Die Woche verging wie im Flug. Die meiste Zeit verbrachte ich wie gewöhnlich in irgendwelchen Vorlesungen oder indem ich Alex anstarrte und darüber nachdachte, wie es wohl wäre, wenn ich mit ihm sprechen würde. Wie es wohl wäre, wenn ich einfach wie bei Viola mit einem Wort herausplatzen würde. Doch mir war bewusst, dass das niemals der Fall sein würde.
Ich konnte mir noch immer nicht erklären was passiert war. Viola war einfach anders. Sie brachte das Beste in mir zum Vorschein. Das Beste, was mir passieren konnte, war sie. Egal wie herum ich es betrachtete, ich kam immer wieder zu dem Ergebnis, dass ich ihr aus irgendeinem unerklärlichen Grund vertraute. Mehr, als ich jemals zuvor einem Mädchen getraut hatte. Mehr, als ich generell jemandem traute, den ich kaum kannte.
Sie war von Anfang an nett zu mir gewesen und hatte mich sogar vor Jessica verteidigt. Seither war alles anders. Meine freie Zeit außerhalb der Vorlesungen verbrachte ich mit ihr oder mit Luke oder mit beiden. Und ich hatte mit beiden gleich viel Spaß.
Luke, die immer präsente und beständige Konstante in meinem Leben und Viola, das quirlige und aufgedrehte Unbekannte.
Ganz zu meiner Freude hatte Luke sich schnell daran gewöhnt, dass ich mit Viola sprach und sie nun ebenfalls ein Teil meines, und somit auch seines, Lebens war. Die beiden verstanden sich einfach wunderbar. Auf der einen Seite waren sie total gleich, und auf der anderen Seite hätten sie unterschiedlicher nicht sein können.
Beide brachten mich zum Lachen. Beide hatten denselben Sinn für Humor, wenn es darum ging, Unsinn zu machen. Doch wenn es um die Schule ging, glich Viola eher mir, während Luke noch immer derselbe lernfaule Sportler war. Somit hatte sie ihn was das Lernen betraf abgelöst, ganz zu Lukes Erleichterung. Als er merkte, dass Viola und ich zusammen lernten, hatte er sich ganz schnell aus dem Staub gemacht und gemeint, er würde sich uns wieder anschließen, wenn es notwendig war, doch bis dahin würde er gehen und das Leben genießen.
Typisch Männer eben. So dachte zumindest ich. Viola hatte ihm sehnsüchtig nachgeschaut und mir erklärt, wie gerne sie auch einmal einfach nur gehen und Spaß haben würde, dass sie sich das jedoch nicht erlauben könnte, weil sie unbedingt das Semester packen müsse und bisher Schwierigkeiten beim Lernen hatte.
Und so kam es, dass wir an diesem sonnigen Freitag in unserem Zimmer saßen und gemeinsam lernten, während Luke losgezogen war um mit seinen Freunden vom Basketballteam etwas zu unternehmen, ehe sie alle auf eine Verbindungsparty gehen würden.
Unser Zimmer beinhaltete inzwischen noch viel mehr orangefarbene Dekorationen als zuvor, denn aus trotz hatte Viola beschlossen, Jessica zu ärgern. Und ihr war nichts anderes eingefallen als genau das Gegenteil von Jessicas Vorstellung zu machen und somit hatte sie nicht alles Orangefarbene entfernt, sondern noch viel mehr gekauft.
Ich muss zugeben, es war wirklich eine gute Idee gewesen und Jessicas Blick, als sie das Zimmer betrat, war von unendlichem Wert! Doch gesagt hatte sie zu Violas Handlung nichts. Sie hatte generell nicht viel gesagt, seit Mrs. Bolton ihr die Predigt gehalten hatte. Jessica stand morgens auf, machte sich fertig und kam eigentlich nur noch wieder ins Zimmer, wenn sie schlafen ging. Den Rest der Zeit verbrachte sie irgendwo anders. Mir war es nur recht. Je weniger ich sie sehen musste, desto geringer war das Risiko, dass sie irgendetwas Gemeines tat.
„Hast du morgen schon etwas vor?“, fragte Viola plötzlich und riss mich aus meinen Gedanken.
„Ja, ich habe morgen früh einen Termin beim Kieferorthopäden. Wenn ich Glück habe und die Untersuchung gut läuft, werde ich morgen meine feste Spange los“, antwortete ich und griff nach dem nächsten Buch um zu lernen.
„Das ist ja großartig!“, strahlte sie mich aufrichtig an. „Und was machst du danach?“
„Ich dachte an das Übliche“, antwortete ich und blätterte die Seite um. Ich war neugierig geworden, worauf sie hinaus wollte, doch solange sie nichts sagte, würde ich die Zeit nutzen um zu lernen.
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Swot
Teen FictionVon keinem bemerkt und beachtet. Das ist Serena Fray. Ihr Aussehen entspricht auch ihrem Innern. Es gibt nichts wichtigeres als Lernen für sie. Sie ist durch und durch der Klischee-Streber. Freunde? Hat sie einen. Beziehung? Keine. Doch es gibt die...