⚜️Kapitel 29⚜️

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Ein aufrichtiges Donnerwetter ist besser als ein falsches Vaterunser.
Deutsches Sprichwort.

Ian

Als ich mit unserem Essen zurückkehrte, sah ich Amelie, die sich große Mühe gab, ihre zitternde Hände und den erschrocken Blick vor mir zu verbergen. Natürlich erzählte sie mir was geschehen war und selbstverständlich hörte ich ihr geduldig zu. Äußerlich blieb ich auch ruhig, doch innerlich kochte ich vor Wut. Diesmal war Marco definitiv zu weit gegangen. Diesmal hatte er sich zu weit aus dem Fenster gelehnt. So langsam fing ich an den Kerl zu hassen. Amelie sah total verstört aus. Sie mied meine Blicke und gab sich große Mühe nicht an seine Wörter zu denken, doch etwas an ihr, mir gegenüber, veränderte sich. Sie wirkte kälter, unsicherer und distanzierter.

Ich brachte Amelie nach Hause und setzte sie bei ihren Eltern ab. Ich berichtete Jonas was geschehen war und beschloss, dass ich Marco heute noch aufsuchen würde. Dorothee und Alex befanden sich bereits bei Marco und warteten nur auf meine Ankunft. Jonas weihte mich in den Plan der beiden ein.

Cookie freute sich einen Ast ab, als sie Amelie sah. Die Blondine selbst, war auch kaum zu bändigen. Sie hatte nur noch Augen für den Hund.

Milan ging vor Freude strahlend auf mich zu. "Wann wolltest du los?" Wir beide sahen zu der herumtollenden Amelie und Cockie. "Gleich noch." Meinte ich leise. Milan nickte. "Sprich vorher mit ihr und warte auf mich. Ich komme mit dir. Es wird Zeit, das wir aufreumen. Der Scheißkerl soll büßen." Sprach Milan. " Gut, dann beeile dich." Milan stellte sich vor mich. "Da wäre noch eine Sache die wir aus der Welt schaffen müssen." Ich sah ihn erstaunt an "Ach ja? Und die wäre?" Plötzlich sah ich Milans Faust auf mich zurasen. Heilige Scheiße! Das hatte gesessen! Ich hörte meinen Kiefer knacken und fasste automatisch an die verletzte Stelle. Ich hörte ein Summen in den Ohren und hoffte darauf, keinen Zahn verloren zu haben. Durch den plötzlichen Tränenschleier hörte ich mich knurren: "Boah eh, wofür war das denn du Penner?" Milan fasste seine schmerzende Faust an. "Wir beide hatten doch ausgemacht, dass sobald Amelie befreit ist, wir beide abrechnen würden. Jetzt sind wir quitt. Hoffentlich hat es dir weh getan."

Ich sah eine besorgte Amelie auf uns zukommen. Ich lächelte Milan zähneknirschend an. "Oh ja, das tat weh. Beim nächsten mal schlag ich zurück." Ich reichte ihm die Hand und er schlug ein. "Wehe du tust ihr weh, dann köpfe ich dich." Ich sah ihn grimmig an. "Wie oft willst mir das noch sagen?" Milan nickte. "Bis ans Ende deine Tage. Immer und immer wieder." Wir sahen uns eine Weile schweigend an, bis ich schließlich stolz den Kopf erhob und ihn böse ansah. "Ich habe sie zu nichts gezwungen. Sie hat sich aus freien Stücken für mich entschieden. Ab jetzt werde ich auf sie Acht geben und wenn du mir ständig in die Quere kommst, dann werden wir uns eben ständig prügeln müssen." Milan grinste mich zufrieden an. "Mehr wollte ich nicht hören." Der Blödmann gab mit einen Daumen hoch, worauf ich ihn am liebsten getreten hätte. Er ging an meinem Mädchen vorbei und drückte ihr einen Schmatzer auf den Kopf. Damit hatte Amelie nicht gerechnet, sie blieb abrupt stehen und sah uns staunend an. "Was geht denn  hier ab?" Milan die Arschgeige rief ihr zufrieden zu. "Wir haben nur abgerechnet. Alles halb so schlimm. Dein Kerl hat schon schlimmeres mitgemacht." Sie sah zu mir und schüttelte mitleidig den Kopf. "Kann man euch denn nicht mal eine Sekunde alleine lassen? Was war diesmal der Auslöser?" Sanft strich sie über meine Wange. Ich legte meine Hand auf ihre und sah sie vertreumt an. "Du. Du warst der Auslöser und du bist auch der Preis." Amelie sah mich grimmig an. "Hatte ich dir schon mal gesagt, das du ein Esel bist?" Ich grinste sie herausfordernd an. "Jap, hast du und trotzdem hast du dich für mich entschieden." Die kleine Frau streckte die Nase hoch und lächelte mich hochnäsig an. "Bilde dir ja nichts ein. Hochmut kommt bekanntlich immer vor dem Fall." Ich umarmte sie und schnupperte an ihren nach Apfel duftenden Haaren.

"Herzchen wir müssen reden. Lass uns bitte einen Spaziergang machen." Amelie sah mich besorgt an. "Ich hasse es, wenn du mich so nennst. In der Regel gibt es nachher Ärger." Brummte sie, kam allerdings meiner Bitte nach.

Nach gefühlt einen ewig anhaltenden Pause und einer unangenehmen Stille zwischen uns, sprach ich schließlich meine Bitte aus. "Ich werde Marco aufsuchen und mich um ihn auf die eine, oder andere Art und Weise kümmern. Ich erzähle dir gerade das, damit du mir nicht folgst. Ich habe eine gigantische Wut und Hass auf deinen Onkel. Das was ich mit ihm vorhabe, sollst du einfach nicht sehen. Ich wünsche mir deswegen, dass du hierbleibst." Amelie holte tief Luft, um zu wiedersprechen, aber ich kam ihr zuvor. "Nein es ist nicht richtg formuliert. Ich VERLANGE von dir, dass du hier bleibst. Ich möchte nicht, dass dir was geschieht." Ich sah sie eindringlich an. "Wenn ich das nicht machen werde, dann wird es für uns keine Zukunft geben. Du musst wissen, dass Roman seit 3 Jahren Undercover bei Marco ist. Er, dein Vater, Milan, Dorothea, Alex und ich. Wir alle werden da sein. Wir werden diese Kapitel für immer schließen und keiner von uns will dich dabei haben." Und wieder machte sie den Mund auf, um zu widersprechen. Doch auch diesesmal kam ich ihr zuvor. Ich hob ihr Kinn an und küsste sie so sanft, wie es mir nur möglich war. "Ich möchte das hier, so oft machen wie es nur geht. Aber es ist nur dann möglich, wenn wir uns keine Sorgen darum machen müssen, dass es jemanden gibt, der uns töten will." Ich lehnte meine Stirn an ihre und grinste als ich merkte wie sie zitternd ausatmete. "Gut, ich bleibe hier" meinte sie leise. Wir verabschiedeten uns voneinander und ich ging zu Milan, der bereits auf mich an seinem Wagen wartete.

"Amelie bleibt hier. Wir haben es abgesprochen und uns darauf geeinigt, dass sie auf mich warten wird." Milan lachte auf und startete den Wagen. "Hat sie dir das versprochen?" Ich schaute in den Seitenspiegel, um zu sehen wie die Silouette von Amelie immer kleiner und kleiner wurde. "Nein, natürlich nicht, ich habe ihr erklärt wieso sie mich nicht begleiten darf und sie stimmte zu. Sie wird auf mich warten." Milan klopfte auf das Lenkrad und sah mich mit Schalk in den Augen an. "Es ist unglaublich, das du immer noch der Meinung bist, das man sich mit der Frau einigen kann. Schnall es endlich Alter. Amelie ist anderst. Sie ist stur, unberechenbar und nicht kontrollierbar. Sie handelt immer aus dem Bauch heraus. Alter, SIE IST EINE FRAU!" Die letzten Wörter hat er fast geschrien. Ich sah ihn mit großen Augen an. Erst jetzt merkte ich das ungute Gefühl in der Bauchgegend. Er hatte Recht. Milan hatte Recht, Amelie ist unberechenbar.

Hoffentlich ist die Sorge, die mich plötzlich überkam unbegründet, schließlich können doch Frauen auch rational denken. Oder?

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Der VollstreckerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt