Kapitel 20

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Luke sah mich so vorwurfsvoll an, als ich ihn in der Cafeteria traf.

Dieser Blick zerbrach mir das Herz.

Er durchbohrte mich richtig.

Dann spürte ich, wie mir eine warme Flüssigkeit den Körper hinab lief.

Mein Blick ließ den von Luke los und wanderte hinunter.

Mir stockte der Atem, als ich sah, dass sich ein riesiges Loch in meiner Brust befand.

Der Blick brach mir nicht mein Herz, er hatte es mir aus der Brust gerissen.

Nach Luft schnappend schreckte ich hoch und stellte erstaunlich schnell fest, dass ich mich in meinem Bett befand.

Das alles war nur ein Alptraum gewesen.

Ein schneller, schmerzhafter und verrückter Alptraum.

Weder hatte ich Luke getroffen, noch war ich in der Cafeteria mit einem Loch, das in meinem Körper klaffte.

Es war schlicht und einfach ein Traum gewesen.

Ein Traum und vielleicht auch eine Vermutung.

Eine Vorstellung von dem was mich erwartete.

Eine Befürchtung was kommen könnte.

Meine Gedanken wanderten zurück zu dem gestrigen Abend.

Es tat wirklich weh zu wissen, dass Luke beim nächsten Mal, wenn ich ihn treffen würde, nicht auf mich zukommen würde.

Dass er mich nicht umarmen würde.

Nicht den Rest meines Lebens bei mir sein würde, wie ich immer dachte.

Doch ich war auch erleichtert.

Luke war mein bester Freund.

War es nicht meine Pflicht, ihn zu schützen, wenn ich es konnte?

Er beschützte mich indem er sich gegen alle stellte, die mir etwas Böses wollten – auf seine Weise eben.

Ich schützte ihn nun auf meine Weise.

Der einzige Weg, der mir einfiel.

Ich schützte ihn, indem ich ihn aus meinem Leben hielt.

Nur so konnte er leben ohne dem ständigen Mobbing standhalten zu müssen.

Nur damit konnte ich garantieren, dass Jessica und Michael es nicht eines Tages ebenfalls auf Luke abgesehen hätten.

Nur auf diese Weise konnte er das Leben leben, das ihm zustand.

Das schrille Piepen meines Weckers riss mich zurück in die Gegenwart.

Es war an der Zeit aufzustehen und ich war ungefähr so motiviert wie ein Faultier Lust hatte einen Marathonlauf zu gewinnen.

Schlafen wäre etwas gewesen, zu dem ich mich hätte überreden lassen.

Aufstehen jedoch schien so ziemlich das Letzte zu sein, auf das ich Lust hatte.

Genervt machte ich den Wecker aus und einen Moment später sah ich, wie etwas in Violas Bett herumwuselte.

Amüsiert beobachtete ich die seltsamen Bewegungen unter ihrer Bettdecke und wenige Sekunden später schaute ein wuscheliges Haarbüschel darunter hervor.

„Guten Morgen“, gähnte Viola.

„Morgen“, grinste ich.

Viola sah mich einen Moment lang an und dann weiteten sich ihre Augen.

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