Gefühlschaos

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Hermine erwachte von einem schrecklichen Albtraum. Sie wusste, dass sie jetzt nicht mehr schlafen könnte, also nahm sie sich ein Buch und schlich in den Gemeinschaftsraum. Sie lief zu einem Sessel am Feuer. Zur selben Zeit öffnete sich die Tür zum Flur der Jungenschlafsäle und Draco kam herein. Auch er hatte ein Buch in der Hand und setzte sich in einen Sessel neben Hermine.

„Auch schlecht geschlafen?", fragte er gähnend. „Eher schlecht geträumt.", antwortete Hermine und spielte mit dem Buch in ihren Hände. „Das kenn ich. Wir müssten heute mal mit der Vorbereitung für den Unterricht in Verteidigung gegen die dunklen Künste anfangen.", sagte Draco und schaute in die Glut des Feuers.

„Oh je, dass hatte ich ja ganz vergessen.", gestand Hermine und sah ihn geschockt an. „Wir haben doch noch den ganzen Tag Zeit. Uns wird schon noch was einfallen. Wir können ja gleich nach dem Frühstück in die Bibliothek gehen und anfangen.", schlug er vor und sah Hermine an. Diese nickte nur.

In Gedanken war sie schon bei der Vorbereitung. Sie konnte nicht glauben, dass sie das komplett vergessen hatte. In dieser Woche war so viel passiert, dass es ihr vorkam, als wäre sie schon eine paar Monate hier. Es war recht kühl im Gemeinschaftsraum und Hermine begann zu zittern. Sie trug nur eine dünne Jogginghose und ein T-Shirt.

Draco schien dies zu bemerken, denn er zog sein Pullover aus und gab ihn Hermine. „Zieh den an, dann wird dir wieder warm.", meinte er lächelnd. Hermine zog ihn sich über und sie roch Dracos Aftershave. „Dankeschön.", antwortete Hermine etwas verlegen. Sie war es nicht gewöhnt, dass ihr jemand auf diese Art und weiße Aufmerksamkeit schenkte.

Es entstand ein peinliches Schweigen, da keiner von beiden wusste, was er sagen sollte. Beide starrten in die Flammen und überlegten, wie sie das Schweigen brechen könnten. Als Hermine die Stille nicht mehr aushielt sagte sie: „Meinst du Millicent kommt zurück?" Draco sah sie an und überlegte bevor er antwortete: „Ich weiß es nicht Hermine. Aber ich glaube, dass sie nicht ohne Hilfe wieder nach Hogwarts zurückkehren kann. Und falls doch, verspreche ich dir, dass ich auf dich aufpasse und dich beschütze."

Hermine spürte, wie sie rot wurde. „Danke. Aber ich hoffe, dass sie nicht zurück kommt, nochmal würde ich solche Schmerzen nicht aushalten.", gestand sie. Draco lehnte sich zu ihr und ergriff ihre Hand. „Das wirst du auch nicht müssen. Ich pass von nun an auf dich auf.", sagte er und schaute ihr dabei tief in die Augen.

Hermine wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie fand es lieb von ihm, aber irgendwie verunsicherte sie es auch. Es war merkwürdig für sie, da er immer noch ihre Hand hielt. Als hätte er ihr Unbehagen gespürt, ließ er ihre Hand wieder los und lehnte sich zurück. Auch er war leicht rot im Gesicht.

„Ich werde jetzt mal wieder schlafen gehen. Ich wünsche dir eine gute Nacht.", meinte Hermine und stand auf. „Danke dir auch.", antwortete Draco und ging in sein Zimmer. Hermine legte sich in ihr Bett, aber sie konnte nicht schlafen. Ihr Herz raste und sie war verwirrt. Das Draco sich verändert hatte, konnte sie akzeptieren, aber wie er ihre Hand genommen hatte, war etwas anderes. Seine Hand war weich und warm gewesen und sie hatte sich genau wie bei George sicher gefühlt. Nur bekam sie bei George kein Herzrasen.

Sie hatte keine Ahnung, was sie für Draco empfand, auf der einen Seite war er immer noch der Draco, der sie Jahre lang gequält hatte, aber auf der anderen Site war er ein verdammt gut aussehender, witziger, netter und hilfsbereiter Mann. Hermine hatte keine Ahnung, was sie denken sollte. Sie war so durcheinander wie schon lange nicht mehr. Was war das nur, was Draco in ihr auslöste. Aber wahrscheinlich interpretierte sie zu viel hinein. Draco war einfach nur nett gewesen. Plötzlich bemerkte sie, dass sie immer noch seinen Pullover trug. Sie zog ihn aus und legte ihn auf ihr Kopfkissen. Mit Dracos Geruch in der Nase schlief sie ein.

Hermine erwachte, weil jemand sich neben sie legte. Sie öffnete die Augen und erkannte George. Schnell nahm sie den Pullover vom Kissen und ließ ihn neben ihr Bett fallen. George schien nichts bemerkt zu haben, denn er zog Hermine in seinen Arm und schloss die Augen. „Wie geht es dir meine kleine?", fragte George sie flüsternd.

„Wenn ich ehrlich bin nicht so gut. Ich bin ziemlich fertig, da die Woche so viel passiert ist und meine Träume werden immer schlimmer. Und außerdem fehlt mir mein bester Freund hier.", antwortete Hermine leise und kuschelte sich an George. Die Sache mit Draco ließ sie absichtlich weg, da sie sich nicht sicher war, was er darüber denken würde. „Aber jetzt bin ich ja da und ich werde auch noch eine Weile bleiben.", sagte er sanft und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

Hermine spürte, wie sie sich entspannte und sofort fühlte sie sich besser. „Wir sollten langsam aufstehen.", meinte George, nachdem sie noch eine Weile schweigend dagelegen hatten. Zur Antwort schwang Hermine ihre Füße aus dem Bett, nahm ihre Klamotten und ihr Waschzeug und lief ins Bad. Sie betrat eine der Duschen und genoss das warme Wasser auf ihrer Haut. Als sie aus der Dusche stieg, erkannte sie Pansy, welche vor dem Spiegel stand und sich schminkte.

„Wie geht's dir?", fragte Hermine und stellte sich neben sie und putzte sich die Zähne. „Es geht so. Die Sache mit Millicent beschäftigt mich sehr.", gab Pansy zu. „Darf ich dich was das angeht, noch was fragen?", sagte Hermine unsicher. „Klar. Was willst du wissen.", meinte Pansy und drehte sich zu ihr. „Warum hast du dich wirklich mit Millicent gestritten? Ich glaube dir nicht, dass es nur wegen mir war.", erzählte Hermine, steckte ihre Zahnbürste weg und drehte sich ebenfalls zu Pansy.

Pansy seufzte und begann nach kurzem Zögern zu erklären: „Ich weiß nicht, ob du es mitbekommen hast, aber ich bin total in Blaise verknallt und das schon ziemlich lange. Millicent wusste das auch und trotzdem hat sie ihn geküsst. Sie hat mich schon seit sie es wusste damit aufgezogen und mich geärgert, da ich zu schüchtern war und bin, um es ihn zu sagen. Also wollte sie mir zeigen, wie man das macht. Sie ist mit ihm in den Raum der Wünsche, hat ihn betrunken gemacht und ihn geküsst. Am nächsten Tag hat sie mir alles genau berichtet. Ich war sauer auf sie und seit dem war unser Freundschaft schon nicht mehr so toll."

Hermine sah sie entgeistert an. „Das ist ja gemein von ihr. Aber das du Blaise gut findest, ist mir auch schon aufgefallen.", sagte Hermine und grinste sie bei dem letzten Satz an. „Aber nun zu dir. Der Pullover neben deinem Bett, war doch der von Draco oder? Also was läuft da?", fragte Pansy und zwinkerte ihr zu. Hermine wurde rot und schaute zu Boden. „Da läuft gar nichts. Zumindest glaube ich das.", gestand Hermine und berichtete ihr alles was in der Nacht passiert war.

Pansy schaute sie mit großen Augen an und sagte: „Also ich kenne Draco schon sehr lange, und sowas macht er eigentlich nicht. Ich habe noch nie gesehen, das er jemand seinen Pullover gegeben hat oder Händchen gehalten hat." „Das hat er bestimmt nur gemacht, um mich aufzumuntern.", meinte Hermine und versuchte dabei überzeugend zu klingen.

„Na wenn du meinst. Und was empfindest du für ihn?", fragte Pansy neugierig. „Ehrlich gesagt, bin ich mir nicht sicher. Ich mag den neuen Draco, aber wer versichert mir, dass er auch so bleib.", gestand Hermine. „Wir können ja, wenn wir nächste Woche mit dem Brauen beginnen vorschlagen, dass du mit Draco arbeitest und ich mit Blaise. Dann können wir mehr Zeit miteinander verbringen.", schlug Pansy gut gelaunt vor. Hermine fand die Idee zwar nicht so toll, aber sie wollte Pansy die Zeit mit Blaise ermöglichen also stimmte sie zu.

Sie brachten ihre Sachen in ihr Zimmer und liefen gemeinsam mit den Jungs in die Große Halle zum Frühstück.


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