⚜️Kapitel 19⚜️

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Amelie

Seit Tagen war es ruhig bei uns. Marius ließ sich bis jetzt nicht blicken und ich habe heufig Gespräche mit Marco geführt. Von ihm erfuhr ich auch, dass Ians Vater ein leidenschaftlicher, jedoch schlechter Spieler war. Zu Beginn als er noch einen gut bezahlten Job hatte, war das auch kein Problem Schulden zu begleichen. Doch das hatte sich geändert als er seinen Job verlor. Ians Mutter war wohl eine wunderschöne und hoch gebildete Frau, die ihren Mann vergötterte. Um ihm aus der Klemme zu helfen, bot sie sich Marco an. Mein Onkel, das widerliches Schwein, nutze dies genüsslich aus und sah zufrieden zu, wie die Ehe zwischen den beiden nach und nach zu Bruch ging.

Weiterhin erfuhr ich, das Marius gar nicht sein leibliches Kind war. Es war wohl so, das Marco in der frühen Kindheit eine Mumps-Infektion hatte, die dafür sorgte, dass er zeigungsunfähig wurde. In meinen Gedanken hatte ich ein schnelles und erfreutes Dankesgebet an den lieben Gott geschickt. Irgenwann mal heiratete Marco und wie erwartet, verschwieg er seinen Ehefrau die Tatsache, das er zeugungsunfähig sei. Als die Frau die Frau, die fast wahnsinnig vor Kinderwunsch war, tatsächlich schwanger wurde und ihm den Marius gebar, entledigte er sich seiner untreuen Frau. Leider konnte er den Jungen, der als sein Sohn galt, nicht los werden. Jedoch ausstehen konnte er ihn auch nicht. Marius bekam kaum Liebe und Zuneigung in seinem Leben und entwickelte sich schließlich zu dem Sadisten der er jetzt auch war.

Durch den Vater von Ian lernte Marco den damals noch 14-jährigen Ian kennen. Laut seiner Aussage, war er absolut begeistert darüber, was für ein Potenzial in dem Burschen steckte. Er freundete sich mit ihm an und brachte Ian das Jagen, den Umgang mit Schusswaffen und das Glücksspiel näher. Heimlich hoffte er darauf, dass der Junge genau so anfällig für das Glücksspiel wie sein Vater wäre. Doch leider war dies nicht der Fall. Ausgerechnet in einem schwachen Moment, in dem Ians Eltern nicht mehr in der Lage waren ihre Schulden zu begleichen und die Mutter sich weigerte, als die persönliche Prostituirte von Marco zu arbeiten, beschloss der total besoffener Vater von Ian, seinen Sohn meinem Onkel zu überlassen. Im Gegenzug dazu waren ihm alle Schulden erlassen worden und er musste sich nicht mehr um den mittlerweile 17-jährigen Jungen kümmern. Für Marco schien es gut zu laufen, denn sein Plan ging auf. Doch wie so oft in seinem Leben, trat mein Vater auf den Plan und durchkreuzte den Meisterplan seines Bruders.

Jonas klärte Ian über alles auf und bot ihm Hilfe und Schutz für seine Eltern an. Lange Rede, kurzer Sinn, die Eltern von Ian kamen genau so um wie er es mir erzählt hatte und Jonas nahm ihn unter seine Fittiche. Als Ian älter wurde, schaltete er unbewusst einen Geschäftspartner von Marco nach dem anderen aus. Er arbeitete stets sauber, äußerst genau und leise. Mein Vater, der sich viel Zeit für Ians Ausbildung nahm, machte wohl öffter Witze darüber, dass Ian wie ein Bluthund auf der Jagt und wie ein Vollstrecker, kalt und unbeugsam, bei der Ausführung seiner Arbeit war. Dieses Verhalten und das unabsichtlich in die Welt gesetzte Gespenst des Vollstreckers, führte schließlich zu einem Mythos, vor dem viele Verbrecher Angst und Respekt bekamen. Ian Thompson wurde so, durch seine Aufräumaktionen unfreiwillig selbst zu einem Killer.

Marco hasste seinen Bruder, am liebsten hätte er ihn unauffällig umgebracht und irgendwo im Nirgendwo vergraben. Doch es gab ein Problem und das war, dass Jonas genaus so viel Einfluss wie sein Bruder hatte. Marco war charmant und das töten machte ihm nichts aus, während Jonas verdeckt agierte.

Ich ging mit Roman den Flur, der zu meiner Zelle führte, entlang und dachte über alles war ich in den letzten Tagen erfahren hatte nach.

Gestern hatte Roman mir einen Bleistift mitgebracht und ich zeichnete auf den weißen Wänden überall einen kleinen Pfeil auf, der mir den Weg von Marcos Büro zu meiner Zelle zeigte. Ja, Marco wußte dies und war sogar damit einverstanden.

Das Klingeln von Romans Handy riss mich aus den Gedanken. Stillschweigend beobachtete ich den Riesen vor mir. Grimmig starrte er während des Telefonats auf den Boden. Schließlich nickte er und legte auf. "Ich muss weg, irgendjemand ist in Marcos Büro eingebrochen und hat dort Feuer gelegt. Du kennst ja den Weg zu Zelle..." Ich nickte nur. Roman sah besorgt aus. "Ok gut. Sei aber vorsichtig ja?" Ich berühte ihn aufmunternd an der Schulter.  "Na klar. Los Tiger rette die beschissene Buchhaltung deines Chefs." Roman grinste mich schief an und schüttelte belustigt den Kopf.

Der VollstreckerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt