⚜️Kapitel 10⚜️

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Amelie

"Hallo Herzchen,

ich bin voraussichtlich für ein paar Tage zwecks Informationsbeschaffung weg. Bei Alex und Dorothee bist du in Sicherheit. Pass auf dich auf.

Ian."

Immer wieder laas ich den bescheuerten Zettel und jedesmal kamen mir neue Fragen in den Sinn. "Wieso nennt er mich Herzchen?", "Um was für Informationen geht es?", "Hat Jonas ihm etwa was verschwiegen?", "Was haben Alex und Dorothee an sich, dass Ian dermaßen von den beiden überzeugt ist?" und schließlich "was mach ich jetzt?"

Den Zettel anzustarren, beantwortete auch nicht meine Fragen, also zog ich mich um und war dabei in die Küche zu gehen, als es an der Tür klingelte.

Ohne sich Gedanken darüber zu machen, ob es ungefährlich war die Tür einfach so aufzumachen, ohne in den Spion zu sehen, tat ich es. Vor mir stand wahrscheinlich der schönste Kerl der auf diesem Planeten wanderte. Groß, gut gebaut, azurblaue Augen, blonde leicht gewellte Haare die ordentlich nach hinten gegelt waren. Einfach nur ein Traum!! Während ich mir größte Mühe gab nicht zu sabbern, stand er einfach nur da und sah mich fragend an. "Kann ich Ihnen helfen junger Mann?" Beim Klang von Alex Stimme zuckte ich erschrocken zusammen. Das Modell vor mir blinzelte auch kurz und sah hinter mich. "Bitte entschuldigen Sie die Störung, mein Name ist Hannes Bennett, ich würde ganz gerne, wenn es möglich ist, Ian Thompson sprechen." Sehr höflich stellte der junge Mann sich vor. "Sie kennen Ian?" Hannes nickte und lächelte mich höflich an. "In der Tat. Er und meine Schwester Harper sind sehr gute Freunde und ich bin hier, weil wir seine Hilfe benötigen." Alex nickte und trat beiseite. "Treten sie doch erstmal ein und lassen sie uns was frühstücken." Alex zeigte in Richtung Küche und wir folgten ihm. Auch Hannes wurde genau wie ich, von Alex und Dorothee herzlich aufgenommen.

Nun saßen wir bereits seit 15 Minuten am Tisch und lauschten gespannt der Geschichte die Hannes uns erzählte. "Ian und Harper waren ihre komplette Kindheit und einen großen Teil der Pubertät so ziemlich die dicksten Freunde überhaupt. Nachdem das mit Ians Eltern geschah, mussten die beiden sich trennen. Harper ist immer Ians kleiner Engel gewesen und er passte stehts auf sie auf. Selbst als er die Stadt verlassen musste, wusste Harper immer das er sie im Auge behielt. Er war ihr gefallener Engel, der dennoch über sie wachte. In letzter Zeit sind Harper viele schlimme Sachen zugestoßen. Ihr Ex-Freund ist wieder in ihr Leben getreten und seitdem ist sie verschwunden." Er holte tief Luft und sprach weiter. "All unsere Freunde, Bekannte, die Polizei wirklich ALLE helfen bei der Suche nach ihr, doch leider erfolglos. Wir sind Zwillinge und auch wenn es seltsam klingt, ich kann praktisch fühlen, dass es ihr nicht gut geht. Harper braucht meine Hilfe." Die Stimme von Hannes wurde zum Schluss immer leiser. Nervös sah er Alex an. "Mein großer Bruder dreht am Rad, er macht mich wahnsinnig. Julie, meine Schwester ist am Weinen. Nik schottet sich von uns ab. Auch wenn Joshua der Meinung ist, dass wir Ian nicht brauchen, so bin ich anderer Meinung." Hannes nahm die Tasse Kaffee in die Hand und sah sich die dunkle Flüssigkeit hochkonzentriert an. "Harper hatte ganz oft schlimme Alptträume, manchmal weinte sie dabei, manchmal schrie sie. In dem einen, hatte sie laut nach Ian gerufen, sie hat ihn um Hilfe gebeten, deswegen brauche ich seine Hilfe. Wie es aussieht, ist er der Einzige, der Ordnung in das Chaos bringen kann..... Meine Schwester braucht Ian, aber damit der Horror zudem unser Leben geworden ist, ein Ende nimmt, brauchen wir den Vollstrecker." Es folgte eine ewig lang anhaltende Pause. "Ich würde sehr gerne helfen, aber ich habe keine Ahnung wo Ian steckt und wie man den Kontakt zu dem Volstrecker herstellt, weis ich leider auch nicht. Ich fürchte ich bin absolut nutzlos in dieser Situation." Alle am Tisch sahen mich teils überrascht, teils verwundert an. "Amelie mein Schatz, Ian ist der Vollstrecker. Hat den dein nutzloser Vater dir denn rein gar nichts erklärt?" Dorothee sah mich mit einem mitleidigen Blick an. Ich blinzelte und schob die verirrte Haarsträhne hinter das Ohr. "Man hat mich mit Chloroform betäubt, zu Ian gebracht und gesagt das er mich beschützen wird, weil man mich umbringen will. Das ist mein Wissensstand." Dorothee zog scharf die Luft ein. Hannes sah mich an, als ob mir ein Pferdekopf gewachsen wäre, während Alex gemütlich seinen Kaffee weiter trank. "Dieser verdammter Arsch!" schrie Dorothee auf. "Das ist mal wieder so typisch Jonas!! Das kann doch nicht wahr sein!" Sie sah zu ihrem Mann. "Erinnere mich bitte daran, das ich deinem Kumpel die Eier bis zu den Ohren hochziehe und dort einen Knoten reinmache." Alex sah völlig verstört seine Frau an, angewiedert verzog er dabei den Mund. "Oh bitte! Kopfkino!!! Dieses verstörende Bild bekomme ich nie wieder aus dem Kopf." Ich fand den Spruch toll und beschloss mir den zu merken, irgendwann mal werde ich den bestimmt auch verwenden können.

Hannes sah mich lächelnd an. "Was Dorothee damit sagen möchte, ist dass Ian der Vollstrecker ist. Er ist ein Auftragskiller. Man nennt ihn den Vollstrecker, weil er sich nur um die Personen kümmert, bei denen seine Recherchen nahe zu 100 % beweisen, das die schuldig sind. Er ist präzise und kann super seine Spuren verwischen. Er ist auf diesem Gebiet der Beste und nur eine Handvoll an Menschen kennen seine wahre Identität." Ich fühlte wie meine Augen größer wurden.

Ist das ein Scherz? Ein Killer? Wieso wunderte mich das nicht? Sollte ich mir nicht Sorgen machen? O verdammt, gerade in diesem Moment fiel mir auf wie beschissen mein Leben doch war. "Amelie Schatz, du musst keine Angst vor ihm haben. Der Junge ist harmlos und total missverstanden" mischte sich Dorothee besorgt ein. Sie tätschelte vorsichtig meine Hand und rückte mit dem Stuhl näher zu mir. "Jeder geht mit seinem Leben anders um und Ian hatte sich vorgenommen für immer alleine zu bleiben, um niemanden der ihm wichtig ist in Gefahr zu bringen. Verstehst du?" Meine Augen zogen sich zu Schlitzen zusammen. "Diesen Müll hat er mir auch schon erzählt und ich versprach ihm, dass er zum Schluss, wenn unsere Reise beendet ist, anders darüber denken wird." Ich lies den Dreien keine Chanze zum wiedersprechen, drehte mich demostrativ zu Hannes rüber und platze mit folgender Feststellung heraus. "Du hilft mir und ich helfe dir. Deal?" Hannes sah mich fragend an. "Wie willst du das anstellen? Woran hast du gedacht?" Ich klatschte demonstrativ den Zettel den Ian geschrieben hatte auf den Tisch. "Der Vollstrecker hat versprochen mich zu beschützen!" Ich lächelte böse. "Angeblich verspricht er nichts, was er nicht halten kann. Also schlage ich vor, ich bringe mich in Gefahr. Wir werden Ian nicht suchen. Wir lassen uns von ihm finden." Ich war absolut begeistert von meiner Idee. Am liebsten wäre ich sofort aufgesprungen und freudig und voller Tatendrang losgestürmt. Leider hatte ich nicht mit dem überfürsorglichen Ehepaar vor mir gerechnet. "Das kommt überhaupt nicht in Frage" rief Dorothee aufgebracht. Ich lächelte die beide nur an. "Alex schickt Ian" telepathisch" eine Nachricht das ich abgehauen bin... " Bei dem Wort telepathisch machte ich die Anführungszeichen mit den Fingern. "und der großer Vollstrecker wird uns finden. Was hälst du davon?" Jetzt lächelte Hannes. "Das ist brillian!" rief er begeistert. Ich hob die Hand zu einem High-Five hoch und er schlug sofort ein. Mir kam der Gedanke, dass wir beide das perfekte Team abgeben würden. Hannes der gut aussah und ich, die ein wenig verrückt, aber dennoch schlau war (Eigenlob stank, ich wusste es, aber das musste jetzt einfach sein!!!!).

"Gut, aber ihr bekommt zwei Stunden Vorsprung. Wenn Ian das mitbekommt, dann implantiert er dir einen Sensor in deinen kleinen Hintern, Liebes. Um ehrlich zu sein, möchte ich DAS auf gar kein Fall verpassen!" Alex klatschte vor Freude in die Hände. Dorothee sah ihn skeptisch an und willigte schließlich doch noch ein.

Ich sah Hannes zufrieden an und bemerkte etwas in seinen Augen aufleuchten. Ich bin mir fast sicher, dass es ein Funken Hoffnung und Bewunderung war. In meinem Inneren tobten 1000 kleine Teufelchen, die unbedingt Ian eins auswischen wollten, auch wenn mir zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst war, was mich erwarten wird.

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Der VollstreckerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt