⚜️Kapitel 26 ⚜️

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Lust verkürzt den Weg.

William Shakespeare.

Ian.

Ich hatte Amelie seit Tagen nicht  gesehen und nicht gesprochen. Nicht zu wissen wie es ihr ging, machte mich nervös. Joshua und ich waren erfolgreich. Wir konnten den Umkreis, wo Harper festgehalten wurde eingrenzen und wollten bereits heute Nacht zuzuschlagen. Alles war abgesprochen. Alles war geklärt. Also beschlossen wir diesen Erfolg mit einer Flasche Bier zu besiegeln.

Ich hatte gehofft mich damit ablenken zu können, doch stattdessen wählte ich immer wieder Amelies Nummer, nur um sie  dann doch nicht anzurufen. Ich sah mir das Profilbild von ihr an und fragte mich, wieso ich ihr das mit der Herzensangelegenheit überhaupt gesagt hatte.

Eigentlich wollte ich einfach nur abhauen.

Eigentlich wollte ich sie nicht an mich ranlassen. Eigentlich wollte ich den Rest meines Lebens alleine leben. Wie gesagt  EIGENTLICH!!!
Eigentlich wollte ich zu ihr und irgendwie wollte ich nicht alleine sein und eigentlich reichte es mir!

"Sorry Joshua, aber ich muss weg." Joshua belächelte mich und nippte trotzdem genüßlich an seinem Bier. "Habe mich schon gefragt, wann du es schnallst. Na ja, zisch ab und tue nichts was ich nicht auch tun würde." Er hob seine Flasche und verabschiedete mich.

In der Hottelloby traf ich auf Milan. Er saß in einem gemütlichen Sessel und tat so, als ob ihn ganz besonders der Sportartikel in der Zeitung interessierte. Ich setzte mich unauffällig auf das Sofa neben ihm. "Ach, jetzt tauchst du doch auf?" Blaffte Milan mich an. "Klär mich auf, was hab ich verpasst?" fragte ich ihn. Milan runzelte die Stirn. "Du blöde Sau! Sie ist traurig und hat Sorge das du nicht mehr zu ihr zurückkommst. Alter, ist dir bewusst, dass Amelie in dich verliebt ist?"

Ich hatte es geahnt und vielleicht sogar gehofft, aber dies dann von einem Außenstehenden zu hören, hinterließ bei mir ein mulmiges Gefühl. "Ich habe es vermutet." Gestand ich. "Vermutet?" Ich glaube am liebsten hätte Milan mir eine reingehauen. "Wieso bist du hier? Bitte sag mir, dass du hier bist, weil sie dir was bedeutet. Ansonsten prügle ich dir dein verdammtes Vollstrecker- Gehirn aus deiner unterbelichteten Birne." Wie zwei Kämpfhähne sahen wir einander böse an. Ich stellte mir die Frage, wieso ich mich vor Milan rechtfertigen sollte, doch dann  begriff ich, dass er sich seinerseits nur Sorgen um Amelie machte. Ich atmete frustriert aus. "Ich weiß auch nicht wieso ich hier bin. Ich schätze ich habe sie vermisst." Milan sah mich immer noch grimmig an, bevor er anfing zu grinsen. "Na dann wünsche ich dir viel Spaß!" Irgendetwas stimmte hier nicht. "Spucks aus Milan, worüber freust du dich? Was verschweigst du mir?" Milan fing an zu lachen. "Amelie war frustriert, weil du dich nicht gemeldet hast, also hat sie mit mir, um dich zu vergessen,  Alkohol getrunken. Die Sache ist die. Die kleine Amy, verträgt kein Alk. Geh ruhig hoch, ich bin gespannt was sie von dir übrig lässt." Ich schüttelte abwertend den Kopf und machte mich, mit dem Schlüssel, den ich von Milan bekam, auf den Weg zu Amelies Zimmer. Wenn ich down und alkoholisiert bin schlafe ich gerne. Amelie wird da bestimmt nicht anders sein. Obwohl?!?

Kurz vor der Tür ihres Zimmers hörte ich Musik. Ich betrat das Zimmer und stand nun in völliger Dunkelheit. Gerade als ich nach Amelie rufen wollte, kam sie auch schon, nur in ein Badehandtuch gewickelt, ins Zimmer. Sie machte das Fenster sperrangelweit auf und stellte sich mit einer Haarbürste in der Hand davor. Amelie sang die Melodie mit und wackelte dabei mit dem Hintern. Eine Weile sah ich mir das Bild verträum an. Sie war echt gut gebaut, hatte Rhythmus im Blut und im sanften Licht des Mondes leuchteten ihre Haare in der Farbe des flüssigen Goldes. Schließlich drückte ich doch noch den Lichtschalter und sah wie Amelie erschrocken sich in meine Richtung umdrehte. Als sie mich sah schmiss sie wütend die Bürste nach mir. "Du! Was tust du hier?!" schrie sie.

Auch wenn die Frau bis jetzt eine beschissene Trefferquote hatte, so schaffte sie es dennoch, mich an der Schulter zu treffen. Überrascht griff ich an die Stelle, an der die Bürste gerade noch gelandet war und sah sie perplext an. "Aua! Wieso wirfst du Sachen nach mir? Ich wollte dich sehen, deswegen bin ich hier. Wieso wohl sonst?" Auch wenn ich überrascht war, so konnte ich dennoch meine Augen nicht von ihr abwenden. Wütend und völlig nackt unter dem Handtuch, weckte sie eine neue Dimension der Begierde in mir. Ich gestand mir gerade selbst zu, dass ich mehr von ihr wollte, viel mehr.

Amelie stampfte mit dem Bein auf und sah mich böse an. "Wieso ausgerechnet jetzt? Wieso hast du nicht angerufen?" Sie stämmte die Arme in die Hüften und sah mich herausfordernd an. "Ian, sag endlich was und schau mich nicht wie ein Auto an!"

"Ich will mehr und ich will es mit dir." Meine Stimme klang heißer und die Handflächen fühlten sich plötzlich schwitzig an. "Was bist du, Mister Miyagi oder was? Sprich klare Worte und lass es sein in Rätsel zu sprechen. Ich habe keine Lust darauf." Ich hatte sie angesehen und es reichte mir. Ich gab dem Verlangen nach und ging mit schnellen Schritten auf sie zu, zog sie in eine feste Umarmung und küsste sie. Ich steckte die ganze Leidenschaft und Begierde, die mir nur möglich war, in diesen Kuss. Mein Innerste triumphiert. Endlich konnte ich sie berühren.  Amelies Beine wurde weich, sie zog sich an mir hoch und lies sich von mir hochheben. "Wie deutlicher soll ich es noch sein?  Ich will alles und das nur mit dir. Ich will ein gemeinsames Leben mit dir und eine gemeinsame Zukunft. Ich will dich, du kleiner Giftzwerg", hauchte ich ihr außer Atem ihr ins Ohr, bevor ich mich wieder ihren Lippen widmete. Amelie lächelte in den Kuss hinein.

"O Mann! Amelie kannst du denn nicht ein einziges Mal das tun, was man von dir erwartet?" Milans Stimme hinter uns klang enttäuscht. Weder Amelie noch ich ließen uns von ihm ablenken. Wie auf Komando hielten wir beide den Mittelfinger hoch.

Die Knutscherei zwischen uns wurde immer heftiger. "Du solltest lieber gehen, denn das was hier gleich geschehen wird, wird dir nicht gefallen." Meinte Amelie keuchend als sie mich auf das Bett stieß. "Bäh. Igitt.  Ian, sei bloß zärtlich zu ihr!" Riet mir Milan mit einem offensichtlichen Lächeln. "Raus hier!!" brüllten wir Milan  hinterher. Zwei Kissen prallten, wenn auch zu spät gegen die geschlossene Tür.

Nun  waren wir allein und als ich die Leidenschaft in ihren Augen leuchten sah, wußte ich, dass es genau so sein sollte. 

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Der VollstreckerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt