Amelie
Viel Zeit zum Nachdenken bekam ich nicht. Kaum das ich mit dem Brechen durch war, hob man mich auch schon auf die Arme hoch und trug mich von all dem weg. "Was ist mit Jolanta? Was geschieht mit ihr?" keuchte Ich. Ich krallte mich, wie an einem Rettungsanker an Ian fest. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, während ich mich nervös umschaute.
Wir bogen um die Ecke und fanden uns in einem Heizungsraum wieder. "Hab bitte eine Sekunde Geduld. Ich werde dir alle Antworten geben, die du haben möchtest." Ich sah zu Ian hoch und fragte mich wieso er so ruhig blieb. Erschöpft lehnte ich meinen Kopf gegen seine Brust und erlaubte mir, mich fallen zu lassen. Langsam machte ich die Augen zu und atmete seinen ganz eigenen Ian-Duft ein. Auch wenn es mir körperlich nicht gut ging, gefühlsmäßig fühlte ich mich in diesem Augenblick gut. "Du musst die Leiter hoch, da oben sind wir erstmals sicher." Ian stellte mich auf den Boden ab und zeigte mir auf eine Seilleiter. "Ian da komme ich niemals hoch, das Ding wackelt doch!" Piepste ich unsicher.
Ich bitte euch! Diese "Leiter" bietet doch keinen sicheren Halt, ich werde doch bestimmt um die Tausend Mal gegen die Wand geklatscht werden, bevor ich oben ankam. Falls ich oben ankam!
Ian sah mich schmunzelnd an. "Ich halte die Leiter unten fest, dann schaffst du das schon. Glaube mir." Ich hörte mich seufzen. "Ganz wie du meinst, aber wehe du beschwerst dich wieder darüber, das ich nicht sportlich bin!" Warnend hob ich den Zeigefinger und sah ihn besonders grimmig an. Der Blödmann lachte nur drüber.
Ich setzte den rechten Fuß auf die Sprosse und zog mich hoch. "Bitte, bitte halte." Flüsterte ich mir selbst zu. Langsam und sehr unsicher begann ich mit dem Aufstieg und soll ich euch was sagen? Es war genau so anstrengend und fast unmöglich, wie bereits von mir in weißer Voraussicht prophezeit wurde.
Als Ian mich plötzlich am Hintern packte, fiel ich fast von dieser scheiß Leiter runter. Ich schrie überrascht auf. "Thompson! Finger weg von meinem Arsch!" Empörte ich mich zugleich. "Sory Herzchen, aber das dauert mir viel zu lange. Außerdem heißt es 'Hintern' oder 'Po' und nicht Arsch. Bist du immer so ungezogen?" Ich hörte an seiner Stimme, dass er lächelte und das ärgerte mich immens. Ich knurrte. "Das Thema hatten wir bereits. Nur weil wir in Gefahr schweben, heißt es noch lange nicht, dass du mir an den Arsch fassen darfst. Finger weg!" Ian spannte sich auf einmal an und noch bevor ich etwas sagen konnte, schlangen sich seine Arme um mich und er zog mich mit sich hoch. Oberhalb meines Kopfes öffnete sich plötzlich eine Tür und Ian zog mich da hinein. Jetzt fand ich mich auf so einer Art Kriechboden (Achtung: kein Dachboden! Bei dieser Art von Dachboden, handelte es sich um eine Fläche, bei der man nur Vorwärts kommt, wenn man auf allen Vieren, wie ein Getier kroch, oder auf dem Bauch robbte). Hastig zog er die Seilleiter hinterher und machte schließlich vorsichtig die Luke wieder zu. Warnend hielt er sich den Zeigefinger vor den Mund und zeigte mir damit das ich still sein sollte. Unten waren Schritte, Getrampel und Geflüche zu hören. Ian spante sich an und sah vorsichtig durch einen schmalen Schlitz zwischen den Holzdielen hindurch. Ich selbst hatte Angst davor auch nur einen Ton von mir zu geben. Als Ian mich letzendlich ansah, war ich kurz vorm platzen. "Amelie atmen nicht vergessen" flüsterte er lächelnd.
Nach einer Weile wurde es unten still und wir wagten es sogar uns zu bewegen. Ich kroch auf allen vieren hinter Ian her. Er führte mich zu einer Art überdachte Nische, wo wir draußen an der frischen Luft waren. "Was passiert hier gerade?" Wir beide setzten uns und ich staunte. Von hier oben konnte man die komplette Gegend unter uns überblicken. "Wow. Aus dieser Perspektive sieht die Gegend echt toll aus. Du konntest bestimmt von hier oben alles sehen, was vor dem Haus abging. Oder?" Ian lachte auf. "Vor allem konnte ich hören worüber die Menschen sprachen und das war viel interessanter." Ich hatte nie was gegen Klatsch und Tratsch, aber im Gegensatz zu den anderen, hatte ich nie den Klatsch weiterverbreitet.
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Der Vollstrecker
Romance"Du bist der einziger der sie beschützen kann und du bist mir was schuldig!!" Er betonte jedes einzelne Wort und sah mich dermassen eindringlich an, das ich seine Verzweiflung fast greifen konnte. "Ich bin kein Bodyguard! Ich passe nicht auf kleine...