Das Unglück anderer

110 18 12
                                    

Jeder definiert Liebe anders. Eigentlich ist es nur ein Wort aus fünf Buchstaben, das nicht annähernd so viel Aufmerksamkeit bekommt, wie es eigentlich bräuchte.

Aber was ist Liebe? Kann man es überhaupt definieren? Oder stecken wir sie alle in die gleiche Schublade, irgendwo zwischen Glück, Hass und dem verzweifelten Versuchen das Leben in den Griff zu kriegen? Meine Liebe liegt weder in einer Schublade, noch halte ich es in meinen Händen. Die Liebe ist mir entwischt, förmlich geflüchtet, oder war es nur ein Wettrennen auf Zeit? Das Gefühl allein reicht manchmal einfach nicht aus, es genügt nicht, oder man genügt nicht. Ich habe nie verstanden, was all die Leute an dem Gefühl so toll finden, denn es brachte mir nichts als Leid, schmerz, Hass und Unglück. Einige Menschen definieren ihr Glück an dem Unglück anderer. Je unglücklicher der Leidtragende ist, umso glücklicher ist die Beobachtende Person. Gestehen wir es uns alle ein: jeder hatte einmal den Gedanken. Ich verurteile niemanden deshalb, ich gehöre nämlich auch zu der Fraktion, die sich an dem Unglück anderer gemessen haben.

Doch mich überkam das gleiche Schicksal. Niemals vergisst man das Gefühl, belogen, betrogen und ausgenutzt worden zu sein. Man vergisst den Schmerz nicht, der wie ein Laubfeuer in einem wütet, auf der Suche alles um sich herum mit ins verderben zu ziehen. Und man gibt nach, dem Schmerz, der Angst und vor allem der Wut. Man ist wütend, auf die Liebe, die Welt aber vor allem auf sich selbst. So fängt es meistens an. Das Aufzählen all der Dinge, die man falsch gemacht hat. Man gesteht sich ein nicht perfekt zu sein, nicht hübsch genug, nicht genügen zu können. Die Erkenntnis trifft einen mit einer Wucht, wie die Backsteinmauer in Berlin den alten VW Bus meiner Mutter. Nichts ergibt Sinn. Das Endlose hin und her der Gedanken, das Gefühl nichts mehr fühlen zu wollen und am Ende ist man leer.

Die Liebe hat mir vieles gegeben, aber das Doppelte genommen. Es war eine Achterbahn mit vielen Höhen aber mehr tiefen. Irgendwo im Labyrinth verschollen und wie Alice ins Wunderland verschwunden, treffe ich leider keine Raupe die mir hilft oder einen Hutmacher, der mir das Leben selbst erklärt und es bereichert.

Die Erkenntnis traf mich erst spät, das man selbst die Raupe, der Hutmacher, Grinsekatze und die Herzkönigin ist. Man selbst entscheidet, was man letztendlich fühlen möchte. Ich habe sie aufgegeben, die Liebe. Zwar nicht für immer, aber ich weiß, das es nie so sein wird wie beim aller ersten mal. Denn seien wir mal ehrlich:

"Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage."

Oder etwa nicht?

UNSPOKENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt