S O M E T H I N G

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Lange Zeit dachte ich, wir gegen den Rest der Welt. Bin ich naiv, wenn ich das immer noch denke? Ich will naiv sein. Ich will Träume haben. Träume von uns und dem wie wir waren. Für mich zumindest. Für mich waren wir groß. Wir waren Riesen und haben auf alle anderen hinunter geguckt, weil wir gemeinsam Berge besteigen konnten. Dachte ich zumindest. Und jetzt bin ich ein kleiner Fisch, der in der dunkelsten Ecke des Ozeans schwimmt und schwimmt und schwimmt, niemals ankommen wird und irgendwann versinkt, weil das Meer ihn auffrisst. Ich schlucke soviel Wasser bis ich irgendwann daran ersticke oder es auskotzen muss oder so vollgesogen bin, dass nur noch mein Körper existiert. Mein Körper, der sowieso verunstaltet wurde und gegen sich selbst kämpft.

Ich vermisse dich. Nicht dich als Person, die ich in der letzten Woche kennen gelernt habe, sondern dich als denjenigen, den ich dachte zu kennen.

Das Gefühl, das du mir gabst. Immer da zu sein. Mich so anzunehmen wie ich bin. Ohne Erwartungen, Verpflichtungen, Druck. Innerlich kotze ich über mich selbst, so zu denken, zu fühlen. Ich kotze, wenn ich daran denke, dass du eines Tages vor der Tür stehen könntest. Aber nicht dass du dort stehst ist das Schlimme. Sondern dass ich dich nicht wegschicken werde. Dass ich mich irgendwo ein klein bisschen freuen werde, dass du noch nicht vollständig aus meiner Bildfläche verschwunden bist. Aus meinem Leben, meinen Gedanken, meinen Erinnerungen. Und das, obwohl du so unendlich viel Unheil über mich gebracht hast. Mir das sich am schlimmsten anfühlende Gefühl gegeben hast, das ich je verspürt habe: Ersetzt worden zu sein.

Und trotzdem werde ich die Rationalität nicht verstehen, die ich eigentlich beherzigen sollte. Denn neben all dem Schlechten in der letzten Woche gabst du mir auch etwas, das ich einfach nicht vergessen kann. Ich kann das gute Gefühl, das du mir gegeben, oder sollte ich besser sagen vorgetäuscht, hast nicht verdrängen. Du hast Seiten an mir hervor geholt, die ich besser hätte versteckt lassen sollen. Schutzmauer hoch, Maske auf. Vier Stunden Schlaf, letzter und erster Gedanke: Du. Alle Mauern unten, du konntest in mich rein schauen, ich habe alles vor dir abgelegt. Jede Unnahbarkeit, jeden Schutz, jede Distanz habe ich verworfen. Du hast die hässliche Wahrheit gesehen, die sonst keiner zu Gesicht bekommen hat. Ich hatte es zwar nicht vergessen, aber verdrängt. Weggeschoben. Weit weg, damit du mich einsogen konntest in deine heile Welt. Und was hat es mir gebracht verletzlich, schwach und berührbar zu sein? Mich einem Menschen zu nähern, zu öffnen, Gedanken und Gefühle zuzulassen? Du warst schon von klein auf besonders für mich, wenn auch schwer einschätzbar, daher habe ich mich wohl so vor der Tiefe gesträubt, die mich letzten Endes überrumpelt hat.

Muss mich zusammen reißen, nachts dich nicht anzurufen, dich zu hören, mir etwas von dem zurück zu holen von dem ich dachte, das würde dich ausmachen, das seist du. Wer bist du eigentlich?

Ich will es wissen. Ich will alles von dir wissen, nächtelang offene Karten lesen, jede Hülle fallen sehen, und erfahren wer du bist, wer du warst, wer du sein willst und nicht sein willst. Dich mit aller Ehrlichkeit, die uns das Leben und unsere Menschlichkeit bietet, kennen lernen. Dich - nicht dein Freiheitsstatuengroßes Ego, nicht deine Schutzweste, nicht die Rolle, die du einnimmst. Und irgendetwas in mir glaubt, dass das möglich ist. Dabei hast du das alles einfach nicht verdient.

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