Kapitel 42

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Seit Tagen hatte ich nicht wirklich etwas gegessen und vegetierte nur vor mich hin, was Mills und Jess aufregte. Wie konnte ich emotional so abhängig von einer Person werden? Und wieso dachte ich, dass ausgerechnet ich diejenige war, die Jace Hamilton verändern konnte? Wir hatten seit dem Gespräch in seinem Auto kein Wort mehr gewechselt. In der Schule ignorierten wir uns, obwohl ich oft seine Blicke auf mir spürte. Ich sah aus wie ein wandelndes Wrack und Jace wusste genau, dass er dafür verantwortlich war.
„Ich würde ihn am liebsten umbringen." nuschelte Mills und schaute wütend in die Richtung, in der mein Herzensbrecher saß.
„Das würde so gut wie gar nichts an der Situation ändern, das weißt du selbst." spottete Jess und streichelte Mills Kopf. Er hasste Jace ab sofort über alles und ließ das auch offen raushängen. Jace wurde in den letzten Tagen mehrmals ‚aus versehen' angerempelt.
„Ich hab immer gewusst, dass er nicht lieben kann." Diese Worte versetzten mir einen Schlag in die Magengrube. Jace kann nicht lieben. Hatte Mills recht? Nein, niemals. Dafür hab ich in den Wochen vor unserem Streit zu viel Liebe von Jace erfahren.
„Aber er liebt mich. Das weiß ich einfach."
„Achja? Wenn er dich liebe würde, würde er nicht hinter deinem Rücken mit seiner Exfreundin ausgehen." Das war zu viel. Hastig stand ich auf und stieß dabei meinen Stuhl um, der laut auf den Boden knallte, doch es war mir egal. Die Blicke der Schüler aus der Cafeteria lagen auf mir, auch der von Jace. Unsere Blicke trafen sich kurz, doch ich schaute schnell weg und verließ rennend die Cafeteria. Ich stürzte zum Mädchenklo, direkt in eine Kabine und übergab mich weinend. Mir war einfach nur schlecht vor Schmerz. Ich heulte ohne Ende, schrie und schlug gegen die Wände, doch nichts nahm mir den Schmerz. Meine Sicht war so getrübt, dass ich nicht mitbekam, wie sich jemand vor mich kniete.
„Lauren, Babe, bitte hör auf." rief seine Stimme, die mir noch mehr Schmerz zufügte. Wieso war genau er jetzt hier und versuchte mich zu beruhigen? Ich konnte nicht anders und schlug nun gegen Jaces Brust, es tat einfach nur so weh.
„Babe, bitte." Bestimmend nahm er meine Hände und hielt sie fest, während er mich ansah. „Bitte beruhige dich, du tust dir noch weh."
„Du tust mir weh, nicht ich." schluchzte ich und wollte mich befreien, doch ich hatte keine Chance. „Lass mich los! Hau einfach ab!"
„Lass uns reden, bitte." Er zwang mich ihn anzuschauen, sein Blick ebenfalls getrübt von Tränen. Jace weinte. „Bitte" flüsterte er und ließ meine Hände los, um meine in seine zu legen. Er hatte so einen starken Einfluss auf mich, dass ich mich binnen weniger Sekunden beruhigt hatte und ihn nun geschockt ansah. Jace Hamilton hatte wahrscheinlich doch ein Herz, wenn auch ein kleines.
„Okay" hauchte ich. „Heute Abend im Park." Er nickte und stellte sich hin, um mir kurz darauf auch aufzuhelfen. Wir standen schweigend voreinander und starrten uns einige Sekunden an, bis er seine weichen Lippen gegen meine Stirn presste und dann ging. Ich stand wie angewurzelt da und konnte mich nicht bewegen.
Wenn Jace heute Abend nicht alles erzählen würde, würde er mich verlieren und das wussten wir beide.

Little MillsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt