Hermine war wieder in ihrem Zimmer und öffnete den Brief von George.
Liebe Hermine,
ich finde es toll, dass du Verteidigung gegen die dunklen Künste unterrichten willst. Meine kleine Mine wird Lehrerin. Falls du Hilfe brauchen solltest, dann sag Bescheid. Ohne dich ist es hier furchtbar langweilig und trüb. Du fehlst mir jetzt schon. Ron hatte ein paar Probleme im Laden, also habe ich geholfen. Es war ein komisches Gefühl, dort ohne Fred zu sein. Er fehlt mir und ich weiß nicht, wie ich das allein überstehen soll.
Aber nun zu Draco. Wenn er dir irgendwie blöd kommt, dann sag Bescheid. Ich traue diesem kleinen miesen Frettchen nicht und ich hätte gern einen Grund, ihm eine zu verpassen. Versuche dich bitte, so gut es dir möglich ist, dich von ihm fern zu halten. Ich will dir nichts vorschreiben, aber er ist kein guter Umgang. Auch wenn Neville sagt, er habe sich verändert, wäre ich vorsichtig. Er ist ein Slytherin und er war ein Todesser. Du kannst ihm nicht vertrauen.
Ich würde gern noch mehr schreiben, aber Ron braucht mich. Halte mich bitte auf dem Laufenden.Deine Bruder George
Ps.: Wem gehört diese beschissene Eule? Sie hat mich gebissen.
Hermine wurde schlagartig bewusst, dass George noch gar nichts davon wissen konnte, was letzte Nacht zwischen ihr und Draco vorgefallen war. Er konnte nicht wissen, dass er sich erneut bei ihr Entschuldigt, und alles erklärt hatte. Hermine wusste nicht, ob sie Draco das alles glauben sollte. Gestern Abend hatte sie es getan, aber jetzt? Sie traute ihm einfach nicht und woher konnte sie sicher sein, dass er sie nicht belog.
Sie nahm Feder und Pergament und schrieb George alles, was in der letzten Nacht passiert war. Sie erwähnte auch das Nachsitzen, welches ihr mit schrecken wieder einfiel. Sie wollte einfach wissen, was er von dem ganzen hielt. Sie versiegelte den Brief und lief zur Eulerei. Sie hätte zwar gern Dracos Eule genommen, aber sie wollte nicht, dass George nochmal von ihr gezwackt wurde.
Als sie zurück lief, war bereits Zeit fürs Abendessen und sie betrat die Große Halle und setzte sich an den Gryffindor Tisch. Wie immer versspürte sie keinen großen Hunger und aß nur etwas Reis. Nach einer Weile verließ sie die Halle und ging in ihr Zimmer. Sie zog sich ihre Schuluniform aus und schlüpfte in eine schwarze Jogginghose und ein graues Top. Sie hatte keine Lust, bei der Strafarbeit von Filch ihre Sachen zu versauen.
Sie hatte noch eine Stunde Zeit, also ließ sie sich auf ihrem Bett nieder und begann zu lesen. Als es Zeit wurde, machte Hermine sich auf den Weg nach unten zu den Kerkern und Draco folgte ihr. Sie sahen Filch vor einer Tür stehen und als sie den kleinen Raum dahinter betraten, verschlug es ihnen fast die Sprache.
Der ganze Raum war überfüllt, mit dreckigen Kesseln. Selbst mit Zauberstab hätte es eine ganze Weile gebraucht, alle zu reinigen, aber ohne würde es die ganze Nacht dauern. „Ich werde sie in drei Stunden wieder aus diesem Raum lassen, und versuchen sie gar nicht erst zu zaubern, dass wir in diesem Raum nicht klappen. Wenn die Kessel sauber genug sind, werden sie verschwinden.", sagte Filch und schloss die Tür von außen ab.
Die beiden sahen sich entgeistert an. Hermine wusste, dass sie keine Wahl hatten und lief auf das kleine Waschbecken zu. Sie fülle zwei Eimer mit Wasser und Seife und stellte sie in die Mitte des Raumes. Dann setzte sie sich auf den Boden, nahm einen Kessel und begann, eine klebrige grüne Masse abzuwaschen.
Draco setzte sich ihr gegenüber und tat es ihr gleich. Hermine stellte fest, dass auch er keine Schuluniform mehr trug, sondern graue Jogginghosen und einen schwarzen Pullover. Keiner sagte auch nur ein Wort und so verging die Zeit quälend langsam. Nach ungefähr einer halben Stunde stand Draco plötzlich auf und zog seinen Pullover aus.
Er trug ein weißes enganliegendes T-Shirt darunter, was seine Muskeln gut zum Vorschein brachte. Hermine versuchte es zu ignorieren und nahm den nächsten Kessel. Draco setzte sich wieder und arbeitete weiter.
„Hey Draco, ich wollte mich noch bei dir bedanken, dass du mich gestern Nacht noch ins Bett getragen hast.", sagte Hermine und wurde dabei leicht rot. „Das hab ich doch gern gemacht. Hermine, ich weiß, dass du mir immer noch nicht vertraust und das kann ich dir nur zu gut verstehen, aber bitte gib mir eine Chance. Ich würde dir gern beweisen, dass ich mich gebessert habe.", flehte Draco fasst und sah ihr dabei in die Augen.
Hermine musste den Blick abwenden, da diese sturmgrauen Augen sie nervös machten. „Das Nachsitzen ist ein Beweis, dass du dich nicht gebessert hast.", meinte Hermine gespielt empört. Draco fing an zu lachen und es war ein echtes und wunderschönes Lachen, das Hermine dazu brachte ebenfalls zu grinsen.
Nach dem er sich beruhigt hatte erklärte er grinsend: „Das mit dem Nachsitzen ist eigentlich deine Schuld. Du musstest mich ja mitten in der Nacht in der Bibliothek stören." Das durfte doch jetzt wohl nicht wahr sein. Er gab ihr die Schuld daran, auch wenn es nur ein Spaß war.
Hermine tauchte ihren Schwamm ins Wasser und warf ihn nach Draco. Da er nicht damit gerechnet hatte, traf der Schwamm ihn mitten im Gesicht und landete dann in seinem Eimer. Hermine war kurz geschockt und sie wappnete sich gegen die Beleidigungen, die sie sicher gleich treffen würden. Doch zu ihrer Überraschung griff Draco einfach nach dem Schwamm und warf ihn zurück. Er traf Hermine am Hals und durchnässte ihr Top.
Sie sah Draco in die Augen und beide fingen an laut zu lachen. Hermine vergaß für einen Moment, dass sie ihn eigentlich immer noch nicht so wirklich leiden konnte und genoss es einfach unbeschwert zu sein.
Plötzlich schrie Draco auf und warf den Kessel, den er gerade in die Hand genommen hatte zu Boden. Zu Hermines entsetzen, bildeten sich auf seiner Hand sofort Blasen und aus einer Wunde sickerte Blut. Hermine griff sofort nach seiner Hand und führte ihm zum Waschbecken, um sie abzuwaschen.
Draco verzog schmerzerfüllt sein Gesicht, also das kalte Wasser über seine Hand lief. Es brannte fürchterlich, aber die Blasen wurden bereits wieder kleiner, die Wunde blutete jedoch immer noch stark. Hermine griff nach ihrem Zauberstab, richtete ihn auf Dracos Hand und flüsterte einen Heilzauber, welcher die Blutung stoppen und die Wunde verschließen sollte.
Es geschah jedoch nichts dergleichen und ihr fiel ein, das Filch gesagt hatte, Magie würde hier unten nicht funktionieren. „Tut mir leid Draco, der Zauber wirkt nicht und raus werden wir hier auch nicht so schnell kommen.", sagte Hermine. Draco nickte nur und sie sah, dass er starke Schmerzen haben musste. Die Wunde blutete immer noch und die Haut ringsherum begann sich dunkelrot zu verfärben.
Hermine nahm ein Messer, welches auf dem Waschbecken lag und schnitt den unteren Rand ihres Tops ab. Was Besseres fiel ihr im Moment nicht ein. „Das hättest du nicht tun müssen. Es geht schon wieder etwas besser.", erklärte Draco. Aber sein Gesicht sagte etwas ganz anderes, denn es war immer noch schmerzverzehrt.
Hermine nahm seine Hand in ihre und umwickelte sie vorsichtig mit dem Stofffetzen. Sie brachte Draco dazu, dass er sich setzte. Er lehnte sich an die Wand und schloss die Augen. Seine Hand brannte wie Feuer und er hatte das Gefühl, dass es sich ausbreitete. Nach kurzer Zeit brannte sein ganzer Körper und Schweißperlen bildeten sich auf seiner Haut.
Draco öffnete die Augen und bemerkte sofort Hermines besorgten Blick. Er wollte sie beruhigen, aber irgendwie konnte er nicht sprechen. Nur ein leises Krächzen brachte er hervor. Er sah wie Hermine aufstand und begann gegen die Tür zu schlagen und zu rufen. Die Kessel waren vergessen und alles begann sich um Draco zu drehen.
Schnell schloss er die Augen und er nahm nichts mehr so richtig um sich war. Hermine schrie und warf sich immer wieder gegen die Tür. Draco sah schrecklich aus und sie wusste nicht was sie sonst tun sollte. Draco musste sofort in den Krankenflügel. Hermine vergaß, dass sie Draco Jahre lang gehasst hatte und alles was sie fühlte war eine unglaubliche Angst, dass er nicht mehr lange durchhalten würde.
Sie sah zu Draco und stellte mit Entsetzten fest, dass er dabei war sein Bewusstsein zu verlieren. Mit neuer Entschlossenheit warf sie sich immer wieder gegen die Tür. Das letzte was Draco hörte war ein lautes Krachen, ihm wurde schwarz vor Augen und er verlor das Bewusstsein.
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Anders als erwartet
FanfictionDer Krieg in Hogwarts ist zu Ende und alle Todesser sitzen in Askaban, wurden ermordet oder sind spurlos verschwunden. Harry, Ginny, Ron, Hermine und George leben nun im Grimmauldplatz 12, doch für Hermine beginnt das letzte Schuljahr. Die anderen h...