Vorsichtig massierte Julia ihr schmerzendes Bein, bevor sie nach ihren Krücken angelte und sich mit diesen, langsam von der Liege erhob. Heute waren die Beinübungen wieder sehr unangenehm und anstrengend gewesen, so dass die junge Ärztin, total erschöpft, die Physiotherapie des JTK's verließ. Ein kurzer Blick auf die Uhr, sagte ihr, dass Niklas's Schicht nun eigentlich auch gleich zu Ende sein müsste. Nach diesem anstrengenden Tag, verspürte sie das Bedürfnis, sich in Niklas's starken Armen, einfach fallen zu lassen und die Qualen des Tages vergessen zu können. Daher beschloß Julia, ihn in seinem Büro zu überraschen um sich dann gemeinsam, mit ihrem Verlobten auf den Heimweg zu machen. Kraftlos, stakste sie langsam, mit ihren Krücken durch die Krankenhausgänge. Um diese Ecke wollte sie noch biegen und dann, dass große Fenster, welches Einblick auf die frisch geborenen Säuglinge bot, für eine kleine Verschnaufpause nutzen. Die Assistenzärztin liebte es, immer wieder an diesem Fenster zu stehen und diese winzigen Wesen zu beobachten. Als sie nun um die Ecke bog, erblickte sie Niklas, wie er regungslos, vor dem besagten Fenster stand, seine Hände auf den, darunter angebrachten Handlauf stützte und total in Gedanken, versunken zu sein schien. Julia wunderte sich, ihren Schatz hier vorzufinden. Langsam kam sie immer näher, aber Niklas schien ihre Anwesenheit gar nicht zu bemerken. Was beschäftigte ihn nur so sehr, dass er total abwesend wirkte? Julia trat ganz nah an ihn heran und legte vorsichtig ihre Hand auf seinen Arm, während sie leise flüsterte: „Niklas! Was ist los?" Ruckartig schoß sein Kopf herum und zwei geweitete Augen, blickten ihr, erschrocken entgegen. „Ach du bist's mein Schatz!" ,rief der Oberarzt erleichtert aus. „Hey du siehst ja total fertig aus! War es so schlimm heute?" ,fragte er mitfühlend und zog seine Verlobte in seine Arme. „Ja, das war es, ich bin total geschlaucht! Aber jetzt bin ich einfach nur froh, bei dir zu sein!" ,bestätigte Julia, während sie sich an Niklas schmiegte. „Und was ist mit dir los? Über was hast du gerade gegrübelt?" ,hakte sie vorsichtig nach. „Es war ein anstrengender Tag!" ,erklärte Niklas ausweichend, bevor er Julias Nacken hingebungsvoll küsste. „Das ist doch noch nicht alles oder?",versuchte Julia zu ergründen, warum Niklas ausgerechnet vor dem Säuglingszimmer stand. Der Oberarzt seufzte ergeben: „Nein, ist es nicht! Du kennst mich wohl zu gut, als dass ich etwas vor dir verbergen könnte. Ich habe gerade eine wichtige Entscheidung getroffen!" „Dabei haben dir die süßen Babys helfen können?" ,schmunzelte Julia. Ein leichtes Lächeln huschte jetzt auch über Niklas's angespanntes Gesicht: „In der Tat, sie waren mir wirklich eine Hilfe! Ich stand in letzter Zeit öfter an diesem Fenster und habe nachgedacht!" Mit großen Augen blickte seine Verlobte ihn an. Um was für eine Entscheidung es sich da wohl handelte? Sie ahnte, dass es damit zusammenhing, ob er ein gemeinsames Baby mit ihr wollte oder nicht. „Julia, Es tut mir so leid, dass ich dir ausgewichen bin, als du letzte Woche mit mir, über gemeinsame Kinder reden wolltest. Ich konnte zu diesem Zeitpunkt einfach nicht drüber reden, ich brauchte noch etwas Zeit zum Nachdenken." „Und jetzt? Kannst du drüber reden?" In Julia's Stimme schwang ein wenig Angst mit. „Ja das kann ich!" ,versicherte Niklas bestimmt. „Ich habe erkannt, was mir persönlich wichtig ist und habe Entscheidungen getroffen. Lass uns nach Hause gehen und dort miteinander reden."
Auf dem Heimweg und während des Abendessens, verspürte Julia ein mulmiges Gefühl in ihrem Bauch. Während sie geduldig wartete, bis Niklas, von sich aus das Thema anschnitt, hing sie ihren schweren Gedanken nach. Was wäre, wenn er kein Kind mehr haben wollte? Einer ihrer größten Träume, würde sich einfach in Luft auflösen. Mit Niklas hatte sie nicht nur, den besten Mann der Welt gefunden, er war auch ein ebenso liebevoller Vater, nichts wünschte sie sich mehr, als mit ihm gemeinsame Kinder zu haben. Konnte sie richtig glücklich sein, wenn sie keine Kinder haben würden? Als der Tisch abgeräumt und die Küche wieder ordentlich war, zog Niklas seine Verlobte auf seinen Schoß und legte seine Arme um sie. Er erklärte Julia ausführlich, was ihn die letzten Tage, so sehr beschäftigte und welche Gefühle, in ihm aufkamen, wenn er über ein gemeinsames Kind mit ihr nachdachte. Diese Ausführungen, des Oberarztes, trugen nicht dazu bei, die Hoffnung der jungen Ärztin zu steigern. Sie konnte seine Gefühle gut nachvollziehen, was aber nichts an ihren Wünschen änderte.
„Ich habe mir in den letzten Tagen, viel Zeit genommen, mich mit mir zu beschäftigen und herauszufinden, was ich möchte, was mir wirklich wichtig ist! Dabei habe ich bemerkt, wie sehr ich mich selbst, für meinen Fehler mit Arzu bestrafe und mein Leben davon bestimmen lasse. Ich habe begriffen, dass ich so nicht weiter machen kann! Ja! Was ich damals getan habe, war falsch! Aber es ist geschehen. Ich muss lernen, dies zu akzeptieren. Auf gar keinen Fall, möchte ich zulassen, dass dieser Fehler, unsere gemeinsame Zukunft zerstört!" Liebevoll fuhr er mit seinen Fingern über ihre Wange und strich ihr dabei, eine Haarsträhne hinter's Ohr. Ausserdem ist mir aufgefallen, dass ich immer versuche, es jedem Recht zu machen, allen zu helfen. Dabei laufe ich in Gefahr, mich selber und die Menschen, die mir am wichtigsten sind, zu wenig wahrzunehmen." Julia kuschelte sich ganz nah an Niklas und ließ ihn, sich einfach einmal alles von der Seele reden.
„Beim Anblick dieser kleinen Wesen, habe ich entschieden, mich nur noch, auf die Menschen zu konzentrieren, die mir am allerwichtigsten sind. Das bist du!" Er legte sein Gesicht sanft an ihre Wange. „Und natürlich Max. Zudem, habe ich mir vorgenommen, besser auf mich selber zu achten, um überhaupt ein guter Ehemann und Vater sein zu können. Mir ist klar geworden, dass ich nicht für Arzu's Wohl verantwortlich bin. Bis zu einem gewissen Punkt, kann ich Rücksicht auf sie nehmen, aber nur solange es auch zu Max's Bestem ist. Mein Sohn soll nicht leiden müssen, nur weil ich Mitleid mit Arzu habe. Ich bin sein Vater und hiermit auch verantwortlich für ihn. Wenn du einverstanden bist, dann werde ich Max sofort zu uns holen, sobald mein Gefühl mir sagt, dass es notwendig ist." „Auf jeden Fall!" ,gab Julia ihm nachdrücklich recht. „Du weisst wie gerne ich ihn habe! Jederzeit kann er, von mir aus, zu uns kommen!" „Ich werde bestimmt nichts überstürzen, ich hoffe, immer noch dass die Situation sich wieder beruhigt und er bei Arzu bleiben kann. Ich kann mir vorstellen wie schmerzhaft es für eine Mutter sein muss, sich von ihrem Sohn zu trennen. Um jeden Preis werde ich ihn aber nicht bei ihr lassen." Julia seufzte, auch sie fand die Vorstellung, von ihrem Kind getrennt zu werden furchtbar. „Das ist nicht einfach! Entscheide du so, wie es dir richtig erscheint, ich werde dich bestimmt dabei unterstützen!" Die Andeutung eines Lächelns ließ Niklas's Mundwinkel zucken. „Danke mein Liebling! Deine Liebe zu Max bedeutet mir wirklich sehr viel."
Niklas stand auf, ohne Julia abzusetzen und trug sie hinüber ins Wohnzimmer, wo er sie sanft auf der Couch ablegte und sich zu ihr kuschelte. Seine Finger strichen langsam über ihren Arm, während er weitersprach. „Als ich an dem Säuglingsfenster stand und die winzigen Babys beobachtete, versuchte ich herauszufinden, was ich möchte und dabei alle anderen Dinge auszublenden. Mit jedem Mal, bei dem ich mich dort aufhielt, habe ich ein wenig mehr wahr genommen, dass meine Reaktion auf den kleinen Luca, wirklich von meiner Sehnsucht zeugte, mit dir ein eigenes kleines Baby zu haben. Julia, ich wünsche mir, dass wir miteinander eine kleine Familie mit eigenen Kindern gründen." Nun kletterte Niklas's Lächeln weiter nach oben, bis es seine Augen erreichte. Strahlend, schaute er seine Verlobte an: „Du wirst eine so liebevolle, bezaubernde Mama sein!" „Wirklich? Du möchtest ein Baby mit mir?" ,fragte Julia ganz vorsichtig mit wackeliger Stimme. „Ja auf jeden Fall!" Niklas nahm ihr Gesicht, sachte in seine Hände und blickte in die, vor erstaunen weit geöffneten Augen seiner Verlobten. Wenn ich mir vorstelle, so eine winzige Julia in meinen Armen zu halten, zerfliesst mein Herz wie Butter." Julia strahlte vor lauter Glück: „Du wirst nochmal so ein toller Papa sein!" Lächelnd stellte sie sich vor, wie süß Niklas mit ihrem kleinen Baby, in seinen straken Armen, aussehen würde. „Aber was ist mit deinen Zweifeln betreffend Max? Wie wird es ihm damit gehen?" „Auch darüber habe ich lange nachgedacht und bin zu dem Entschluss gekommen, dass wir Beide, es in der Hand haben, ob Es für Max eine positive oder negative Erfahrung wird. Es liegt an uns, wie wir mit ihm umgehen und ihn in unsere Familie mit einbeziehen. So liebevoll, wie du immer mit ihm umgehst, habe ich keine Sorge, dass wir es nicht schaffen können, ihm zu vermitteln, dass wir ihn lieben und er ein Teil unserer Familie ist, auch dann wenn er noch ein Geschwisterchen bekommt. Ich möchte nicht mehr zurückschauen! Wir blicken jetzt nur noch, nach vorne auf unsere gemeinsame Zukunft." Niklas wollte eine Familie mit ihr! Sie würden gemeinsame Kinder haben! Auch dieser Traum sollte also wahr werden! Glückselig lächelnd, rutschte Julia noch etwas näher zu Niklas. Seine Brust fühlte sich so schön warm an. Langsam näherte sich Niklas's Gesicht ihrem Ohr. Seine weichen Lippen kitzelten ein wenig, während er flüsterte: „Was hältst du davon, die Pille einfach abzusetzen, sobald die Physio beendet ist und du wieder fit bist? Ich wüsste keinen Grund, noch länger zu warten." „Wollen wir nicht einfach sofort loslegen?" ,hauchte Julia und näherte sich den Lippen des Oberarztes. Dieser ließ sich in einen innigen Kuss ziehen, einen Kuss, der so sehr nach Glück schmeckte, dass Julia sich sicher war, diesen Geschmack nie mehr zu vergessen. Als er den Moment so richtig ausgekostet hatte, löste Niklas ganz langsam, seine Lippen von Julia's und wisperte mit einem schelmischen Grinsen: „Wir können gerne schon ganz viel üben! Bloss mit dem Baby musst du noch ein wenig Geduld haben. Eine Schwangerschaft ist anstrengend, dafür muss dein Körper fit sein, allem voran musst du gehen können und zwar ohne Krücken! Vielleicht ist es ja in unseren Flitterwochen soweit." „Jawohl Herr Doktor! Sie haben ja recht! Ich kann es bloss fast nicht mehr erwarten, unser Kind in den Armen zu halten!" ,erwiderte Julia und ließ sich wieder in den Bann von Niklas Lippen ziehen, die sanft, die Ihren massierten und mehr zu fordern schienen.
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Niklia „Die Richtige"
FanfictionEine Story über die jungen Ärzte. Über die Liebe, Gefühle, Höhen und Tiefen. Im Zentrum stehen Julia und Niklas, andere Paare wie Beyla, Themarc und vielleicht auch ganz Neue werden als Nebenhandlung vor kommen.