Kapitel 28

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Jess durfte das Krankenhaus nach einer Woche wieder verlassen, war aber für mindestens 4 Wochen krank geschrieben, weswegen Mills und ich nach der Schule fast immer bei ihr waren, damit ihr nicht langweilig war. Die Beziehung von Kyle und mir litt sehr darunter und wir hatten uns auch tatsächlich schon deswegen gestritten, was ich ziemlich schwach fand. Meine beste Freundin brauchte mich und da war ich auch da. Er war so uneinsichtig, dass er mir nicht mal auf meine Nachrichten antwortete und mich irgendwann ignorierte. Doch das war mir egal, ich war einfach enttäuscht. Mills gefiel das natürlich auch nicht, weil er nicht zwischen den Stühlen sitzen wollte. Aber er stand  natürlich auf meiner Seite. 

Nachdem wir das Wochenende alle im Bett mit Harry Potter Filmen verbracht hatten, hätte ich ziemliche Probleme am Montag morgen aus dem Bett zu kommen und zur Schule zu gehen. Es wurde langsam wirklich kalt draußen, was das alles noch schlimmer machte.
„Du bist spät dran, kleine Mills." Jace tauchte neben mir auf, als ich kurz vor der Schule war. Unser Verhältnis war irgendwie komisch und ich konnte es nicht erklären. Ich genoss es manchmal, wenn er mit irgend einem dummen Satz in der Schule zu mir kam einfach, weil er mich noch daran erinnerte, dass ich Streit mit Kyle hatte oder Jess immer noch nicht wieder ganz fit war.
„Hab verschlafen. Ich hasse die Kälte einfach."
„Ich auch. Wie wärs wenn wir an einem warmen Ort gehen?" Ich wusste, dass er nicht die Schule meinte. Und ich wusste auch, dass ich mehr als alles andere irgendwo hin wollte, aber nicht in die Schule.
„Jace, ich kann nicht Schwänzen."
„Wieso nicht? Du kannst ja wohl einen Tag fehlen, das fällt nicht auf."
Er wartete auf meine Antwort, die nicht kam, da ich im inneren Kampf mit mir selbst war. Aber er nahm mir die Antwort ab, indem er meine Hand nahm und mich auf einen anderen Weg weg von der Schule zog. Ich hatte also genau genommen keine Wahl, da er mich nicht loslassen würde.
„Wo hin gehen wir?"
„Wirst du schon sehen. Wir fahren mit dem Bus aus der Stadt."
Eine halbe Stunde später stiegen wir am Waldrand aus und kurzzeitig hatte ich Angst, dass Jace mich entführen wollte, aber das wäre selbst für ihn zu viel. Wir redeten kein Wort, aber es war nicht unangenehm. Ich genoss es mal nicht zu reden oder zu streiten. Wir liegen ein Stück in den Wald und kamen an eine kleine Hütte, die ziemlich alt aussah.
„Die gehört meinem Großvater. Ich darf rein wann immer ich will."
Ich staunte, als wir durch die Tür traten. Drinnen stand ein kleiner Tisch, eine mini Küche und ein gemütliches Sofa mit Fernseher. Ein kleines abgelegenes Paradies. Ich ließ mich direkt auf das Sofa fallen und starrte die Decke an. Was zur Hölle tat ich hier und wieso war alles so verdammt unbeschwert? Wieso brachte Jace mich zur Ruhe, wenn es kein anderer schaffte?
Jace machte Feuer in dem kleinen Kamin, weswegen es schnell warm war und ich meine Jacke ausziehen konnte.
„Ist doch besser als Schule oder?" lachte Jace und legte sich neben mich auf die Seite und beobachtete mich.
„Wieso hast du mich hier her gebracht?"
„Ich sehe, dass es dir nicht gut geht."
„Mir gehts gut."
„Bestimmt. Deswegen bist du seit einer Woche ungeschminkt in der Schule und hast kein einziges Mal richtig gelacht."
Ich schaute ihn etwas erschrocken an. Woher wusste er das?
„Hast du nichts besseres zu tun, als mich zu beobachten?"
„Nein. Ich beobachte gern interessante Menschen."
Wieder schwiegen wir. Was war das hier? Ich vergas Kyle, Jess, Mills. Ich dachte nur daran, was Jace gerade sagte und wieso er das tat. Und ich fand keine passende Antwort.
„Du weißt, wieso ich das mache. Du bist mir nicht egal und daran ändert auch Kyle nichts." Er drehte meinen Kopf zu sich, sodass ich ihm in die Augen schauen musste. „Und ich weiß, dass ich dir nicht egal bin, sonst wären wir nicht hier. Sonst würdest du nicht auf jedes Gespräch eingehen, was ich anfange. Ich weiß nicht, was in deinem Leben gerade los ist, aber ich will, dass es dir gut geht."
Und das erste mal seit langem konnte ich mich emotional jemandem öffnen und fing einfach an zu weinen.

Little MillsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt