Hermines Zimmer

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Filch führte die beiden zurück zu ihren Räumen, während er irgendwas von Konsequenzen, Nachsitzen und putzen murmelte. Hermine und Draco sagten beide kein Wort. Hermine dachte über das nach, was sie gerade gehört hatte. Könnte sie das als Entschuldigung akzeptieren?

Auf der einen Seite tat ihr Draco leid, weil er sowas erleben musste und ihr war klar, dass sie ihm verzeihen würde, dass er sie während ihrer Schulzeit so oft beleidigt hatte. Aber es gab ein was, was sie ihm niemals verzeihen würde.

Sie sah die Bilder wieder vor sich, wie sie auf dem Boden lag, Bellatrix über ihr und sie spürte das Messer auf ihrem Arm. Wie aus Reflex legte sie ihre Hand auf die Stelle. Sie trug ihre Narbe immer verdeckt, da sie nicht wollte, dass sie jemand sah.

Draco war dabei gewesen. Er hatte auf dem Sofa gesessen und zugeschaut. Narzissa Malfoy hatte geweint und ihr Gesicht abgewendet. Sie hatte versucht Bellatrix davon zu überzeugen, dass sie aufhörte, aber Draco hatte nichts getan. Er hatte da gesessen und zugeschaut. Das würde sie ihm nie verzeihen können.

Sie waren bei ihren Räumen angekommen und Filch sagte: „Sie werden morgen Abend um sieben Uhr in den Keller kommen. Sie werden Töpfe schruppen, aber ohne Zauberstab." Nachdem Draco und Hermine kurz nickten drehte Filch sich um und lief davon.

„Karamellbonbon.", flüsterte Draco und das Portrait schwang auf. Die Beiden betraten den Gemeinschaftsraum. Er war bis auf die Portraits an den Wenden leer. Ein alter Mann begann zu schimpfen und erzählte etwas von Nachtruhe. Draco und Hermine ignorierten ihn.

„Ich verzeihe dir, dass du mich so oft beleidigt hast und ich kann es in gewisser Weise verstehen, aber du weißt ganz genau, dass es etwas gibt, was ich dir nie verzeihen kann.", sagte Hermine traurig und ging in Richtung ihres Zimmers.

„Hermine, bitte warte. Ich kann dir das erklären.", versuchte Draco sie aufzuhalten und lief ihr hinterher. Durch das Gemecker des alten Mannes waren auch die anderen Portraits aufgewacht und begannen zu schimpfen. Es wurde immer lauter im Gemeinschaftsraum.

Hermine öffnete die Tür zu den Mädchenschlafsälen und zog Draco mit sich. Sobald sie die Tür hinter sich schlossen, umhüllte Stille die beiden. Hermine ging in ihr Zimmer und Draco folgte ihr leise. Es war bereits zwei Uhr. Hermine entzündete eine kleine Flamme im Glas, welche Licht und Wärme spendete. Sie ging zu ihrem Sofa und setzte sich. Draco tat es ihr gleich.

„Du hast einfach zugesehen Draco und mir nicht geholfen.", flüsterte Hermine und Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie begann zu zittern und alle Bilder tauchten wieder vor ihrem inneren Auge auf. Draco rutschte zu ihr und wollte sie in den Arm nehmen, aber Hermine sprang auf und schrie: „Fass mich nicht an." Sie sah wie sich nun auch in Dracos Augen Tränen bildeten.

Er rutschte zurück in die Ecke des Sofas und flüsterte: „Ich wollte dir ja helfen, aber ich konnte nicht." Er sah sie an und eine einzelne Träne lief über seine Wange. „Was meinst du damit?", fragte Hermine und setzte sich wieder, wobei sie immer noch am ganzen Körper zitterte.

„Bellatrix hat mich mit einem Zauber belegt. Ich konnte weder schreien, noch mich bewegen. Ich konnte nicht einmal wegsehen.", erklärte Draco mit gebrochener Stimme. „Ich habe versucht, dagegen anzukämpfen, aber ich konnte nicht. Der Zauber war erst gänzlich gebrochen, als ihr verschwunden wart und du willst nicht wissen, was sie mir danach angetan hat.", gestand Draco verzweifelt und sah auf die Flamme.

Hermine konnte nicht glauben, was sie da hörte. Hatte Draco ihr wirklich helfen wollen. Sie sah die Bilder immer noch vor ihren Augen und sie konnte sich einfach nicht beruhigen. Es war zu viel für sie. Sie wollte nicht mehr daran denken.

„Bitte verzeih mir.", flüsterte Draco und sah sie an. Hermine nickte und erneut liefen ihr Tränen über die Wangen. Draco rutsche vorsichtig zu ihr und zog sie in seinen Arm. Er hielt sie fest und sie drückte ihr Gesicht in seinen Pullover. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie dort saß und weinte, aber irgendwann schlief sie ein.

Draco merkte, wie Hermine immer ruhiger wurde und schließlich in seinen Armen einschlief. Er war glücklich, dass sie ihm verziehen hatte, aber er hasste Bellatrix für das, was sie Hermine angetan hatte. Es tat ihm weh, Hermine so leiden zu sehen. Er hätte sie am liebsten die ganze Nacht in seinen Armen gehalten, aber er wusste, wie das morgen früh aussehen würde und das wollte er Hermine nicht antun.

Er stand vorsichtig auf und hob Hermine hoch. Er trug sie in ihr Bett und deckte sie zu. Sie sah friedlich aus, wie sie so schlief. Vorsichtig strich Draco ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Er löschte die Flamme und verließ das Zimmer. In seinem Zimmer angekommen legte er sich ins Bett und dachte darüber nach, wie Hermine sich morgen, ihm gegenüber, wohl verhalten würde. Während er darüber nachdachte, schlief er ein.


Anders als erwartetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt