Gespräch mit einem Toten

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Sie betrat den Raum, setzte sich auf den Tisch und sah zu dem Portrait an der Wand. „Hallo. Ich wollte sie um einen Gefallen bitten. Könnten sie bitte Professor Severus Snape hier her holen und mich kurz mit ihm alleine lassen?", fragte sie höflich.

Die alte Dame sah sie eine Weile nachdenklich an, bevor sie ohne ein Wort zu sagen verschwand. Es dauerte nicht lange und Severus erschien in dem Bild. Er wirkte nicht gerade glücklich und sah Hermine mit seiner genervten Mine an. „Was ist so wichtig, dass sie mich hier her gebeten haben Miss Granger?", fragte er ernst.

„Ich wollte mich bei ihnen Entschuldigen, für all die Jahre in denen ich schlecht über sie gedacht habe. Und ich wollte mich bei ihnen bedanken, dass sie uns und vor allem mir das Leben gerettet haben. Ich weiß, dass sie den Zauber entwickelt haben und das wusste ich schon, bevor sie mir ihre Bücher vererbt haben. Für die Bücher wollte ich mich ebenfalls bedanken. Ich finde sie sind ein absolut bemerkenswerter Mann Professor und ich wünschte ich könnte noch mehr von ihnen lernen.", sagte Hermine und sah ihn dabei an.

Je länger sie redete, desto weicher wurden seine Gesichtszüge. „Das ist zu viel Miss Granger. Ihr Lob habe ich nicht verdient.", meinte er ernst aber trotzdem freundlich. „Oh doch, dass haben sie. Sie wurden von uns allen gehasst und verachtet und trotzdem haben sie viel Zeit investiert um uns zu retten.", rief Hermine aufgebracht.

„Ja, aber ich hatte auch viel wieder gut zu machen Miss Granger. Ich habe schreckliche Dinge getan und das wissen sie genauso gut wie ich. Ich habe meine einzige Liebe verraten und bin somit Schuld an ihrem Tod. Ich bin Schuld, dass Harry ohne seine Eltern aufwachsen musste. Ich hatte zwar kein sonderlich gutes Verhältnis zu meinen Eltern, aber ich weiß, dass ich Harry seine liebevolle Mutter genommen habe.", sagte er traurig.

„Du bist nicht Schuld und das wissen wir beide. Du konntest nichts dafür, dass Lilly gestorben ist. Du hast sie nicht verraten und du hast sie auch nicht umgebracht. Du hast Fehler gemacht, ja. Aber das haben wir alle. Du hast aber alle deine Fehler mehr als wieder gut gemacht. Ich kann gar nicht zählen, wie oft du Harry das Leben gerettet hast. Und selbst mir hast du mehr als einmal das Leben gerettet.

Ich weiß, dass du Harry nicht leiden konntest, da er dich an James erinnert hat, aber trotzdem hast du dich um ihn gekümmert und ihn am Leben erhalten. Du hast dich selbst geopfert für Leute, die dir nichts als Verachtung entgegen gebracht haben. Für mich bist du ein Held Severus Snape und bitte nenne mich Hermine.", erklärte sie und sah ihn voller Anerkennung an.

„Ich fühle mich geschmeichelt Hermine und ich danke dir für deine Worte. Ich weiß, dass es dir jetzt nichts mehr bringt, aber wäre ich noch am Leben und du hättest es in Betracht gezogen eine Ausbildung zur Tränkemeisterin zu machen, hätte ich dich nur zu gerne ausgebildet. Du warst meine beste Schülerin, die ich je hatte und ich war nur deswegen so streng zu dir, weil ich wollte, dass du dich noch mehr anstrengst.", sagte er und sah sie entschuldigend an.

„Sie waren der beste Lehrer, den ich je in Zaubertränke und Verteidigung gegen die dunklen Künste hatte und ich fühle mich geehrt, dass sie mich ausgebildet hätten. Bei ihnen habe ich sehr viel gelernt und dafür bin ich sehr dankbar. Ich wünschte, ich könnte noch mehr von ihnen lernen. Aber ich dachte, sie würden keine Lehrlinge annehmen?", fragte sie etwas überrascht.

„Das stimmt so nicht ganz. Ich hatte ein paar Bewerber, aber die waren alle nicht gut genug und ich habe sie abgelehnt und irgendwann hat sich herumgesprochen, ich würde keine annehmen und ich war gar nicht böse darüber. Du siehst, es ist nicht immer alles wie es scheint. Außerdem glaube ich, dass du auch ohne mich sehr viel lernen wirst.", sagte er und sah sie belustigt an.

Hermine konnte es nicht glauben, er war so ganz anders, als früher. Er war nicht mehr der strenge und gefühllose Lehrer, er war ein netter Mann mit dem sie sich hervorragend unterhalten konnte. „Ich wünschte, ich hätte sie damals retten können.", meinte Hermine traurig und sah zu Boden.

„Es ist gut so wie es ist. Es ist nicht so schlimm tot tu sein. Ich habe für meine Fehler und meinen Verrat bezahlt. Außerdem hätte ich eh nicht ohne die Liebe meines lebens alt werden wollen.", erklärte er freundlich und sah sie aufmunternd an. „Aber wenn du mich schon einmal hier her gerufen hast, könntest du mir wenigstens sagen, wie es meinem Patensohn geht.", fragte Severus.

Sofort verfinsterte sich Hermines Gesicht. Sie fühlte, wie ihr Herz wieder anfing weh zu tun und ihr Tränen in die Augen stiegen. Überrascht und besorgt sah Severus sie an. „Erzähl mir was passiert ist Hermine.", sagte er freundlich. Hermine wusste nicht warum, aber sie erzählte ihm alles, angefangen von der Entschuldigung, bis zu der Beleidigung vor zwei Wochen. Severus hörte ihr aufmerksam zu und unterbrach sie kein einziges Mal.

Er bemerkte wie ihre Augen strahlten, als sie von dem Kuss erzählte und ihrem Geburtstag und wie ihre Augen sich mit Tränen füllten als sie erzählte, was dann geschehen war. Als sie fertig war, dauerte es eine Weile, bis Severus sich wieder zu Wort meldete: „Hermine, ich weiß, dass wird dir nicht leicht fallen, aber du musst mir glauben, dass das nicht Draco war und falls doch, dann musste er einen Grund dafür haben, dass er sowas gesagt hat.

Draco hat sich verändert und dass schon lange vor dem Krieg. Ich habe dir gesagt, es ist nicht immer alles wie es scheint, also versuche herauszufinden, was mit ihm los ist. Ich kenne meinen Patensohn und er würde sowas nicht ohne Grund sagen.", meinte Severus ernst und er sah wie Hoffnung in Hermines Augen aufblitzte.

„Ich danke ihnen Professor. Ich werde es herausfinden, dass verspreche ich ihnen.", sagte Hermine mit neuer Entschlossenheit und Hoffnung. „Hermine, bitte nenne mich Severus. Ich bin nicht mehr dein Lehrer und ich schätze dich und möchte nicht, dass du mich siezt.", erklärte er ernst.

Hermine sah ihn überrascht an. Das war das größte Kompliment, was er ihr machen konnte. „Ich danke dir Severus.", flüsterte sie. Er nickte nur und war wenige Sekunden später verschwunden.

Anders als erwartetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt