Anders als erwartet

Beginn der Ferien

Es war Sonntag und heute würden sie alle nach Hause fahren. Hermine merkte, wie jemand leise ihren Namen sagte und sie sanft hin und her gerüttelt wurde. Verschlafen öffnete sie ihre Augen. Sie war tot müde und der Fakt, dass noch kein Sonnenlicht durch das Fenster fiel, machte die Sache nicht gerade leichter.

Verwirrt sah sie in das Gesicht von Ron, welcher immer noch leise ihren Name flüsterte. „Was gibt's?", fragte sie verwirrt. „Es ist schon halb acht und ich dachte, wir sollten heute noch mal, alle zusammen, in der Großen Halle frühstücken.", erklärte er entschuldigend. „Und warum weckst du dann nur mich?", erkundigte sie sich, als sie sah, dass alle anderen noch schliefen.

„Weil ich wusste, dass du derselben Meinung sein würdest und du bist im Überzeugen nun mal viel besser als ich.", gestand er entschuldigend. Hermine wusste, was er meinte. Die meisten würden nicht begeistert sein, so zeitig wegen einem Frühstück geweckt zu werden, zumal sie später auch noch eins von Winky hätten bekommen können.

Aber Hermine sah es wie Ron und außerdem mussten sie eh irgendwann aufstehen um den Hogwarts Express nicht zu verpassen. Es dauerte eine ganze Weile, bis wirklich alle wach waren und Hermine musste ganze Arbeit leisten, um alle zu überzeugen mit zu gehen und nicht einfach weiter zu schlafen.

Als sie sich eine halbe Stunde später alle wieder beim Frühstück trafen, waren die Gesichter von allen mit tiefen Augenringen gezeichnet. Sie hatten dank ihrer Kissenschlacht so gut wie gar nicht geschlafen. Abgesehen von Hermine und Ron wirkten noch immer alle ziemlich müde und genervt.

Ron griff in seine Tasche und schob jedem ein Bonbon entgegen. „Ich will jetzt nichts Süßes!", beschwerte sich Ginny und schob es weg. „Das ist nichts zum Naschen. Das sind Muntermacher und mit viel Stolz kann ich sagen, dass ich sie selbst erfunden habe.", erklärte Ron und sah in die Runde.

Abgesehen von Hermine schoben nun alle ihre Bonbons von sich weg. Ein enttäuschter Gesichtsausdruck erschien bei Ron. „Vertraut ihr mir nicht?", fragte er gekränkt und sah in die Runde. Ein paar schüttelten den Kopf und die anderen sahen betreten zu Boden.

Ohne zu zögern griff Hermine nach dem Bonbon, wickelte es aus und steckte es in ihren Mund. Alle sahen sie gebannt und auch ein bisschen geschockt an. „Ich vertraue dir voll und ganz.", sagte Hermine, nachdem sie die etwas zähe Masse erst gekaut und dann hinunter geschluckt hatte.

Sofort spürte sie, wie eine Leichtigkeit sie ergriff, die sie mit Worten nicht beschreiben konnte. Sie fühlte sich erholt und entspannt. „Danke.", antwortete Ron und aß ebenfalls sein Bonbon. Nachdem sich alle sicher waren, dass es Hermine wirklich gut ging, aßen sie nach und nach ihre Muntermacher.

Es dauerte nicht lange und Draco ergriff das Wort: „Die Dinger wirken ja fantastisch. Wie hast du die gemacht." „Versteh mich bitte nicht falsch Draco, aber das kann ich dir leider nicht verraten. Das ist ein Berufsgeheimnis.", gestand er und ein breites Grinsen lag auf seinem Gesicht.

„Ich wusste gar nichts davon. Verkaufst du die ab jetzt auch in deinem Laden?", meldete sich nun George zu Wort. „Ja. Ich habe sie erst letzte Woche fertig gestellt. Sie sind jetzt in der Produktion und ich vermute, sie werden super bei den Leuten ankommen, auch wenn es kein Scherzartikel ist.", erklärte Ron und begann sich Essen auf seinen Teller zu schaufeln.

Hermine fragte sich jedes Mal wieder, wie Ron nur so viel Essen konnte und trotzdem so gut gebaut war. Nach und nach gingen die Gespräche in unterschiedliche Richtungen, aber sie lachten viel und genossen das letzte Essen, für dieses Jahr, in der Gemeinschaft.

Nach dem Essen verschwanden sie alle in ihren Zimmern, um die letzten Sachen zusammen zu packen und danach machten sie sich auf den Weg nach Hogsmeade. Dort stiegen sie in den Hogwarts Express und setzten sich alle zusammen in ein Abteil.

Selbst Harry, Ron, Ginny, George und Angelina fuhren mit, obwohl sie genauso gut hätten apparieren können. Die ganze Fahrt über sprachen sie über alle möglichen Sachen und lachten so viel, dass sie Bauchschmerzen bekamen. Jeder von ihnen spürte, dass sie die besten Freunde geworden waren und dass sie sich alle gegenseitig mit dem Leben verteidigen würden.

Die Atmosphäre die herrschte, war so angenehm, dass selbst Harry, Ron und Draco ordentlich und freundschaftlich miteinander sprechen konnten. Draco entschuldigte sich sogar bei ihnen und versprach, dass alles wieder gut zu machen. Aber Harry und Ron meinten, das habe er schon, in dem er Hermine wieder glücklich machte.

Die drei waren sich nicht sicher, ob sie jemals wirklich richtig gute Freunde werden würden, aber wenigstens hassten sie sich nicht mehr und es gab etwas, was sie alle drei verband und das war Hermine.

Hermine hatte es geschafft, die schlimmsten Feinde dazu zu bringen, sich zu akzeptieren und sie sogar ein klein wenig zu mögen und dass alles nur durch ihre Freundlichkeit und Güte. Sie hatte Draco eine zweite Chance gegeben und er hatte sie dafür zum glücklichsten Menschen auf dieser Erde gemacht.

Mehrere Stunden später, obwohl es sich für die Freunde gar nicht so lange angefühlt hatte, kamen sie in Kings Cross an. Dort wurden sie von einer strahlenden Molly, einem zufriedenen Arthur und einer fröhlichen Narzissa empfangen. Sie umarmten und gerüßten sich überschwänglich und verließen danach zusammen den Bahnhof.

Sie liefen zum Auto der Weasleys und Harry, Ginny, Ron, George und Angelina verstauten ihr Gepäck darin. „Ich wünsche euch ganz schöne Ferien und wir sehen uns Silvester.", sagte Hermine und machte sich daran, alle zum Abschied einmal zu umarmen.

Auch Blaise, Pansy, Neville und Luna verabschiedeten sich mit dem Versprechen Briefe zu schreiben und waren kurz darauf verschwunden. „Wie kommt ihr nach Prince Manor?", erkundigte sich Molly freundlich. „Wir apparieren, das ist der einzige Weg ins Manor zu gelangen.", erklärte Narzissa. Molly nickte nur und verabschiedete sich von Hermine, bevor sie ebenfalls ins Auto stieg.

Draco, Hermine und Narzissa sahen dem Auto noch eine Weile hinter her, bevor sie mit ihrem Gepäck ins Manor apparierten. Hermine bekam ein Zimmer direkt neben Draco. Sie packte ihre Sachen aus und betrat den kleinen Balkon, welcher ihr Zimmer mit Dracos verband.

Sie schaute über die Schneebedeckte Wiese, in welcher sich die letzten Sonnenstrahlen des Tages spiegelten und spürte, wie Draco sich hinter sie stellte und sie in seine Arme zog. „Ich liebe dich Hermine.", hörte sie ihn leise in ihr Ohr flüstern.

Vorsichtig drehte sie sich zu ihm um, schaute ihm in die Augen und erwiderte: „Ich liebe dich auch Draco." Er lehnte sich nach vorne und gab ihr einen zarten Kuss und in dem Moment wusste Hermine, dass es die besten Weihnachtsferien in ihrem Leben werden würden.