Anders als erwartet

Freunde für immer

Der Raum der Wünsche war auch schon wie das letzte Mal mit vielen Matratzen ausgelegt und überall gab es Kissen und Decken. Zu elft saßen sie in dem gemütlichen Raum und lauschten dem Prasseln des Feuers.

„Morgen fahren wir alle nach Hause und dann sehen wir uns eine ganze Weile nicht.", bemerkte Neville ein wenig traurig. „Freust du dich denn gar nicht nach Hause zu fahren?", erkundigte sich Pansy. „Doch schon, aber die Ferien sind immer so langweilig und meine Oma ist seit dem Krieg noch strenger und vorsichtiger geworden.", erklärte er und strich sich müde übers Gesicht.

„Du kannst mich ja besuchen kommen, wenn du möchtest und wir können dir ja Briefe schreiben.", versuchte Luna ihn aufzuheitern und lächelte ihn an. Alle anderen nickten nur zustimmend und ein leichtes Lächeln stahl sich auf Nevilles Gesicht.

„Wo verbringt ihr alle denn eigentlich eure Ferien?", fragte Luna und sah fragend in die Runde. „Ginny, Ron, Angelina, George und ich werden die Ferien im Grimmauldplatz verbringen, zusammen mit den anderen Weasleys.", erklärte Harry, während er vorsichtig über Ginnys Rücken streichelte.

„Pansy wird mich zu mir nach Hause begleiten. Wir wollen weg fahren, sind uns aber noch nicht ganz sicher wohin. Vielleicht nach Brasilien oder so.", meinte Blaise und zwinkerte Pansy zu, welche nur lachen konnte.

„Hermine kommt mit zu mir ins Prince Manor. Meine Mutter freut sich darauf endlich nicht mehr allein in dem riesigen Anwesen zu sein. Und ich möchte euch alle einladen zu Silvester zu uns zu kommen. So könnten wir alle zusammen ins neue Jahr feiern.", sagte Draco und wurde von allen überrascht angeschaut.

„War das deine Idee Hermine?", fragte Pansy schmunzelnd. „Nein. Ehrlich gesagt wusste ich bis eben auch nichts davon.", gestand sie und sah Draco freudestrahlen an. Sie wusste, das Draco das nur für sie tat, denn wenn es nach ihm ginge, würde er allein mit Hermine feiern. „Also wir kommen gern.", meldete Angelina sich sofort und kassierte einen überraschten Blick von George.

„Als wenn die Einladung ernst gemeint ist, dann kommen wir auch sehr gern.", sagte Ginny zurückhaltend. „Ich glaube nicht, dass wir gemeint waren.", erklärte Harry sofort und sah verunsichert zu Hermine.

„Natürlich seid ihr auch eingeladen. Ihr seid die besten Freunde von Hermine und ich weiß, dass sie euch dabei haben will, also würde ich mich freuen, wenn ihr auch kommt.", antwortete Draco etwas steif, aber trotzdem freundlich und sah zu Ron und Harry.

Harry schien noch immer zu überlegen, während Ron bereits das Wort ergriff: „Na wenn das so ist, kommen wir natürlich gern." Alle schienen einen Moment zu überlegen, ob das gerade wirklich passierte, aber wie zur Bestätigung klatschte Luna in die Hände und zog so alle Blicke auf sich.

„Ihr habt es endlich geschafft euren Stolz zu überwinden. Ich bin ja so glücklich. Ich wusste, dass ihr irgendwann, dank Hermine zu Freunden werdet. Aber das alles hat ja auch lange genug gedauert. Ich sehe, dass die Freundschaften in diesem Raum für immer bestehen werden.", erklärte Luna und sah jeden einmal kurz an. Keiner konnte erklären warum, aber sie glaubten Luna und wussten, dass sie Recht hatte.

Plötzlich musste Hermine anfangen zu lachen, da die Situation nur allzu komisch war und als sie dann noch die Blicke von Harry, Ron und Draco bemerkte, konnte sie sich nicht mehr zusammen reißen. Sie lachte so laut, dass alle sie nur etwas verwirrt anstarrten. „Ihr hättet Harrys, Rons und Dracos Gesicht sehen sollen.", prustete sie und keine zwei Sekunden später begannen auch die anderen zu lachen.

Nur Harry, Draco und Ron sahen sich noch immer ein bisschen überrumpelt an. „Sag mal Hermine, kann es sein, dass du uns auslachst?", fragte Ron plötzlich streng und sofort wurde es still im Raum. Alle sahen zwischen ihm und Hermine hin und her.

„Aber Ron, das war doch nur Spaß.", lachte sie, wirkte aber plötzlich ziemlich verunsichert. „Ich fand es aber auch nicht spaßig.", erklärte nun Harry streng und sah böse von einem zum anderen. „Aber... aber, wir haben das doch nicht böse gemeint. Es sollte nur ein Witz sein.", verteidigte sich Hermine und sah panisch zu Draco, welcher ebenfalls einen bösen Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte.

Keiner sagte ein Wort. Alle sahen nur geschockt zwischen Harry, Ron, Draco und Hermine hin und her. Nach einer Weile meldete sich Draco zu Wort und sagte sauer: „Den Witz haben wir drei aber nicht verstanden."

Plötzlich begannen Harry, Ron und Draco laut los zu prustete und brachten mühsam ein: „Ihr solltet mal eure Gesichter sehen.", hervor. Es dauerte eine ganze Weile, bis Hermine bemerkte, dass die drei sie nur veräppelt hatten. Nun musste auch sie lachen und die anderen stimmten mit ein.

Hermine griff nach einem Kissen und bewarf Ron damit. Pansy und Ginny hatten wohl dieselbe Idee, denn auch Draco und Harry bekamen ein Kissen mitten ins Gesicht. Und nun entflammte eine enorme Kissenschlacht. Immer mehr Kissen erschienen und wie schon beim letzten Mal, flogen nach nur wenigen Minuten, tausende von Federn durch den Raum und ließen es aussehen, als würde es Federn regnen.

Jeder bewarf jeden und nach einer langen Zeit, in der jeder duzende Kissen geworfen und abbekommen hatte, lagen sie alle kreuz und quer auf den Matten verteilt und rangen nach Luft. Hermine lag auf dem Rücken und beobachtete, wie die einzelnen Federn langsam zu Boden schwebten.

Ihr Kopf lag auf Rons Bauch und ihre Finger waren mit denen von Draco verschränkt. Sie hatte sich lange nicht mehr so wohl gefühlt. In den vergangenen Monaten kam sie sich oft einsam und alleine vor, da sie keine Familie mehr hatte, aber das hatte sich geändert. Die Menschen in diesem Raum waren nun ihre Familie und Luna hatte Recht, sie würde ihre Freunde für nichts auf der Welt wieder hergeben.

Hogwarts hatte ihr eine neue Familie geschenkt und sie wusste, dass sie sich alle gegenseitig mit ihrem Leben verteidigen würden. Niemand würde ihnen das wieder nehmen können. Während sie so darüber nach dachte, schlief sie ein.