Kapitel 44

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„Lauren! Lauren, wach auf!" Mich schüttelte jemand und presste sich an mich. Ich spürte nicht wirklich viel, doch meine Augen waren mittlerweile offen. Ich erkannte den Geruch meines Vaters, der mich im Arm hatte.
„Ruf einen Krankenwagen!" rief er. Krankenwagen? Wieso?
„Lauren, Mäuschen, wir haben uns solche Sorgen gemacht! Alles wird gut mein Schatz." sprach mein Vater mir zu, bevor ich ohnmächtig wurde.

Das grelle Licht überforderte mich direkt, weshalb ich meine Augen zusammenkniff und versuchte herauszufinden, wo ich war.
„Sie ist wach" hörte ich meine Mutter flüstern, die sich sofort zu mir ans Bett setzte und meine Hand nahm.
„Schätzchen, wie gehts dir?"
„Wo bin ich? Was ist passiert?" Meine Eltern wechselten einen besorgten Blick, bevor sich meine Mutter wieder an mich wendete.
„Du lagst völlig unterkühlt auf einer Bank im Park. Als du nicht nach Hause kamst, haben wir Mills und Jess angerufen, ob sie wissen wo du bist. Diese leiteten uns an Jace weiter, also fuhren wir dort hin, um nach dir zu suchen, doch dort warst du auch nicht. Mäuschen, wir haben dich halb erfroren im Park gefunden und sofort den Krankenwagen gerufen." erklärte sie mir und musterte mich besorgt. Ich nickte nur leicht und ließ mich ins Kissen fallen. Jace. Immer wieder kreiste er in meinen Gedanken umher. Wieso war er nicht gekommen? Wo war er?
„War Jace zu Hause?"
„Nein, ich hab mit seiner Mutter gesprochen, Jace sei wohl zu einer Freundin gefahren."
Zu einer Freundin. Er zog sie mir vor. Er hatte mich verlassen.

-

Ich war ein paar Tage krank geschrieben, in denen ich mich körperlich so weit erholte, sodass ich wieder in die Schule gehen konnte. Ich war nicht der Typ, der nun im Bett lag und sich jeden Tag in den Schlaf heulte. Ich war der Typ, der jetzt erst richtig los legt. Jace hatte mir verdammt nochmal mein Herz gebrochen, doch das ließ ich nicht einfach auf mir sitzen. Ich war diejenige, die immer die Herzen der anderen brach, weil ich keine Gefühle zuließ. Nach Adam hatte ich mir geschworen nie wieder einen Jungen so nah an mich ran zu lassen, um mich wieder in dieses Loch zu stürzen, doch Jace hatte es geschafft. Mein Innerstes schrie förmlich nach ihm, doch mein Kopf plante die Rache.
Es war Montag morgen und ich stand extra eine Stunde eher als sonst auf. Ich ging ausgiebig duschen, lockte meine Haare und schminkte mich mehr als sonst. Ich wollte nicht übertreiben, doch ich sah einfach perfekt aus mit meinen smokey eyes. Dazu zog ich eine schwarze Strumpfhose, eine schwarze Hotpen und ein weißes weites Shirt an, welches ich in die Hose steckte. Darüber eine Lederjacke und meine schwarzen Chucks. Jace sollte nicht wissen, wie sehr er mir weh getan hatte, er sollte sehen, was er verpasste.

„Alter Lauren, was hast du denn hier ausgegraben? Du siehst fantastisch aus!" rief Jess direkt, als sie mich mit ihrem Bauch umarmte. Ich drehte mich kurz vor ihr und grinste sie an.
„Aber mal im Ernst, gehts dir gut?"
„Klar, wieso nicht?"
„Schon klar, Schätzchen, du willst einen auf hart machen, aber ich und Mills wissen, dass dir die Sache mit Jace zusetzt. Dein Fake-Lachen kannst du dir sparen. Mach, was dir gut tut, aber bitte mach nichts leichtsinniges und rede mit mir. Dass du die letzte Woche dein Handy aus hattest, hat die Sache nicht ungeschehen gemacht." Ich lächelte weiter, doch sie wusste, dass ich wusste, dass sie recht hatte.
„Danke, Jess." Ich umarmte sie, so fest es eben mit ihrem Babybauch ging.
Mein Gang über den Schulhof brachte viel getuschel mit sich. Es hatte sich rumgesprochen, dass Jace und ich eine ‚kleine Krise' hatten, doch niemand wusste was genau passiert ist. Jace und seine Freunde schaute ich nicht eine Sekunde an, doch ich spürte die Blicke von einfach allen auf mir und es tat mir irgendwie gut.
„Meine Güte, du hast vielleicht Nerven hier so aufzukreuzen!" schrie mich Mills an, der mir als erstes in der Schule entgegen kam. Okay, ich hatte die letzten Tage mit niemandem außer meiner Eltern gesprochen, er hatte das Recht mich anzuschreien. Es folgte ein Vortrag über die Sorgen, die er sich gemacht hatte und ich musste ihm im Gegenzug die Kurzfassung von dem, was passiert ist erklären. Alles in allem dauerte unser Gespräch 5 Minuten, bis alles wieder gut war. Dennoch wusste ich, dass die beiden sich mehr denn je Sorgen um mich und meine mentale Verfassung machten. Jace war Geschichte und das war meine Art damit umzugehen.

Little MillsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt