Kapitel 41

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Es folgt ein etwas längerer Zeitsprung.

Jess versuchte sich in ihre Hose zu zwängen, was nicht wirklich funktionierte, da ihr Bauch andere Dimensionen eingenommen hatte. Sie war bereits in der 23. Woche und selbst ihre Jogginghose wollte nicht mehr Stoff hergeben.
„Man, Lauren, ich bin so fett geworden." lachte sie und hab schließlich auf.
„Das liegt bestimmt nicht an dem Kind, was du in die trägst, nein."
„Ich hab einfach zu viel gegessen über Weihnachten."
„Das wird's wohl sein." erwiederte ich.
Weihnachten und Silvester lagen bereits ein paar Wochen hinter uns. Ich verbrachte Silvester bei Jaces Freunden, da Jess und Mills nicht ausgehen wollten, sondern lieber zu Hause blieben. Jess hatte ihre Schwangerschaft doch mehr zugesetzt, als gedacht, weshalb sie ungern lange außerhalb ihres Bettes verbrachte. Jace und ich schenkten uns zu Weihnachten tatsächlich nichts außer unserer Zweisamkeit. Wir waren eben nicht das typische Pärchen, aber das waren wir ja noch nie. Unsere Geschichte ist alles andere als normal. Kyle sah ich an den Feiertagen nach Weihnachten das erste mal nach unserer Trennung und es lief besser, als gedacht. Für ihn war die Nachricht, dass ich mit Jace zusammen war keine Überraschung und er freute sich für uns. Ebenfalls mit Freunden durfte ich feststellen, dass er auch eine neue Freundin hatte, Lilly. Alles schien neu stimmen in meinem kleinen perfekten Universum.

„Lauren, wir müssen shoppen gehen. Jetzt sofort." Ich willigte ein und machte mich mit Jess direkt auf den Weg in die Stadt. Da heute Samstag war, hatten wir nichts besseres zu tun und Jess brauchte wirklich neue Umstandskleidung. Sie hatte etwas Geld von ihren Eltern bekommen, was wir bis auf den letzten Cent Ausgaben. Nach etwa zwei Stunden speedshopping, war Jess am Ende und wir setzten uns in ein Café, um uns auszuruhen. Natürlich suchten wir uns einen Platz am Fenster, um die Leute, die draußen vorbei gingen, zu beobachten.
„Schau mal die zwei, die streiten sich grade" kicherte Jess und nippte an ihrem Kakao.
„Sie hat bestimmt zu viel Geld beim shoppen für sinnlose Dinge ausgegeben und ihrem Mann gefällt das nicht." lachte ich ebenfalls. So ging das schon einige Minuten, bis Jess' lachen erstarb und sie irritiert aus dem Fenster schaute.
„Was siehst du?" fragte ich nach und schaute ebenfalls in die Richtung.
„Ach nichts" winkte sie schnell ab, doch ich hatte es bereits gesehen. Jace. Lachend. Und ihm gegenüber ein Mädchen. Sie legte ihre Hand beim Lachen auf Jaces Brust und grinste ihn an. Wer zur Hölle war das?
„Ist okay, er darf ja wohl weibliche Freundinnen haben." Ich wollte nicht die eifersüchtige Freundin raus lassen, die ich in dem Moment war, und tat als wäre es mir gleichgültig. Jess' Hand legte sich auf meine und ich starrte meinen Kaffee an.
„Es gibt sicherlich eine Erklärung dafür." murmelte sie. Ich schaute ein letztes Mal nach draußen, was meine Welt erschütterte. Jaces Hand lag an der Wange des Mädchens und er lächelte sie an. Er lächelte sie an, wie er sonst nur mich anlächelte.

-

Wie zur Hölle sollte ich Jace heute in der Schule gegenüber treten? Unsere Kommunikation beschränkte sich am Wochenende auf ein paar Nachrichten, in denen ich mir nicht wirklich etwas anmerken ließ. Wir hatten sowieso nicht vor uns am Wochenende zu sehen, was auch nicht schlimm gewesen wäre, da wir das manchmal machten. Wir mussten nicht jeden Tag aufeinander hängen. Doch die Tatsache, dass er sich mit einem Mädchen traf, änderte irgendwie alles. Falsch, nicht irgend ein Mädchen. Es war das Mädchen, welches Jace damals das Herz gebrochen hatte, was ich aufgrund meiner online-stalking-künste recht schnell herausgefunden hatte. Ich stand bereits vor dem Eingangstor zum Pausenhof, keine 5m weiter stand Jace an dem gewohnten Platz und lachte mit seinen Freunden, die Zigarette wie immer in der rechten Hand. Ein Szenario wie jeden Morgen und doch war alles anders. Langsam setzte ich mich in Bewegung in seine Richtung. Ich hatte keine Ahnung, was ich eigentlich bewirken wollte, aber ich musste mit ihm reden.
„Wir müssen reden" brachte ich deshalb als erste Worte an meinen Freund gewandt heraus und zog somit die gesamte aufmerksam auf mich.
„Babe, was ist denn los?" fragte er verwirrt und griff nach meiner Hand, die ich ihm entzog.
„Können wir bitte einfach allein reden?"
Nach einem kurzen Nicken, gingen wir zu seinem Auto, was nicht weit entfernt stand.
„Babe, ist alles in Ordnung?" fragte er erneut und legte seine Hand an meine Wange. Genau wie bei ihr.
„Ich habe euch gesehen am Samstag." nuschelte ich leise und schaute auf meine Hände. Die Wärme an meiner Wange verschwand und Jace atmete laut aus. Einige Minuten sagte keiner was, er versuchte es nichtmal abzustreiten.
„Ich weiß auch, wer sie ist. Du weißt, wie gut ich im stalking bin." Er lachte leise. Er hatte nichts zu lachen. Er sollte es mir erklären.
„Hör zu Lauren, sie ist einfach wieder aufgetaucht und wollte sich mit mir treffen. Ich konnte nichts machen."
„Du hättest nein sagen können." Er schnaufte.
„Ich wollte sie aber sehen." Autsch. „Ich wollte eine Erklärung für das, was sie damals abgezogen hat. Wir haben uns ausgesprochen und danach ganz normale geredet, mehr nicht."
„Mehr nicht." schnaufte ich und schaute ihm ins Gesicht. Wieso log er mich so an? „Jace ich hab gesehen, wie du sie angeschaut hast und ich kenne diesen Blick. Sonst schaust du nämlich nur mich so an." Wieder folgte langes schweigen.
„Weißt du, solange du mir nicht die Wahrheit sagst, will ich auch nichts von dir hören." Mit diesen Worte stieg ich aus seinem Wagen und ging in Richtung Schule. Tränen liefen über meine Wangen, doch es war mir egal. Er machte sich nicht mal die Mühe mir nachzulaufen.

Little MillsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt