Am nächsten Morgen, lag Julia im Vorraum des OP's und ließ sich von der Schwester, für die Operation vorbereiten. Das Ganze fühlte sich so komisch und irreal an. Die junge Ärztin kam sich vor, als ob sie neben sich stehen und alles von aussen beobachten würde. Weder Freude noch Traurigkeit konnte sie in diesem Moment spüren, auch die Verbindung, die sie sonst zu ihrer Tochter hatte war nicht mehr da. In ihr war nichts, als einfach nur eine große Leere. Ob dieser spezielle Zustand, in dem sie sich befand, wohl von den Beruhigungsmitteln ausgelöst wurde, die man ihr verabreicht hatte? Bevor Leyla die Freundin unter Narkose setzte, hielt sie für einen Moment Julia's Hand, lächelte sie freundlich an und betonte ermutigend: „Hey Julia, du schaffst das! Wir sehen uns später im Auffwachraum wieder! Ganz bestimmt!" Dann legte sie ihr, die Maske auf das Gesicht und drückte ermutigend die Schulter der jungen Ärztin, während diese langsam weg dämmerte.
Gleich darauf, wurde Julia von Vivi und Leyla in den OP geschoben, in dem schon eine angespannte Stimmung herrschte. Dort warteten schon Vivi und Dr. Ruhland, welche Niklas dafür hatte gewinnen können, als Reanimationsteam bereit zu stehen. Da der Oberarzt damit rechnen musste, dass Julia's Herz bei der Operation plötzlich versagte, die Operation am Herz des Föten aber seine ganze Konzentration erfordern würde, brauchte er Ärzte im OP, die sich nur darauf konzentrierten, für Julia da zu sein und im Notfall sofort zur Stelle waren um die Reanimation einzuleiten. Ausserdem standen Elias und Prof. Pazelt bereit. Elias sollte Niklas bei der OP assistieren und Prof. Patzelt, wollte bei der Operation anwesend sein, auch für den Fall, dass sie Niklas im Nachhinein bestätigen musste, keinen Fehler begangen zu haben.
Alle warteten sie auf das Erscheinen von Niklas und Matteo, welche absichtlich ein wenig später eintrafen, um alles bereits so vorzufinden, damit der Oberarzt, nicht mehr als nur den Bauch seiner Frau zu Gesicht bekam.Niklas wachte an diesem Morgen früh auf und versuchte sich sofort, mit nichts anderem, als der ihm bevorstehenden OP zu beschäftigen. Mit großer Anstrengung schaffte er es, seine Gedanken möglichst nicht zu Julia oder dem Baby abschweifen zu lassen, wobei er bald merkte, wie sehr es ihm an die Substanz ging, seine Gefühle nicht zuzulassen.
Auf einmal erschien Dr. Moreau mit einem Frühstück für Beide, da er verhindern wollte, dass Niklas in der Cafeteria, den Fragen der neugierigen Kollegen ausgesetzt wurde. Nachdem sie schweigend ihr Frühstück verzehrt hatten, begaben sich Beide Ärzte in den Operationstrakt und machten sich steril.Als Matteo und Niklas den OP betraten, wurde es plötzlich ganz still im Raum und alle Augen richteten sich erwartungsvoll auf den Oberarzt. Wie würde wohl diese Operation ausgehen? Bestand überhaupt eine Chance, dass der Vater sein Kind retten konnte? Würde er dem psychischen Druck und der Anspannung überhaupt Stand halten können? Kein Einziger, der Anwesenden konnte sich vorstellen, wie sich ihr Kollege in diesem Moment fühlen musste. Jeder von ihnen, hatte großen Respekt, vor dem, was in den nächsten 2 Stunden, noch auf sie alle zukommen würde. Dr. Ahrend nickte seinem Team kurz zu und sagte: „Ich erwarte von ihnen allen, höchste Konzentration, ausserdem benötige ich absolute Ruhe! Ich wünsche, dass während der Operation kein einziges Wort mehr, als unbedingt nötig gesprochen wird!" Dann trat er an den OP-Tisch, holte tief Luft, bevor er das Skalpell von Elias entgegen nahm und präzise Schnitte für das Endoskop und die Instrumente setzte. Alle Blicke richteten sich nun gebannt auf den Bildschirm, welcher die Bilder des Endoskops darstellte, um genau mitverfolgen zu können, wie Niklas versuchte das kleine Herzchen wieder herzustellen. Muksmäuschenstille herrschte nun im Raum, das Einzige, was man hören konnte, waren die Geräusche der Geräte und ab und zu eine knappe Anweisung von Niklas. Hochkonzentriert und rasch ging der Oberarzt vor, denn die Zeit, verrann in diesem Fall viel zu schnell. Der Bildschirm an der Wand, auf dem ein zweistündiger Countdown anzeigt wurde, hing wie ein Damoklesschwert über dieser Operation.
Vivienne stand total sprachlos da und ließ sich völlig in den Bann, dieser spannenden Operation ziehen. Sie bewunderte wie geschickt Niklas an diesem winzigen Herzen operierte, so daß sie im ersten Moment gar nicht fähig war zu reagieren, als plötzlich die Geräte zu piepen begannen. „Kammerflimmern !", schrie Dr.Ruhland. „Frau Kling sofort schocken!" ,und holte so, die Assistenzärztin aus ihrer Erstarrung. Darauf reagierte Vivi augenblicklich und kam der Aufforderung ihrer Vorgesetzten nach. Niklas erblasste zusehends, während alle professionelle Distanz, welche er sich so angestrengt erarbeitet hatte, plötzlich von ihm abfiel. Er spürte, wie sich Panik in ihm breit machen wollte. Sofort nahm er seine Hände von den Instrumenten, da diese ganz leicht zu zittern begannen. Genau vor dieser Situation, hatte er sich am Meisten gefürchtet.
DU LIEST GERADE
Niklia „Die Richtige"
FanfictionEine Story über die jungen Ärzte. Über die Liebe, Gefühle, Höhen und Tiefen. Im Zentrum stehen Julia und Niklas, andere Paare wie Beyla, Themarc und vielleicht auch ganz Neue werden als Nebenhandlung vor kommen.