Die Nächsten Tage verschanzte sich Niklas in jeder freien Minute in seinem Büro, und beschäftigte sich damit, die Operation an seiner Tochter akribisch vorzubereiten. Sogar über Nacht blieb er dort um Abstand von Julia und dem Baby zu bekommen. Der Oberarzt achtete wieder darauf, genug zu essen und zu schlafen, da er wusste, dass es enorm wichtig war, dass er bei dieser OP körperlich durchhielt.
Einiges, musste geregelt werden, bevor die Operation stattfinden konnte. Dazu gehörte auch, ein Gespräch mit Wolfgang. Schlussendlich, war er es, der die Operation bewilligen musste. Niklas stand angespannt vor dem Büro seines Schwiegervaters und klopfte, mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend, an. Wie würde Julias Vater wohl reagieren? Er spürte, dass er nicht mehr viel Kraft hatte, um ausgiebige Diskussionen zu führen. Freundlich bat ihn Wolfgang herein und bot ihm einen Stuhl an. Nachdem Niklas, Julia's Vater die ganze Situation geschildert hatte, nickte dieser nur leicht und meinte: „Niklas, das ist sicher nicht leicht für dich, meine Julia kann so schrecklich stur sein. Ich bin wirklich dankbar, dass sie dich an ihrer Seite hat! So leid es mir tut, und so sehr mich der Gedanke daran, meine Tochter verlieren zu können, in Angst versetzt, glaube ich doch, dass du wirklich keine andere Wahl hast, als zu operieren! Ich denke, dass du Julia richtig einschätzt, sie würde den Tod der Kleinen, ohne um sie gekämpft zu haben, nicht überwinden. Und auch wenn sie das sicher nicht wollen würde, bin ich deiner Meinung, dass dieser Vorwurf, du hättest nicht genug um euer Baby gekämpft, immer zwischen euch stehen und eure Beziehung mit der Zeit zerstören würde. So weh es mir tut, glaube ich doch, dass du die richtige Entscheidung getroffen hast! Buch dir einen OP, am Besten zu einem Zeitpunkt, wenn wenig los ist und such dir das beste Team zusammen, mein Einverständnis hast du!" Ganz verdattert, schaute Niklas seinen Schwiegervater an, das war erstaunlich leicht gewesen, hatte er doch mit einer nervenaufreibenden Diskussion gerechnet. Als Wolfgang den ungläubigen Blick seines Gegenübers sah, musste er ein wenig grinsen. „Überrascht dich meine Reaktion etwa? Ach Niklas ich kenne doch mein Fräulein Tochter!",erklärte er leicht belustigt und seufzte. „Ihre Sturheit, macht es einem nicht immer leicht! Sie hat sich dieses Kind so sehr gewünscht und sie hat einen Ehemann, der hervorragende Leistungen in diesem Bereich bringt, erstaunt es dich wirklich, dass sie die Operation möchte?" Erleichtert stand Niklas auf, ließ sich von Wolfgang umarmen und wollte gerade das Büro verlassen, als dieser noch hinzufügte: „Übrigens bin auch ich von deinen überragenden chirurgischen Fähigkeiten überzeugt, es würde mich gar nicht wundern, wenn dir die Operation allen Umständen zum Trotz gelingen würde." Ein ironisches Lächeln huschte über Niklas Lippen: „Schön wärs, aber eigentlich ist das gar nicht möglich. An so hoher Selbstüberschätzung, leide ich dann doch nicht, zu glauben, dass ich so eine Operation schaffen könnte, an die sich noch keiner vor mir gewagt hat. Du musst dir das in etwa so vorstellen, als ob du einen Berg besteigen möchtest, den noch niemand vor dir erfolgreich bestiegen hat." „Wir werden es ja sehen!" lächelte Wolfgang und wand sich wieder seinem Computer zu. Als der Oberarzt das Büro verließ, rief ihm Wolfgang noch hinterher: „Mach dir keine Sorgen um den finanziellen Kram, das bekommen wir schon geregelt. Im Notfall springe ich privat auch noch mit ein! " Sprachlos begab sich Niklas zurück in sein Büro. Mit einer solchen Reaktion hatte er nun wirklich nicht gerechnet!Nun galt es ein Team zusammen zu stellen. Niklas hatte auch schon ganz konkrete Vorstellungen, aus welchen Ärzten es zu bestehen hatte. Leyla sollte für die Anästhesie zuständig sein. Obwohl sie sofort einverstanden war, dies zu übernehmen, zeigte sie sich doch sehr skeptisch gegenüber seinem Vorhaben. „Niklas! Du bist so glücklich mit deiner Frau, möchtest du es wirklich riskieren, sie für immer zu verlieren? Wenn sie stirbt, wirst du das alles bitter bereuen!" ,versuchte Leyla ihrem Freund aufzuzeigen. „Verstehst du mich denn gar nicht? Nicht ein kleines bisschen? Wenn ich nicht operiere, dann habe ich sie doch schon verloren. Der Zustand, dass sie zwar da sein, aber für mich nicht mehr erreichbar sein wird, ist untragbar für mich Leyla! Das mit Julia und mir ist etwas so besonderes. Ich kann nicht einfach hingehen und all das Schöne wegschmeißen, was wir miteinander haben, all das was uns verbindet. Ich gebe ihr die OP, die sie unbedingt will und werde alles dafür tun, dass meine Frau überleben wird. Ich kann nicht glücklich mit ihr werden, wenn sie mir vorwirft, Schuld daran zu sein, unsere kleine Tochter verloren zu haben. Es reicht schon, wenn sie tief in ihrem lnnersten enttäuscht von mir ist. Es wird immer an ihr nagen und sich immer mehr zwischen uns schieben. Diesem Zustand wird unsere Ehe nicht standhalten! ,erleuterte Niklas traurig. Es schmerzte ihn sehr, dass seine beste Freundin diese Beweggründe so gar nicht nachvollziehen konnte. Kopfschüttelnd erwiderte sie: „Hör zu, ich halte deine Idee zwar für irrsinnig! Aber egal, du bist mein bester Freund und ich werde für dich da sein, wenn du mich brauchst. Auf jeden Fall kümmere ich mich um die Anästhesie, es ist mir eine Ehre, dass du mich gefragt hast." Aufmunternd lächelte sie den Oberarzt an, bevor sie zu ihrem nächsten Patienten eilte und erwähnte: „Komm schon, Niklas! Ich muss nicht immer alles verstehen!"
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Niklia „Die Richtige"
FanfictionEine Story über die jungen Ärzte. Über die Liebe, Gefühle, Höhen und Tiefen. Im Zentrum stehen Julia und Niklas, andere Paare wie Beyla, Themarc und vielleicht auch ganz Neue werden als Nebenhandlung vor kommen.