Ian
Hannes hielt sein Wort, er brachte uns zum Hotel wo ich übernachtete und solange blieb, bis Alex und seine Frau kamen. Dorothee hatte darauf bestanden, dass Amelie gleich ins Bett musste. Sie und Hannes kümmerten sich um die verletzte Amelie, während Alex und ich uns über das weitere Vorgehen unterhielten. Es stellte sich heraus, dass wir schon wieder auf der Flucht waren, denn die Dingos nahmen wieder unsere Fährte auf.
"Ian, stell dich nicht so an!" meckerte mich eine halbe Stunde später Dorothee an. Ich hatte mich geweigert Amelie die Spritzen zu verabreichen. "Du hast Menschen schon wesentlich schlimmere Dinge angetan als das hier." Sie schmiss mir eine Packung entgegen. "Sie muss das intramuskulär gespritzt bekommen, sonst bekommt sie eine Infektion, die zu einer Sepsis führen wird. Willst du das verantworten?" Ich sah Dorothee flehend an. "Aber die ist so dünn. Was ist, wenn ich was falsch mache oder ihr weh tue?" Alex und Hannes sahen mich zufrieden an. "Das ist deine Strafe dafür, dass du nicht schnell genug da warst." Meinte Dorothee gelassen und packte dabei ihre Sachen. "Sehr, sehr schade. Ich hätte gern gesehen, wie du der Kleinen eine Chip in die Poobacke implantierst, um sie überall finden zu können, aber wie es aussieht, hat sie einen Knopf bei dir gefunden, den sie auch gekonnt drückt, um kein Ärger zu bekommen." Machte Alex sich über mich lustig. "Was redest du denn da? Ich hatte mich schon gefragt ob ich jeweils den Tag erleben würde, wo der Junge sich endlich binden würde. Ab ins Auto du alter Greis!" Dorothee fuchtelte aufgeregt mit den Armen und scheuchte Alex aus dem Zimmer. Wenige Sekunden später kam sie wieder zurück, schob Hannes aus dem Zimmer und umarmte mich. "Die Liebe ist ein erschreckendes Wesen, aber bitte komm nicht auf die Idee, vor ihr davon zu laufen. Es lohnt sich immer iht eine Chanze zu geben." Sie kniff mich liebevoll in die Wange und verließ auch den Raum. Eine Zeit lang stand ich da und sah ihr hinterher. Ich war perplext. Hatte ich irgendwie angedeutet, dass ich Interesse an Amelie hatte?
Na großartig. Jetzt waren alle gegangen und ich saß auf dem Sofa und starrte in die Glotze. Da standen dir über 100 Kanäle zu Verfügung und nirgendwo lief auch nur annähernd etwas interessantes. Ich vernahm aus dem Nebenzimmer Geräusche, die mich etwas stützig werden ließen. Also machte ich den Fernsehen aus und löschte das Licht. Im Schlafzimmer war es dunkel. Durch das schwache Licht der Sterne und des Mondes, das sich zwischen den Gardinen den Weg bahnte, sah ich Amelie im Bett sitzen. Ich näherte mich ihr langsam und sprach sie vorsichtig an. "Amy? Was ist passiert? Geht's dir nicht gut?" Sie sah zu mir hoch und ich sah Tränen in ihren Augen wie helle Sterne aufblitzen, bevor sie anfing bitterlich zu weinen.
Plötzlich fühlte mich hilflos und aufgeschmissen. Ich wusste nie, wie ich mich gegenüber weinenden Menschen verhalten sollte. Ich hasste sollche Situationen. Ich meine ja nur, drauf losprügeln, oder jemand mit Schimpfwörtern zu attackieren ist einfach, aber das hier..?!
Langsam und unsicher näherte ich mich der weinenden Frau und beschloss mich auf die Situation einzulassen. Wichtig war nur, dass ich die Klappe hielt, alles andere würde sich schon ergeben. Ich setzte mich zu ihr aufs Bett, deckte uns mit der Decke zu und lies es zu, dass Amelie sich an mich kuschelte. Ich umarmte sie und fragte, was den los sei. "Ich wollte doch nur mal ein einziges Mal mutig sein. " Nuschelte sie leise. Sie schiefte und weinte weiter leise vor sich hin. "Ich wollte nicht von ihm angefasst werden." Stotterte sie unsicher, so als ob sie sich bei mir rechtfertigen müsste. Ich lies sie ausreden und warf zwischendurch immer wieder mal ein: "Ich verstehe" ein. Mein Shirt war mittlerweile durchnässt, doch Amelie beruhigte sich langsam. "Ian, kannst du hier bleiben?" Ich wischte ihr erneut die Tränen von der Wange und nickte. "Na klar." Die Wörter beruhigten sie etwas. "Ich wäre nicht dorthin gegangen, wenn Harper nicht in Gefahr wäre. Sie bedeutet dir viel, deswegen musste ich etwas tun. Sei mir nicht böse, ja?"
Wenn ihr dachtet, dass ich doch noch eingeschlafen wäre, dann kann ich euch versichern, dass dies nicht der Fall war. Einen Moment lang suchte ich mein Gewissen unter der verdammten Bettdecke. Nein im Ernst!! Noch vor 2 Stunden hatte ich Pläne geschmiedet wie ich sie bestrafen konnte und jetzt fehlten mir die Wörter.
"Soll ich dir was sagen?" Fragte ich sie leise. "Hmm?" kam verschlafen von ihr. "Du bist die mutigste und außergewöhnlichste Frau, die ich jemals getroffen habe und das hat schon was zu sagen. Das kannst du mir ruhig glauben, weil ich nicht lüge" versicherte ich ihr. "Wirklich? Niemals?" Und obwohl sie es nicht sehen konnte, nickte ich. "Niemals! Du bist mutig, tapfer, total unsportlich und ehrlich. Das sind tolle Eigenschaften." Amelie lachte auf. Sie legte die verletzte Hand mir auf den Bauch ab und schlief schließlich friedlich in meinen Armen ein. Ich merkte wie sich eine angenehme Wärme und Zufriedenheit in meinem Inneren ausbreitete und lächelte dämlich vor mir her.
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Der Vollstrecker
Romance"Du bist der einziger der sie beschützen kann und du bist mir was schuldig!!" Er betonte jedes einzelne Wort und sah mich dermassen eindringlich an, das ich seine Verzweiflung fast greifen konnte. "Ich bin kein Bodyguard! Ich passe nicht auf kleine...