Kapitel 10

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„Jedoch nur unter ein paar Bedingungen!“, fuhr Mrs. Bolton nun fort.

Aha! Ich wusste doch, es gab einen Haken! Das war doch wohl offensichtlich gewesen!

Niemand zog freiwillig mit mir zusammen.

Und wenn doch, waren sie schnell wieder weg.

Aber wirklich niemand, der von Anfang an wusste, mit wem er es zu tun hatte, zog freiwillig bei mir ein!

Niemand wollte mit mir in einem Zimmer wohnen. Niemand wollte in mein Zimmer. Absolut niemand.

Da war es doch nur offensichtlich, dass es einen Haken geben musste. Und wie sich nun herausstellte, hatte ich mit meiner Vermutung Recht!

Ich sah Mrs. Bolton fragend an. Ich wollte ja nichts sofort abblocken, ohne mir genau anzuhören worum es ging. Und ich wollte ebenfalls nichts zustimmen, wenn ich nicht wusste, was ich mir da einhandelte.

Mrs. Bolton sah mich entschuldigend und mitfühlend an, ehe sie Luft holte und zum Sprechen ansetzte.

Meine Gedanken überschlugen sich nur so und in meinem Kopf herrschte ein einziges Durcheinander.

Wer war diese mysteriöse Person, mit der ich ab heute Abend zusammenleben würde?

Alex hatte mich berührt!

Warum musste Luke heute zu Mrs. Bolton?

Warum wollte sie freiwillig mit mir zusammenleben?

Er hatte tatsächlich meine Finger berührt!

Warum war Luke heute generell so angespannt?

Wieso sollte jemand freiwillig mit mir zusammenleben wollen?

So sanft hatte er meine Haut berührt!

Ging es Luke gut?

Wo war nur mein Zeichenblock?

Alex hatte meine Hand bemerkt! Meine Hand!

Musste ich mir Sorgen um Luke machen?

Wie sollte ich nur zum Lernen kommen, wenn ich den ganzen Tag damit verbringen sollte, die Bedingungen für den Zusammenzug zu erfüllen?

Und warum zum Teufel noch einst hörte die Nervensäge nicht auf an meine Tür zu klopfen?

Oh, verdammt! Es klopfte an der Tür!

Ich war mal wieder so in Gedanken versunken, dass ich nichts mitbekam. Schnell lief ich zur Tür und öffnete sie.

„Serena Fray!“, grummelte Luke mich gespielt böse an. „Was bitte denkst du dir dabei, mich geschlagene fünf Minuten vor der Tür stehen zu lassen? Was hast du denn bitte die ganze Zeit da drinnen gemacht? Geschlafen? Wir waren doch verabredet! Zum Lernen! Du bist doch sonst immer so scharf darauf!“

Den Kopf schüttelnd schob Luke mich leicht beiseite und betrat mein Zimmer.

„Ah, gut, deine Mitbewohnerin ist nicht da. Ich hatte schon ein schlechtes Gewissen, weil ich gar nicht mehr abgewartet hatte, ob du lieber bei mir lernen willst! Aber dann kann ich mich jetzt ja beruhigen!“, sagte er und warf sich auf mein Bett. Wie immer.

„Luke…“, begann ich.

„Irgendwie ist es heute anders hier! Habt ihr etwas verändert?“, fragte er und sah sich im Zimmer um.

„Luke…“, setzte ich erneut an.

„Ah, ich weiß! Ihr habt die Pflanze hinausgeworfen!“ Er deutete auf einen leeren Platz, an dem tatsächlich gestern noch ein riesiger Elefantenfuß seine grünen Blätter in die Gegend hatte hängen lassen. Die Pflanze meiner letzten Mitbewohnerin.

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