Kapitel 1 Alpträume

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Hermine erwachte mal wieder mitten in der Nacht, schweißgebadet und völlig fertig. Sie hatte wie jede Nacht, nach diesem schrecklichen Krieg einen Alptraum. Die Bilder der Schlacht verfolgten sie in ihren Träumen und machten es ihr unmöglich eine Nacht durch zu schlafen.

Hermine stand auf und lief ins Bad. Sie wollte diese schrecklichen Bilder aus ihrem Kopf bekommen und nichts half da besser als eine warme Dusche und anschließend ein gutes Buch. Sie schaute in den Spiegel und wand sich schnell wieder ab. Sie hatte stark abgenommen, ihre Wangenknochen waren deutlich zu sehen und sie hatte dunkle Augenringe. Was nicht verwunderlich war, so selten wie sie schlief.

Schnell zog Hermine ihre Sachen aus und stieg in die Dusche. Das warme Wasser auf ihrem Körper tat ihr gut und sie konnte etwas entspannen. Sie dachte an den Brief, welchen sie letzte Woche von der Hogwarts - Schule für Hexerei und Zauberei bekommen hatte.

Sehr geehrte Miss Granger,

hiermit möchten wir ihnen sagen, dass sie ihr letztes Schuljahr hier in Hogwarts beenden können. Wir möchten sie bitten, uns ihre Entscheidung schnellstmöglich mitzuteilen.

Mit freundlichen Grüßen,

Schulleiterin Minerva McGonagall.

Hermine hatte sofort geantwortet und zum ersten Mal seit langem war sie wieder richtig glücklich gewesen. Sie freute sich darauf, endlich wieder nach Hause zu können und in ihre geliebte Bibliothek zu gehen. Hogwarts war ihr zu Hause geworden, nachdem sie ihren Eltern die Erinnerung an sie genommen hatte.

Im Moment lebte sie mit Harry, Ginny, Ron und George am Grimmauldplatz zwölf, aber sie hasste dieses Haus. Hermine und Ginny hatten sich zwar die größte Mühe gegeben, diesen Ort etwas schöner und freundlicher zu gestalten, aber sie fühlte sich trotzdem nicht wohl.

Hermine stieg aus der Dusche und trocknete sich ab. Dann zog sie einen neuen weichen und warmen Schlafanzug an und ging in ihr Zimmer. Dort streifte sie sich ihre Kuschelsocken über und nahm ihr Lieblingsbuch „Geschichte von Hogwarts". Leise schlich sie nach unten in die Küche.

Dort angekommen sah sie, dass Georg bereits am Tisch saß, ebenfalls mit einem Buch und einer Tasse heißer Schokolade. Er blickte auf und sah Hermine an, ohne ein Wort zu sagen stand er auf, nahm eine zweite Tasse und machte Hermine auch einen warmen Kakao. Hermine nickte dankbar und setzte sich neben ihn. Seit sie gemeinsam hier wohnten, hatten die beiden schon viele Nächte zusammen hier unten verbracht, da sie beide nicht schlafen konnten.

George war der erste der etwas sagte: „Mal wieder die Alpträume?" „Ja und bei dir?", fragte sie, obwohl Hermine die Antwort bereits wusste. Er nickt nur und stellte die Tasse auf den Tisch und setzte sich wieder. Hermine lehnte sich an seine Schulter und er legte seinen Arm um sie.

Sie fühlte sich so unglaublich wohl bei George. Er war in der Zeit nach dem Krieg ihr bester Freund geworden. Er verstand sie und wusste, wie sie sich fühlte und andersrum war es genauso.

Harry und Ginny hatten nur ihre Hochzeit im Kopf und Hermine fand es unausstehlich. Natürlich liebte sie die beiden und sie freute sich für ihre Freunde, aber sie hielt das Gerede über Hochzeiten, Kinder und feiern einfach nicht mehr aus. Immer wenn diese Gespräche anfingen, verließen sie und George meistens den Raum.

Ron bekam von alle dem nichts mit. Es war, als hätte er den Krieg komplett vergessen, oder gar nicht daran teilgenommen. Er lachte und alberte mit Ginny und Harry und war wie immer. Er hatte mit Hermine Schluss gemacht, da sie ihm zu ernst und langweilig geworden war und wenn sie ehrlich war, war sie dankbar darüber. Er ging ihr in letzter Zeit ziemlich auf die Nerven und deswegen versuchte sie ihm aus dem Weg zu gehen.

George hingegen war ganz anders, mit ihm konnte sie stundenlang reden, zusammen sitzen und lesen oder einfach nur nachdenken. Er schaffte es sogar ab und zu sie zum Lachen zu bringen. Aber auch er war nicht mehr derselbe, seit dem er Fred verloren hatte. Er hatte seinen Laden an Ron und Seamus Finnigan verschenkt und verbrachte die meiste Zeit damit irgendwelche Bücher zu lesen.

Nach ungefähr drei Stunden merkte Hermine wie sie müde wurde und sie entschied sich wieder ins Bett zu gehen. George folgte ihr, denn sein Zimmer lag genau neben ihrem. Oft hörten sie, wenn der andere im Traum schrie und dann gingen sie rüber um ihn zu wecken.

George nahm Hermine noch einmal in den Arm, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und ging in sein Zimmer. Er war für sie wie der Bruder den sie nie hatte. Sie legte sich in ihr Bett und versuchte sich vorzustellen, wie ein Schuljahr ohne Ron, Harry und Ginny sein würde, denn sie hatten sich entschieden, nicht zurück zu kehren. Mit diesem Gedanken im Kopf schlief sie wieder ein.

Anders als erwartetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt