Ian
"Amelie wach auf. Wir haben ungebetenen Besuch." Ich rüttelte Amelie an der Schulter in der Hoffnung, dass es nicht all zu lange dauern würde sie wach zu bekommen und tatsächlich, sie stand sofort auf, rieb sich verschlafen die Augen und versuchte sich in die Hose zu zwängen. Dies gestaltete sich jedoch mit nur einer Hand ziemlich schwierig. "Komm ich helfe dir" bot ich ihr an. Amelie hob stumm ihr Oberteil hoch und ließ sich von mir den Reißverschluss ihre Hose zuzuziehen. Sie gähnte und schaffte es sogar dazwischen ein: "Danke" zu murmeln. Ich zog sie am Handgelenk zu meiner Maschine und setzte ihr den Helm auf. Als beide auf der Maschine saßen, bat ich sie einen breiten Gürtel um den Rücken zu legen. "Wieso?" murmelte sie.
"Deine Hand ist verletzt, wir werden lange Unterwegs sein müssen und so fällst du mir nicht runter." Ich glaubte sie ein: "Okay" murmeln zu hören. Sobald wir losfuhren, wurde sie sofort wach. Sie drückte sich an mich und quickte erschrocken.
Spät am Nachmittag kamen wir an einem verlassen Gebäude an. Einige Fenster hatten keine Fensterscheiben, andere waren provisorisch mit Holzlatten zugemacht worden. Ich blieb eine Weile auf der Maschine sitzen und nahm an, dass hier niemand wohnen würde. "Ich denke wir übernachten hier. Was hältst du davon?" Ich schnallte Amelie von mir ab, doch sie krallte sich sofort wieder an mir fest. "Herzchen es ist okay, du kannst mich ruhig los lassen" meinte ich zu ihr. "Ich kann nicht" pipste sie leiser hinter mir. Ich stieg ab und sah sie misstrauisch an. "Ist was passiert, oder wieso schaust du so bedröppelt?" Amelie nahm den Helm ab und sah mich verlegen an. "Ich habe zulange, so da gesessen. Meine Beine sind steif. Die sind eingeschlafen." Ich dachte erst, dass sie mich auf den Arm nehmen wollte, aber als ich die aufsteigende Röte in ihrem Gesicht wahrnahm, konnten ich nicht anders, ich fing an breit an zu grinsen.
Amelies Stirn legte sich in Falten. "Was bitte schön ist so lustig daran?" maulte sie mich sogleich an . Von jetzt auf gleich war sie auf Krawall gebürstet, ihre Augen leuchten auf und ihre Körperhaltung spannte sich an. "Nichts. Alles gut. Du bist mir einfach nur ein Rätsel." Ich näherte mich ihr und signalisierte ihr, dass ich ihr gerne helfen würde, doch Amelie schob trotzig ihr Kinn hoch und lehnte ab. "Nein danke, das bekomme ich schon hin." Sie biss sich auf die Lippe und quälte sich über die Maschiene. Als sie endlich stand, knicken schließlich ihre Beine doch ein. Ich fing sie auf und gab mir die größte Mühe nicht zu lächeln. Sie räusperte sich verlegen und versuchte sich von mir zu befreien. "Wieso sind wir hier? Schau dir mal das Gebäude an. Das ist nicht nur verlassen, sonder in einem schlimmen Zustand." Amelie zeigte auf das Gebäude. Sie versuchte einen Sicherheitsabstand zwischen uns zu bringen, was nicht all zu gut klappte, weil ihr immer wieder die Beine einklinkten.
"Ja das ist wohl wahr, aber
Keine Sorge. Wir bleiben nur eine Nacht hier, dann verschwinden wir wieder. Versprochen. Milan wird uns abholen." Amelie sah zu mir hoch. Sie dachte einen Moment über meine Worte nach, schließlich nickte sie. Gemeinsam und mit einem mulmigen Gefühl gingen wir langsam auf das Gebäude zu. Die Farbe an der Wand blätterte ab und die Gräser vor der Tür waren so hoch, dass Amelie wie ein Zwerg davor stand. Die Tür quitschte beim Öffnen. Der Boden war mit Staub, getrockneten Bättern und Putz bedeckt. Wir gingen langsam und vorsichtig die marode Treppe hoch. Die Luft im Haus war ziemlich trocken und roch nach Staub. Dafür, dass die Fenster kaputt waren, war es trotz allem warm und trocken. Amelie suchte sich eine Ecke aus in der sie sich niederließ und sah sich um. "Lebt hier noch jemand?" Ich betrachte die Umgebung aus dem Fenster, um mir einen Überblick zu verschaffen. "Wieso fragst du?" Ich bekam meine Antwort als ich mich umdrehte. An der gegenüberliegenden Wand lagen mehrere Schlafsäcke. Überall auf dem Boden lagen gebrauchte Spritzen, Tasentücher und im allemeinen Müll zerstreut. Eine Matratze mit Kissen und Decke befand sich an der anderen Wand. "Ich denke wir sollen hier verschwinden." Stellte ich angespannt fest. Ich sah zu Amelie rüber und verstand, dass es zu spät war. An der Tür standen plötzlich 3 Männer und 2 Frauen. Eine der Frauen war schon etwas älter.Der größerer der Männer sah Amelie an. Nein er sah sie nicht an, er verschlang sie mit den Blicken. Amelie selbst stand langsam und unsicher auf. Sie sah zu mir und ich sah den Hilferuf in ihren Augen. Ich versuchte ihr durch den Augenkontakt zu vermitteln, dass sie keine Angst zu haben brauchte, doch mir war klar, das es gelogen war. Die älter Dame mit den schlechen Zähnen lächelte Amelie an. "Was für ein schönes Kind" meinte sie. Sie und der größerer der Männer machten Anstallten auf sie zuzugehen, doch dies habe ich verhindert. Ich überquerte in wenigen Sekunden den Raum und stellte mich schützend vor Amelie. Sie packte mich an den Oberarmen, ich fühlte wie sie zitterte. "Was kann ich für sie tun?" Fragte ich, wobei die Anspannung im Raum, fast zum greifen nah war. Die ältere Dame lächelte. Sie schob sich die Haare mit den dreckigen Händen aus dem Gesicht. "So ein schöner junger Mann. So ein schönes Paar. Das Mädchen ist so jung und zart, der Junge ist stark und hübsch. Uh, sowas habe ich schon lange nicht gesehen." Amelies Fingernägel bohrten sich in meine Haut. Der Mundgeruch der alten Frau war wahrhaftig widerlich. Aber sie auch nicht unbedingt danach aus, als ob sie viel vom duschen oder Zähne putzen hielt.
"Mutti, ich will ihn als meinen Freund" quickte ein Mädchen hinter der alten Dame. Ihre Haare und die Haut waren total verdreckt und schmuddelig, aber das schlimmste waren ihre Augen. Irgendetwas in ihrem Blick lies mir das Blut in den Adern gefrieren. "O mein Schatz, ich fürchte er will ihr Freund sein und nicht deiner." Sie zeigte mit ihrer verdreckten Hand auf Amelie, die sich sogleich hinter mir versteckte. Mein Herzschlag beschleunigte sich und jeder Nerv in meinem Körper wartete auf einen Angriff.
Der große Kerl ging mutig und wie es schien lebesnsmüde auf mich zu. Ich hörte ein allzu bekanntes klacken, was das Aufklappen eines Taschenmessers signalisierte. Automatisch spannte ich mich an. "Oh nein Jüngchen. Das würde ich an deiner Stelle sein lassen. Bei mir zieht das nicht." Trotz der Warnung griff der Kerl an. Es war nur eine ruckartige Bewegung meinerseits mit der Hand notwendig und schon packte sich der Kerl an seiner blutigen Nase und kreischte vor Schmerzen wie ein Mädchen. "Wieso hört mir nie einer zu, wenn sie doch deutlich und unmissverständlich warne?" Kaum hatte ich dies ausgesprochen, da stürmten die beide anderen auch auf mich los.
Die alte Dame beachtete uns gar nicht. Ihre Aufmerksamkeit galt nur Amelie. "Du hast eine Verletzung. Jemand wie du, hat bestimmt Schmerzmittelchen dabei. Wenn du uns die Pillen gibst, dann wird dir nichts passieren. Versprochen." Sie klang für mich wie eine zischende Schlange und genau so bewegte sie sich auch.
Der eine Kerl, der etwas älter aussah, versuchte von der Seite an mich ran zu kommen, doch dadurch das seine Reaktion verzögert war, stellte auch der für mich keine Herausforderung dar.
Amelie dagegen hatte andere Probleme. Die verrückte Alte und das junge Mädchen näherten sich ihr von den Seiten und kesselten sie ein. Ich sah keine Angst in Amelies Augen, nur pure Entschlossen und Konzentration.
Der jüngste meiner Angreifer, sah sich das Schlamassel genauer an. Er beschloss, das Weglaufen die gesündere Option wäre. Er lief rückwärts von mir weg und stieß an der Treppe mit Milan und Cockie zusammen.
Als Amelies Hündin vernahm, das ihr Frauchen angegriffen wird, stürzte sie sich auf die alte Dame. Cockie sprang hoch, begrub die Frau unter sich und biss ihr in die Schulter. Amelie schrie. Die alte Frau auf dem Boden schrie. Das drogenabhängige Mädchen war auch am Kreischen wie am Spieß. Milan hielt sich erst vor Schreck die Ohren zu. Als er sah, was hier vor sich ging, sah er zu mir und hob fragend die Arme.
Ich selbst, stand neben einem blutenden und einem bewusstlosen Mann. Das Chaos war perfekt.Als Cockie Amelie pfeifend hörte, ließ sie von der am Boden liegenden Frau ab und stellte sich Zähne fletschend und laut knurrend, wie eine Wand vor ihr Frauchen hin.
Jetzt waren die Fronten zwar geklärt, doch leider konnten wir nun, leider nicht mehr hier bleiben. "Wieso hast du den Höllenhund mitgebracht?" Empört zeigte ich auf Cockie. Milan sah mich zwar böse an, sagte aber nichts dazu. "Sag lieber danke und schweig." Meinte er nur. Er nickte mit dem Kopf Richtung Tür und wir folgten.
An der Treppe blieb ich kurz stehen um mir nochmal das Chaos, was wir hinterließen anzusehen. Wenn ich im Nachhinein darüber nachdenke, dann hätte ich das besser nicht getan, denn als ich aus dem Haus raus war, sah ich nur wie bewaffnete Männer die aufgebrachte und um sich schlagende Amelie in ein Geländewagen steckten. Milan lag blutend und bewusstlos auf dem Boden. Cockie war nicht aufzufinden.
Ich sah dem mit quitschenden Reifen davon rasenden Wagen hinterher und hatte das schreckliche Gefühl, dass sich alles wiederholte. Damals war ich erstarrt und damals hatte ich Angst, doch jetzt war etwas anders. Jetzt wollte ich das, was sich nach MEINS anfüllte zurück. Koste es was es wolle.
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Der Vollstrecker
Romance"Du bist der einziger der sie beschützen kann und du bist mir was schuldig!!" Er betonte jedes einzelne Wort und sah mich dermassen eindringlich an, das ich seine Verzweiflung fast greifen konnte. "Ich bin kein Bodyguard! Ich passe nicht auf kleine...