Klarheit

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Wie bitter ist es, dass ich mir dich nach all dem was du getan hast trotzdem noch zurückwünsche?

Du hast mir mein Herz nicht nur gebrochen, du hast es rausgerissen, vergewaltigt, zerstückelt und mir zum Kleben hingehalten. Am ersten Mal war das schlimmste, zu erkennen, dass du nicht der Mensch bist für den ich dich Jahre lang hielt. Mühseligst, wie in Trance habe ich versucht es wieder zu reparieren, nur deswegen, weil ich wusste dass man ohne Herz nicht weiterleben kann. Ich bin geblieben, immer mit dem Gedanken mich zu regenerieren und erst dann eine Entscheidung zu treffen.

Heute weiß ich, wie dumm ich war.
A

ls es ein bisschen gekittet war, ich es zum Leben wieder einsetzen konnte, als ich wieder Hoffnung schöpfen konnte, ein bisschen Glück empfand. Als ich dir zumindest wieder etwas von dem glaubte was du mir erzähltest, hast du es mir erneut aus der Hand geschlagen. Same procedure. Am zweiten Mal war das schlimmste, zu erkennen, wie gut du immer noch lügen kannst. Im Angesicht meines Schmerzes und meiner Bitten. Wieder versuchte ich zu verarbeiten, weiterzuleben. Wieder in dem Gedanken, eine Entscheidung erst zu treffen wenn ich wieder ich bin.


Heute weiß ich, dass das meine letzte Chance gewesen ist.

Viel war von meinem Herz also nicht übrig, beim dritten Mal. Aber es reichte um zu leben. Es reichte um mit dir zu leben. Du danktest mir Tag für Tag dafür, dass ich noch da bin. Du schliefst nicht mehr fest, wie es sonst so deine Angewohnheit war, nur um mich nach meinen Alpträumen nicht alleine zu lassen. Du versprachst mir, dass ich die nächsten 80 Jahre sicher bei dir sei, dass alles was du willst ich bin. Du schworst auf deine Eltern, erinnerst du dich? (Wie beknackt das Wort schon klingt in der Vergangenheit, wie gerne würde ich es noch in der Gegenwart verwenden…) Es ist lächerlich, wie ein Kind dachte ich so etwas bedeutet noch etwas. Dachte, dass du bei all den Lügen zumindest auf sie nichts kommen lassen könntest. Du hast uns alle belogen. Niemand ist dir wirklich je etwas wert gewesen.

Und ich? Ich vertraute dir. Vermutlich habe ich es nicht anders verdient, hätte ich doch auf meinen klaren Menschenverstand hören sollen für den ich doch so bekannt bin. Am dritten Mal war das schlimmste, zu erkennen, dass nichts von all dem - dass nichts an dir - echt ist.

Heute weiß ich, dass ich nicht die bin, für die ich mich Jahre lang hielt.

Dass ich jemand bin den du zu brechen in der Lage warst. Dass ich jemand bin, den meine Freunde nicht wiedererkennen. Dass ich jemand bin, der nur noch in einer Hülle lebt und jemand, der sich von dem Mann mitnehmen lässt, den du so gehasst hast. Nur um die Distanz zwischen uns zu vergrößern. Um mir den Rückweg zu verbauen, den Rückweg zu dem was mein kleines geschundenes Herz eigentlich immer noch will: Dass du auf wundersame Weise das Magische erkennst, von dem du mich so lange versucht hast zu überzeugen. Dass du dich umsiehst und endlich denkst: „Was tue ich hier eigentlich?!“, endlich wirklich für mein Herz kämpfst und ein besserer Mensch wirst.

Aber all das wird nie geschehen, denn ich brenne alles hinter mir nieder um genau diesen erneuten  Fehler meinerseits zu vermeiden. Und du? Ich könnte mir tausend Erklärungen vorstellen wieso du nichts tust. Aber wie heißt es so schön, so schmerzlich schön und einfach, in dem Film „He’s Just Not Into You“?

Du liebst mich einfach nicht. Simple as that.

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