mit: „Ist in Ordnung, wenn die nächste Wehe kommt darfst du pressen!" Ben setzte sich hinter Leyla, hielt sie fest im Arm und gab ihr so die Kraft, welche sie zum Pressen brauchte. Eine Presswehe nach der andern, kam über Leyla und sie presste immer wieder und wieder, während sie vor Schmerzen laut aufschrie! Ben hoffte einfach nur, dass diese Geburt endlich ein Ende haben und seine Frau erlöst werden würde. „So Leyla jetzt noch 2-3 Mal pressen und der Kleine ist da! Ich kann sein kleines Köpfchen schon spüren!" „Jetzt seh ich es sogar schon, es sieht aus, als ob er die schwarzen Haare seiner Mama hat!" lächelte Niklas. „Gleich hatte sie es geschafft." Leyla sammelte noch einmal alle Kraft, die sie irgendwie aufbringen konnte und presste, so stark sie konnte, um endlich ihren kleinen Sohn in die Arme schließen zu können. „So noch ein letztes Mal Leyla, gleich haben wirs!" motivierte Niklas seine Freundin!" Und mit der nächsten Presswehe hielt er das winzig kleine Bündel in seinen Händen. Er ließ Ben, die Nabelschnur durchschneiden, wickelte den schreienden Säugling in ein Tuch, welches ihm die Hebamme reichte und betrachtete das kleine Etwas in seinen Händen liebevoll. Ihm lief ein warmer Schauer über den Rücken, als er dieses unfassbar süße Baby in seinen Armen hielt und in dessen Augen blickte. Die Zeit schien still zu stehen. Niklas saß regungslos da und betrachtete lächelnd den Säugling, während er alles um sich herum zu vergessen schien. „Niklas was ist los? Ist irgendetwas nicht in Ordnung, oder warum schaust du unseren Sohn so intensiv an? ,wollte Leyla ängstlich wissen. „Ich möchte ihn gerne anschauen!" Jetzt klang Leyla schon fordernder, da Niklas nicht reagierte. Auch Ben schaute Niklas skeptisch an und wunderte sich, was wohl mit seinem Ausbilder los war. „Na na natürlich!" ,stotterte Niklas betreten, als Leyla ihn ungeduldig mit einem „Jetzt gib ihn endlich her, Niklas!" ,aus seinen Gedanken aufschreckte. Er legte das kleine Bündel auf Leylas Brust und sagte: „Es ist alles in bester Ordnung! Ganz herzlichen Glückwunsch Mama und Papa!" Leyla konnte ihr Glück kaum fassen. Er war da! Endlich! Die Schmerzen waren vorbei! Voller stolz blickte sie auf den kleinen Wurm auf ihrer Brust und strich im sanft über sein winziges Köpfchen. Auch Ben betrachtete voller Faszination seinen kleinen Sohn! Er konnte es noch gar nicht so richtig fassen. Er war jetzt Papa! Ein unglaubliches Gefühl von Freude und Stolz stieg in im auf. Ben kuschelte sich ganz nah an Leyla, küsste sie zärtlich und nahm sie liebevoll in seinen Arm, während er in ihr Ohr flüsterte: „Das hast du so unglaublich toll gemacht meine starke Frau!" Leyla strahlte übers ganze Gesicht, kuschelte sich an Ben und legte den kleinen Luca zum ersten Mal an ihre Brust, damit er trinken konnte.
Niklas überließ die kleine glückliche Familie, der Hebamme und besorgte sich einen Kaffe in der Cafeteria. In Gedanken versunken, setzte er sich dort an einen Tisch und starrte ins Leere. Während er versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen rührte er abwesend in seiner Kaffeetasse. „Was war denn da eben mit ihm los gewesen, wie peinlich hatte er sich gerade verhalten? Er hatte einfach das Kind angestarrt, statt es, wie üblich seinen Eltern zu übergeben. Diese Situation eben, war doch nichts Neues für ihn, wunderte sich der Oberarzt. Er entband doch fast täglich Säuglinge oder holte sie per Kaiserschnitt, meistens sogar mehrere pro Tag. Er war es doch gewohnt süße kleine Babys auf seinem Arm zu haben. Er kannte sich selbst nicht mehr! Warum nur, hatte er bei Leylas Baby so komisch reagiert? Normalerweise empfand er auch nichts besonderes dabei, er nahm das Kind in Empfang, freute sich, dass alles gut gegangen war und gab das Kind sofort der Mutter. Heute war es das totale Gegenteil gewesen. Er hatte es regelrecht genoßen, dass Kind auf seinem Arm zu spüren und sich fast nicht dran satt sehen können. Es hatte sich so besonders und schön angefühlt. Komisch! Er hatte überhaupt keine Ahnung, was da mit ihm los gewesen war." Niklas sah auf seine Uhr. Frau Weber wartete, er hatte jetzt keine Zeit diesen peinlichen Moment weiter zu analysieren. „Hoffentlich hatte es Leyla vergessen, oder konnte es wenigstens unterlassen, ihn darauf anzusprechen."

Bevor er Feierabend machte, begab sich Niklas auf die Wochenstation, um noch kurz nach Lyela zu sehen. Leyla lag in ihrem Bett und hielt, von einem Ohr zum anderen strahlend, den kleinen Luca in ihrem Arm. „Hey Leyla, ich wollte kurz sehen wie es euch geht!" ,sagte Niklas und warf einen Blick in Leylas Akte. „Sehr gut, danke! Wir sind einfach überglücklich, diesen kleinen Kerl hier bei uns zu haben. Niklas lächelte: „Das freut mich sehr! Wo ist denn Ben?" „Der sucht gerade die Cafeteria nach etwas Essbarem ab, er hatte noch gar keine Zeit etwas zu essen der stolze Papa!" ,lachte Leyla. Niklas konnte spüren, wie begeistert sie von Ben als Papa war. „Darf ich ein Foto von euch für Julia machen?" „Natürlich, sie wird sich sicher sehr freuen und es nicht erwarten können ihr Patenkind zu sehen!" ,grinste Leyla. Als Niklas das Foto gemacht und an Julia gesandt hatte, wollte Leyla wissen: „Du Niklas, was war da heute nach der Geburt, eigentlich mit dir los!" „Warum? Was soll schon mit mir gewesen sein?" ,fragte Niklas ausweichend. Leyla lachte: „Mein Lieber, mir machst du nichts vor, du warst hin und weg von unserem Baby. Ich hatte richtiggehend das Gefühl, dass du auch Lust auf ein zweites Kind bekommen hast." Niklas schüttelte energisch den Kopf: „Das ist doch totaler Quatsch, ich finde bloss mein Patenkind total reizend!" „Genau!" meinte Leyla ironisch „Genau so sah das aus! So wie ich Julia kenne, würde sie sicher grossen Gefallen daran finden, wenn du wieder auf den Geschmack gekommen bist!" ,lächelte Leyla wissend.

 Niklia „Die Richtige"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt