Kapitel 11

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Da Mills wusste, wie genervt ich manchmal sein konnte, fragte er mich kein weiteres mal über die Nacht bei Jace aus. Ich hätte ihm sowieso keine Antwort geben können, die ihn zufrieden stellt und er musste auch nicht wissen, dass ich mit ihm geschlafen hatte. Das würde wahrscheinlich einen riesigen Streit verursachen und darauf hatte ich keine Lust.
Ich ging so gut wie allen in der Schule aus dem Weg, da ich angeschaut wurde wie das erste Fahrrad. Jeder, wirklich jeder, hatte meinen Zusammenbruch mitbekommen und nun gingen ca. 30 Gerüchte umher was mit mir los sei. Am besten gefiel mir bisher, dass ich Drogenabhängig sei und Entzugserscheinungen bekommen habe. Eine sehr einfallsreiche Geschichte finde ich.
Adam hatte ich noch nicht wieder gesehen, was ich nur zu gut fand. Er war der Grund für alles Schlechte, was mir in meinem Leben passiert ist.
Als ich 15 Jahre alt war, waren wir das Traumpaar der Schule. Ich hab ihn geliebt, wie man seine erste Liebe nur lieben kann. Ich hätte alles für ihn gemacht, was mir in meinem Alter möglich war. Natürlich dachte ich in meinem naiven Leichtsinn, dass das auf Gegenseitigkeit beruht und vertraute ihm blind. Damals war ich noch Jungfrau, doch ich wollte mit ihm schlafen. Wir waren bei ihm, seine Eltern nicht da und wir taten es einfach ohne darüber nachzudenken. Bzw dachte ich nicht wirklich darüber nach, ob es denn wirklich richtig wäre.
Eine Woche später war ich das Gespött der Schule, da er allen davon bis ins Detail erzählte und damit angab, dass er 50€ von seinen Freunden dafür bekommen hatte. Ich war eine Wette für ihn gewesen. Er mobbte mich Monate lang und machte mich bei allen schlecht, die auch nur in meiner Nähe waren. Ich hatte niemanden, war allein. Mit Mills war ich damals schon befreundet, doch er wohnte am anderen Ende der Stadt und ging auf eine andere Schule, auf die ich nun auch ging.
Ich bekam Depressionen, ging nicht mehr zur Schule, aß nicht mehr. Meine Eltern machten sich so große Sorgen um mich und ich bereue es bis heute, dass ich ihnen so ein Leid zugefügt habe. Aber ich war einfach nicht stark genug diesen Belastungen stand zu halten.
Ich musste für 2 Monate in eine psychiatrische Klinik, auf der ich behandelt wurde, und danach wieder fast die alte war. Aber eben nur fast. Ich stellte mich über die Mobbereien, die natürlich nach meinem Klinikaufenthalt noch schlimmer wurden, aber ich hatte genug davon. Mich lies das alles kalt, weswegen viele auf der Schule aufhörten, da er für sie keinen Spaß mehr machte. Außer Adam machte fast niemand mehr weiter und auch er merkte schnell, dass er keinen Sinn mehr hat. Als ich zusätzlich dann noch die Schule wechselte und mit meinen Eltern weg zog, war ich endlich frei von Adam. Bis jetzt.

-

Die nächsten Tage war ich so ruhig wie nie. Eigentlich dachte ich, dass ich die Stärke wie damals hätte und einfach über Adam und sein beschissenes Verhalten hinweg sehen könnte, doch es war als wäre mein Schutzschild einfach von mir abgeblättert und ich stand wieder da wie vorher. Nur Mills kam etwas zu mir durch und redete mit mir, dennoch antwortete ich auf keine Frage, die mit dem Vorfall von letztem Montag zu tun hatte.
"Du weißt, dass du mit mir darüber reden kannst, ich kenn deine Situation besser als jeder andere."
Ich nickte nur auf Mills' Aussage hin. Ich wusste das schon, aber ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Das mit Adam war eine Sache über die ich nicht reden wollte und das mit Jace konnte ich ihm nicht erzählen.
"Ich seh doch, dass es dir nicht gut geht." Er nahm meine Hand und drückte sie fest.
"Ich weiß, Mills."
"Weißt du was? Wir gehen heute auf eine Party die zu fast 100% nicht von Leuten unserer Schule besucht wird. Wir gehen ins Loop."
Meine Augen wurden groß. Das Loop war ein sehr angesagter Club in unserer Stadt, in dem man seeeehr viel Geld lassen musste um Spaß zu haben. Und das Geld hatte ich eigentlich nicht.
"Du weißt, dass ich das nicht bezahlen kann. Außerdem sind da nur schicki micki Leute."
"Na und? Dann brezeln wir uns eben mal richtig auf!" sagte er lachend und zog mich vor meinen Kleiderschrank.
Ich wusste, dass es keinen Sinn hatte nein zu sagen, da Mills immer seinen Willen durchsetzte und meistens auch keine dummen Ideen hatte. Über das Geld konnte man sich noch streiten, aber er hatte ja recht. Ablenkung war immer gut.

3 Stunden später standen wir etwas angetrunken in der Warteschlange vor dem Loop und schauten uns die Leute an, die in den Club gingen. Es waren nicht viele in unserem Alter und auch bis jetzt niemand den ich kannte, was ich sehr gut fand.
"Hey Mills, was machst du denn hier?" begrüßte uns der Türsteher und schlug mit Mills ein, worauf ich beide fragend anschaute.
"Tobias, ein Freund meines Vaters." sagte er zu mir ehe er sich wieder dem besagten Tobias zuwendete.
"Kommt rein, ich spendiere euch den Eintritt." meinte Tobias und machte uns ein Bändchen um das Handgelenk.
Ich war sofort hin und weg von dem inneren. Alles sah super edel aus, aber trotzdem gut zum feiern, weswegen wir uns direkt auf zur Bar machten und mit einem frischen Getränk auf die Tanzfläche stolperten. Ich hatte lange nicht mehr so einen schönen Abend mit Mills, da er mich endlich mal wieder alles vergessen ließ.
Wahrscheinlich hatte ich zu viel vergessen wollen, denn ich war gegen 3 Uhr wirklich sehr betrunken. Mills hatte ich aus den Augen verloren, da hier Mega viele Menschen waren und ich auf dem Weg zur Bar nicht darauf geachtet hatte, wo er gestanden hatte. Ich versuchte 100 mal ihn anzurufen, doch er ging nicht ran. Auch auf meine Nachrichten antwortete er nicht, es typisch war. Wahrscheinlich hat er nicht einmal mitbekommen, wie lange ich denn verschollen war, da er genau so betrunken war wie ich.
Nach einer viertel Stunde durch den Club stolpern ging ich nach draußen, um frische Luft zu schnappen. Ein großer Fehler. Mir wurde schlecht und ich lehnte mich mit meiner Hand an die Wand. Ich kotzte was das Zeug hält.
„Man, Lauren! Wieso kotzt du?" lachte Mills auf einmal neben mir, was mich auch zum Lachen brachte. Ich war fertig und stellte mich wieder hin. Lachend fielen wir uns in die Arme und waren froh und wieder zu haben.
Wir beschlossen nach Hause zu laufen, da uns die Luft wahrscheinlich doch gut tat.
„Du bist echt betrunkener als ich." stellte Mills fest und schubste mich leicht, worauf hin ich fast das Gleichgewicht verlor.
„Verpiss dich doch" lachte ich zurück.
Ich war so unbeschwert und dachte nicht, dass sich das ändern könnte. Ich dachte wirklich, Mills würde mich in dieser Situation nicht runter bringen können.
„Mills, ich hab mit Jace geschlafen." sagte ich nun wieder kichernd und wollte mich an ihm festhalten, doch ich fiel ins leere. Mills stand 2 Meter hinter mir und schaute mich schockiert an. Ups.

Little MillsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt