Mein Plan, Luke und Alex aus dem Weg zu gehen, scheiterte bereits an diesem Vormittag. Nachdem ich endlich wieder meine eigenen Klamotten tragen konnte, begann der Start in den Tag erstaunlich positiv. Immerhin war ich nicht gezwungen farbenfroher als der Regenbogen durch die Uni zu laufen und allen Violas Kleidungsstücke zu zeigen.
Nach dem Frühstück hatten Viola und ich uns getrennt, da wir am Infobrett feststellten, dass eine unserer Vorlesungen ausfiel. Viola war entschlossen diese Zeit zu nutzen um ein benötigtes Nickerchen zu halten, während ich vor Begeisterung in die Bibliothek gehen und die Zeit zum Lernen nutzen wollte.
Wie gesagt, ich wollte es.
Doch hatte ich keinesfalls die Pläne anderer einberechnet und so kam es, dass ich nichts ahnend durch die beinahe ausgestorbenen Gänge schlenderte, bis jemand meinen Namen regelrecht schrie und mich zu Tode erschreckte.
"SERENA FREY!"
Mein Name hallte durch den Gang und schien lauter zu sein als jeder Lautsprecher es hätte erreichen können.
"Heilige Pinguinkacke!", keuchte ich erschrocken auf und stolperte beinahe über meinen eigenen Fuß.
Überrascht drehte ich mich um und riss die Augen weit auf, als ich einen schnaubenden Bullen am Ende des Ganges erblickte. Genau genommen war es kein Bulle, sondern Luke, aber so, wie er sich aufbäumte, konnte man ihn tatsächlich für einen Stier halten. Und ich schien die rote Flagge zu sein, auf die er jeden Moment losstürmen würde, sollte sie sich im Wind bewegen.
Ich hätte es besser wissen sollen, da ich bereits diesen Vergleich zog, doch so schlau ich auch dachte zu sein, war ich tatsächlich eher dumm.
"Mist", murmelte ich und tat genau das, was ich nicht hätte tun sollen.
Ich rannte los.
In die entgegengesetzte Richtung fliehend, rannte ich den Gang entlang. Weg von Luke, weg von jeglicher Logik und stets um mein Gleichgewicht bemüht.
"HEY!", hörte ich ihn schreien. "Wag es nicht wegzulaufen!"
Oh doch!
Was auch immer in mich gefahren war, ich würde gewiss nicht anhalten. Jedenfalls nicht freiwillig.
Und so rannte ich den Gang bis zur Treppe entlang. Ich hörte die raschen Schritte hinter mir hallen, was bedeutete, dass Luke mir bereits auf den Fersen war. Warum musste er ebenfalls rennen?
Sobald ich die Treppe erreichte, bog ich ab und hastete die Stufen hinauf. Es war wahrlich ein Wunder, dass ich heil oben ankam. Meine Füße waren nicht für solche Missionen koordiniert, das wusste ich, dennoch hatten sie ihren Job gut gemacht. Doch Luke war wesentlich schneller als ich. Da ich das wusste, war mir ebenfalls bewusst, dass ich ihm nur entkommen konnte, wenn ich die einzige Waffe benutzte, die ihm überlegen war. Und so tat ich das Einzige, das logisch erschien und rannte nicht in einen der neuen Gänge sondern duckte mich hinter dem Treppengeländer und betete, dass Luke mich nicht sehen würde.
Zu meinem Erstaunen war das Glück tatsächlich ein Mal in meinem Leben auf meiner Seite und Luke raste schnaubend an mir vorbei in den Gang des neuen Stockwerks und bog ab. Sobald er aus meinem Sichtfeld verschwunden war, atmete ich erleichtert aus, stand auf und ging die Treppe wieder hinunter. Schließlich befand sich mein Ziel, die Bibliothek nun unter mir.
Als ich den Gang, aus dem ich zuvor geflüchtet war, erneut einbog, fielen mir zwei Dinge auf. Erstens, der Weg zur Bibliothek war frisch gewischt. Ein riesiges gelbes Warnschild bereitete mich darauf vor, dass ich den Rest des Weges vorsichtig entlangtapseln sollte. Und zweitens, laute und schnelle Schritte hallten hinter mir durch das Treppenhaus, was ankündigte, dass entweder ein Student zu spät zu seiner Vorlesung käme oder aber Luke nicht so dumm war, wie ich es gehofft hatte. Das Glück schien mir gegenüber heute jedoch wirklich gut gelaunt zu sein, denn die Schritte entfernten sich. Wer auch immer es war, schien nach oben zu laufen.
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Swot
Teen FictionVon keinem bemerkt und beachtet. Das ist Serena Fray. Ihr Aussehen entspricht auch ihrem Innern. Es gibt nichts wichtigeres als Lernen für sie. Sie ist durch und durch der Klischee-Streber. Freunde? Hat sie einen. Beziehung? Keine. Doch es gibt die...