Kapitel 24

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Meine Gedanken wanderten immer wieder zu diesem Moment mit Luke. Was war da eben in der Sporthalle geschehen?

Lukes Blick fiel auf mich, als er auf uns zulief und er erstarrte in der Bewegung und sah mich an.

Ich starrte ihn an und er starrte mich an.

Es war als würde es nur noch uns geben.

All meine Worte schossen mir durch den Kopf, all die Dinge die ich gesagt hatte um ihn aus meinem Leben zu verbannen schienen sich zu wiederholen.

Versehentlich rempelte Viola mich an und riss mich aus meinen Gedanken.

Luke stand einfach da und starrte mich an, während seine Hand den Ball automatisch immer wieder zu Boden stieß.

Wenn er nicht gleich laufen würde, wäre der Ball verloren und das andere Team würde noch einen Korb schmeißen.

Mist verdammter!

„Lauf schon los und mach das Ding rein!“, schrie ich ihm zu.

Eine Gefühlte Ewigkeit sah ich in Zeitlupe zu, wie die anderen aus dem gegnerischen Team auf ihn zurasten, doch dann nickte Luke kaum merklich und machte sich wieder auf den Weg zum Korb und mit einem wahnsinnigen Sprung warf er den Ball in den Korb und rannte wieder an mir vorbei auf seinen Platz.

„Was war denn das eben?“, fragte Viola mich grinsend.

„Ich hab keine Ahnung!“, seufzte ich.

Das war mehr als merkwürdig. Ich hatte ihn mehr oder weniger in den Wind geschossen. Er hatte jeden erdenklichen Grund mich zu ignorieren, mich gar zu hassen, doch das tat er offensichtlich nicht. Er hatte mich gesehen und angesehen. Angesehen, als Läge die Welt in Schutt und Asche und ich wäre die einzige unbeschädigte Blume…

Okay, nein, das war doch unsinnig! Meine Einbildung spielte mir mal wieder  die unheimlichsten Streiche. Egal was ich glaubte gesehen zu haben, Luke hatte mich sicher nur angesehen wie ein verletzter Junge dessen beste Freundin, die wohlgemerkt alles andere als eine herausstechende Blume war, der Grund seiner Traurigkeit war.

Ich erreichte mein eigenes Auto und fuhr mit nur einem Gedanken davon: Egal was in der Turnhalle nun wirklich von Statten gegangen war, Viola hatte Recht. Ich musste um diese besondere Freundschaft mit Luke kämpfen.

Doch erst einmal musste ich wieder zu mir selbst finden. Das Ich zurückerlangen, das von Jessica unbeschädigt war. Ich musste wieder sechs sein und doch mein jetziges Ich beibehalten. Und dafür gab es nur einen Weg.

Das Ziel schwer erreichbar, die Aussicht auf den Sieg so minimal, dass ich eher vom Blitz getroffen und gleichzeitig einen Sechser im Lotto gewinnen würde und die einzige Chance ein wahnsinniges Outfit inklusive neuer Frisur und Violas Anwesenheit auf der Party und alles was dagegen stand waren meine Sprachbarriere und Jessica.

Ich hielt vor dem Bekleidungsgeschäft, von dem aus ich auch in Kürze den Friseursalon erreichen konnte, sah einmal entschlossen in den Rückspiegel und stieg dann aus.

Drei Stunden später, auf dem Weg zur Party, war ich nicht mehr annähernd so entschlossen wie auf dem Weg in die Stadt. Natürlich war es zu erwarten gewesen, dass ich kneifen und mich in meinem Zimmer hinter einem Buch verstecken würde. Aber um das zu vermeiden reichte meine Entschlossenheit noch aus.

„Jetzt oder nie“, murmelte ich immer wieder vor mich hin, während ich mich der Party Schritt für Schritt näherte.

Sie würden mich auslachen, das wusste ich. Die Menschen lachten immer wegen allen möglichen Dingen und ich hatte ihnen bei der letzten Party wirklich jeden Grund zum Lachen geliefert. Diese Party würde es nicht anders laufen. Doch dieses Mal würde ich den Vorteil haben, dass es nicht mich überraschte, sondern die anderen. Ich war vorbereitet.

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