Das Märchen von den drei Brüdern

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Das Portrait schwang auf und Neville betrat den Raum. Er hatte ein strahlendes Grinsen im Gesicht und setzte sich zu den anderen. „Hey Mine, ich soll dir von George ausrichten, dass er heute nicht mehr her kommt. Er hat den ganzen Tag mit Angelina im Drei Besen gesessen und Butterbier und Feuerwhisky getrunken. Er kommt morgen zum Mittag wieder.", sagte Neville. Hermine nickte nur und freute sich für George. Sie wusste, dass er eine Zeit lang Gefühle für Angelina gehabt hatte und vielleicht kehrten sie ja zurück. Es wäre wundervoll für sie, George endlich wieder glücklich zu sehen.

„Wollen wir zum Essen gehen?", erkundigte sich Blaise und stand auf. Die anderen folgten ihm und sie setzten sich zu Luna an den Ravenclaw Tisch. Draco und Hermine berichteten Neville von ihrer Planung für die Stunden in dieser Woche und alle anderen hörten aufmerksam zu. Danach sprachen sie noch über alles möglich und setzten ihr Gespräch später im Gemeinschaftsraum fort. Sie bemerkten jedoch nicht, dass Theodore die ganze Zeit in ihrer Nähe war und aufmerksam zuhörte.

Gegen zehn verabschiedeten sie sich alle und gingen in ihre Zimmer. Hermine legte sich schlafen und schlief schnell ein. Kurz nach Mitternacht erwachte sie jedoch wieder. Sie hatte von der Sache im Verbotenen Wald geträumt und sie spürte das Zittern ihres Körpers. Sie griff neben ihr Bett und nahm den Pullover von Draco. Sie zog ihn an und der Geruch von seinem Aftershave stieg ihr in die Nase. Sofort wurde sie etwas ruhiger. Aber sie war immer noch zu aufgewühlt um weiter zu schlafen, also schlich sie sich in den Gemeinschaftsraum. Insgeheim hoffte sie, dass Draco auch da sein würde.

Sie fuhr sich durch die Haare und wunderte sich über ihre eigenen Gedanken. Warum wollte sie auf einmal Dracos Anwesenheit. Sie konnte allerdings nicht länger darüber nachdenken, denn in einem Sofa am Feuer saß Draco. Er schaute auf, als er die Tür hörte und musste schmunzeln, als er Hermine in seinem Pullover sah. Sie kam auf ihn zu und setzte sich neben ihn.

„Mal wieder die Alpträume?", fragte er leise. Hermine nickte nur und sagte: „Ja. Ich habe das Gefühl, sie werden immer schlimmer. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal eine Nacht durchgeschlafen habe." „Geht mir genauso.", gestand Draco und schaute Hermine von der Seite an. Sie sah müde und fertig aus. Ihre Haare standen in alle Richtungen von ihrem Kopf ab, ihre Wangenknochen stachen deutlich hervor und sie hatte dunkle Ringe unter den Augen. Aber trotzdem fand er sie noch immer unglaublich hübsch.

„Was liest du da?", fragte Hermine und versuchte ihre Haare hinter ihren Ohren festzuklemmen. Was ihr allerdings nicht wirklich gelang. „Ich lese das Buch von Beedle dem Barden, was du mir ausgeliehen hast. Es beruhigt mich irgendwie.", antwortete er und schaute dabei in die Flammen. Hermine nahm sich ein Kissen und legte sich zu Dracos Überraschung auf seine Beine. „Kannst du mir vorlesen?", fragte sie gähnend und zog ihre Beine eng an ihren Körper. „Wenn du das möchtest sehr gern.", sagte Draco und schlug das Buch auf.

Er begann mit ruhiger Stimme zu lesen: „Es waren einmal drei Brüder, die wanderten auf einsamen, gewundenen Straße in der Abenddämmerung dahin. Nach einiger Zeit kamen die drei Brüder zu einem Fluss, der war so tief, dass sie nicht hindurchwaten konnten, und so gefährlich, dass sie nicht ans andere Ufer schwimmen konnten. Doch die Brüder waren der magischen Künste kundig, und so schwangen sie einfach ihre Zauberstäbe und ließen eine Brücke über dem tückischen Wasser erscheinen. Sie hatten die Brücke halb überquert, da trat ihnen eine Kapuzengestalt in den Weg. Und der Tod sprach zu ihnen. ..."

Als Draco das Märchen zu Ende gelesen hatte war Hermine wieder eingeschlafen. Sie atmete ruhig und ein leichtes lächeln lag auf ihrem Gesicht. Er strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht und streichelte ihr vorsichtig über die Wange. Er war nun auch sehr müde, aber er wollte Hermine nicht wecken. Also nahm er seinen Zauberstab und ließ eine Decke zu sich schweben. Vorsichtig deckte er sie zu und schaute ihr noch ein bisschen beim Schlafen zu.

Er vergrößerte die Lehne, legte sein Kopf darauf und war nach kurzer Zeit eingeschlafen. Plötzlich wurde er durch einen Schrei aus dem Schlaf gerissen. Hermine war von seinen Beinen gerutscht, wälzte sich hin und her und Tränen liefen über ihr Gesicht. Er sah, wie sie immer wieder über ihren Arm kratzte. Sacht aber bestimmt schüttelte er sie, bis sie die Augen aufschlug.

Ohne ein Wort zu sagen, zog er Hermine zu sich und nahm sie in den Arm. Er spürte wie ihre Tränen sein T-Shirt durchnässt, aber es war ihm egal. Es dauerte lange, bis sie sich wieder beruhigt hatte und die ganze Zeit hielt Draco sie im Arm und streichelte ihr vorsichtig über den Kopf.

„Danke.", brachte sie mühsam hervor und sah ihn verunsichert an. Er hob seine Hand und wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht. „Nicht dafür.", sagte er und zog sie wieder zu sich. Er hielt sie im Arm und sie legte ihren Kopf auf seine Brust. „Danke fürs Vorlesen.", vernahm er Hermines leise Stimme. „Das habe ich gern gemacht.", antwortete er und streichelte ihr über die Haare. Er bemerkte wie weich sie waren, obwohl sie überhaupt nicht so aussahen.

„Wenn du wieder ins Bett möchtest, musst du es nur sagen.", meinte Hermine, der plötzlich bewusst wurde, das Draco wahrscheinlich genauso müde war wie sie. „Möchte ich nicht. Ich wäre nirgendwo lieber, als hier mit dir.", sagte er so leise, dass Hermine es fast nicht verstand. Sie spürte, wie ihr Herz einen Satz machte und anfing schneller zu schlagen. Hatte Draco das gerade wirklich gesagt? Sie musste grinsen und schloss erneut die Augen.

Es dauerte nicht lange und sie war wieder eingeschlafen. Draco sprach einen Zauber, der ihn vor allen anderen wecken würde, lehnte sich zurück und schlief ebenfalls ein. Hermine hielt er dabei fest im Arm.

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