⚜️Kapital 9⚜️

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Ian

"Du rauchst immer noch?" Alex zog genüsslich an der Zigarette und sah mich durch den aufsteigenden Rauch mit zusammengekniffenen Augen an. "Fang nicht damit an Jüngchen! Versuch es erst gar nicht mir die Sache schlecht zu reden, dafür bin ich viel zu alt und auch viel zu festgefahren." Ich setzte mich zu ihm. "Mach ich nicht." Es entstand eine Pause, bei der sich keiner von uns unwohl fühlte. "Danke das wir herkommen durften. Mir ist klar, das du nicht gut auf Jonas zu sprechen bist, aber ich denke bei euch ist seine Tochter für den Anfang sicher." Ich sah in die Ferne und genoss die Abendluft. Zugegeben, es war kalt, aber so ist es nun mal im Frühling und ich war zufrieden, mit Alex eine zu rauchen und zu entspannen. "Was hast du vor mein Junge? Verstehe mich bitte nicht falsch, du bist fast wie ein Sohn für mich, und ich freue mich immer über deinen Besuch, aber ich denke Jonas Auftrag an dich lautete nicht, Amelie zu uns zu bringen. Oder täusche ich mich etwa?" Der alte Fuchs hatte immer noch einen guten Riecher für sowas. Ich schüttelte den Kopf und streckte meine Hand nach der Zigarette aus. Alex reichte sie mir ohne Fragen zu stellen und lehnte sich entspannt zurück. "Du hast natürlich wie immer Recht. Das ist nicht mein Auftrag. Es ist allerdings so, dass ich es nicht mag, wenn man mir gewisse Informationen verschweigt und genau das hat Jonas getan. Ist dir klar, dass Amelie noch nicht mal wußte das er am Leben ist? Ich lasse mich nicht gern verarschen und ich werde nicht zulassen, dass Amelie was zustößt. Das mach ich nicht nochmal mit." Alex legte seine Hand auf meine Schulter. "Die Kleine ist schon süß, das muss ich ja zugeben, allerdings glaube ich nicht daran, dass sie so brav ist, wie sie aussieht." Ein schiefes Lächeln umspielte meine Lippen. "Solange kennen wir uns nicht, aber ihr Humor ist schon interessant. Sie ist frech und hat gute Instinkte, obwohl sie sportlich  absolut unbeholfen ist." Ich lachte auf und sah Alex schief an. "Komm ja nicht auf dumme Gedanken. Ich passe nur auf! Nicht mehr!" Alex nickte. "Ganz wie du meinst Söhnchen! Ganz wie du meinst." Ich lehnte mich auch gegen die Wand und atmete entspannt aus. Alex Gegenwart tat mir schon immer gut. Bei ihm konnte ich immer gut nachdenken. Irgendwie strahlte der Kerl eine unglaubliche Ruhe und Gelassenheit aus. "Ich werde heute Nacht verschwinden, bitte sag ihr nichts davon. Sobald ich Infos habe mit denen ich arbeiten kann, komm ich zurück." Alex nickte. "Ist gut, geht klar. Wie erreiche ich dich?"  Er klang total gelangweilt.
"Wie immer, auf dem üblichen Weg."
Er nickte. "Alles klar."
Gut gesprochen.  So unterhielten wir uns immer, knapp aber verständlich. Ich erhob mich um ins Haus zu gehen.
"Ian, deine Maschine ist startbereit." Ich konnte mir das Lächeln nicht verkneifen. Ich sah Alex an und er grinste breit zurück. "Pass gut auf dich auf." "Na klar, mach ich doch immer." Ich ging zu meinem alten und treuen Freund und umarmte ihn. "Danke für alles" flüsterte  ich ihm ins Ohr. "Kein Problem. Wenn es nötig sein sollte, lass den Vollstrecker eingreifen. Verstanden?" Er sah mich mit Sorge in den Augen an und ich klopfte ihm beruhigend auf die Schulter, woraufhin er verlegen nickte. Es tat mir unwahrscheinlich gut zu wissen, dass es Alex und Dorothee gab, die mich trotz meine Vergangenheit mochten. "Versprochen" war das letzte was ich für heute zu meinem guten Freund sagte.

Ich schlich leise in das Gästezimmer das Dorothee für mich und Amelie herrichtete. Amelie schlief bereits in dem großen und einladenden Bett. Sie hatte sich auf die linke Seite des Bettes gelegt und die Bettdecke bis zu Nase hochgezogen. Wie wahrscheinlich viele Frauen, schlief sie in Wollsocken, die zur Hälfte unter der Decke hervor schauten.

Da ich nicht vor hatte schlafen zu gehen, schlich ich mich zum Computertisch und schrieb ihr eine kurze Nachricht.

Als ich damit fertig  war, bin ich in Gedanken meine Todo-Liste durchgegangen.

Teil 1.  Amelie in Sicherheit bringen : erledigt ✔

Teil 2. Unsichtbar werden um Informationen zu beschaffen: in Arbeit.

Teil 3. Falls  sich meine Vermutung bestätigte, Amelie über den nächsten Schritt und die dazugehörigen Konsequenzen aufzuklären. Das sollte wahrscheinlich der schwierigster Teil des Plans werden und schließlich

Teil 4. Auftrag auf die eine, oder andere Weise erledigen. Das Mädchen heile nach Hause bringen.

Teil 5. Aus Amelies Leben zu verschwinden. Nie wieder zurück zu kehren und einen neuen Lebensabschnitt, ohne der Vollstrecker zu sein, zu beginnen.

Ich sah die schlafende Frau noch einen Augenblick an und verließ leise das Schlafzimmer. Mein letzter  Gedanke war, "hoffentlich stellt sie nichts an."

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Der VollstreckerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt