„Was grinst du so doof?“, fauchte Michael mich an und stieß mich zurück, wodurch ich mit dem Rücken an der Wand landete.
Ich keuchte leicht auf. Jedoch nicht vor Schmerzen, sondern durch den Schrecken, den ich bekam.
Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass sich durch meine Gedanken ein Grinsen auf mein Gesicht geschlichen hatte. Doch Michael schien es nicht entgangen zu sein.
„Ich…“, stammelte ich und brach wieder ab. Da bildete er sich wieder. Der dicke und fette Kloß in meinem Hals.
Wieder einmal war ich nicht in der Lage zu sprechen. Doch es schien wieder mehr aus Angst zu sein.
Michael packte mich wieder am Arm.
„Ich habe dich gefragt, warum du so grinst!“, fauchte er. „Bist du nun auch schwerhörig geworden, oder was?“
„Lass sie los!“, hörte ich eine mir durchaus bekannte Stimme scharf sagen und drei Köpfe wandten sich überrascht ihr zu.
Jessica riss die Augen weit auf. Michael zog die Augenbrauen hoch. Und ich starrte einfach nur hin und her.
„Lass sie los!“, wiederholte Luke sich langsam mit gepresster Stimme.
Michael brach vor mir in schallendes Gelächter aus, lockerte dabei jedoch den Griff um meinen Arm weit genug, dass ich mich losreißen konnte.
Im Gegensatz zu meinem Arm in Michaels Hand, konnte ich meine Augen nicht von dem Bild, das sie erfassten, losreißen. Ich starrte Luke an und konnte meinen Blick einfach nicht von ihm abwenden.
Ich hatte Luke schon in den verschiedensten Situationen gesehen. Vom Kleinkind in Pampas, das vor seiner Mutter floh, weil es nicht gebadet werden wollte, über den kleinen Jungen, der den Sieg bei seinem ersten Basketballspiel jubelte und dem Teenager, der sich über sein erstes Barthaar freute, bis hin zum jungen Erwachsenen, der nervös einen Brief öffnete und dann vor Schock erstarrte, weil er tatsächlich an der Uni angenommen wurde. Obwohl das doch wohl klar war. Für mich zumindest. Er war sich da nicht so sicher gewesen.
Doch noch nie hatte ich ihn wie jetzt gesehen. Luke, der immer friedliche, harmlose, keiner Fliege etwas zu Leide tuende Luke, stand nun dort, mit geballten Fäusten und finsterer Miene.
Ich ließ meinen Blick hinaufwandern. Von den geballten Fäusten sah ich auf die ärmellosen, nackten Arme, die mir einen definitiv nicht schlecht trainierten Bizeps zeigten, welcher so manches Barbiepüppchen nun schwärmend aufseufzen lassen würde. Seine angespannte Oberarmmuskulatur machte eine ordentliche Rundung deutlich, die darauf hindeutete, dass ein Gegner nicht allzu viel zu lachen hätte, wenn Luke auch nur ein wenig Kraft in einen Schlag legen würde.
Luke hatte eine gut ausgebildete Armmuskulatur?
Natürlich hatte er das.
Er war Sportler.
Basketballer, um genau zu sein. Die hatten doch alle ein gewisses Maß an Armmuskulatur, oder?
Doch warum war mir das nie zuvor aufgefallen?
Ich tat diesen Gedanken rasch mit einer imaginären Handbewegung ab. Schließlich war er mein bester Freund. Das erklärte doch wohl alles! Man musterte seinen besten Freund einfach nicht auf diese Weise. Man achtete nicht auf sein Äußeres, wenn es nicht gerade hervorstach, weil es sich plötzlich drastisch veränderte. So wie es jetzt der Fall war.
Und vielleicht hatte ich ihn bisher auch einfach nie so angespannt gesehen. Es war schließlich wissenschaftlich bewiesen, dass es einen Unterschied zwischen den Hervorhebungen der Muskulatur je nach Situation gab.
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Swot
Teen FictionVon keinem bemerkt und beachtet. Das ist Serena Fray. Ihr Aussehen entspricht auch ihrem Innern. Es gibt nichts wichtigeres als Lernen für sie. Sie ist durch und durch der Klischee-Streber. Freunde? Hat sie einen. Beziehung? Keine. Doch es gibt die...